Am 27.Januar begehen wir in Deutschland den „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“. Es ist der Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz durch die Armee der Sowjetunion. Bundespräsident Roman Herzog initiierte diesen Gedenktag vor 25 Jahren. Dabei geht es um Erinnerungskultur, die ihren Blick den Überlebenden schenkt. Die Nazis haben ihr Ziel – Gott sei Dank – nicht erreicht.
Und der 27. Januar ist als Gedenktag ein Tag, um sich beschämt zu erinnern, was in unserem Land Menschen angetan wurde während der Naziherrschaft. – Und, um aus diesem Gedenken die Fähigkeit zur Kritik zu gewinnen, wenn heute Naziparolen laut werden - ihnen entschieden zu widersprechen, in dem Wissen um das, was vor 80 Jahren geschah.
Auch in Idar-Oberstein gibt es diese Orte der Erinnerung, so sind etwa in der Stadt „Stolpersteine“ verlegt, im Gehweg vor den Häusern, in denen Juden und Jüdinnen wohnten. Und in Oberstein gibt es an der Fußgängerzone das große Mahnmal für die deportierten jüdischen Bürger*innen. So, wie an vielen Orten solche Gedenkstätten existieren. Dass die Vergangenheit der Nazigewalt nicht vergessen oder, noch schlimmer, von manchen verleugnet wird.
In diesem Jahr 2021 gibt es auch das Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, das mit einer Vielzahl von Veranstaltungen, live und im Internet zugänglich, die lange Geschichte und das gegenwärtige jüdische Leben in unserem Land sichtbar machen möchte.
Die erste jüdische Gemeinde ist in Deutschland in der Stadt Köln für das Jahr 321 belegt, durch eine Urkunde von Kaiser Konstantin. So begann das jüdische Leben in Deutschland an vielen Orten. Zentren wurden z.B. auch die sog. SchUM – Städte Mainz, Worms und Speyer, die sich dafür heute zusammen mit dem Land Rheinland-Pfalz um eine Anerkennung als Weltkulturerbe bemühen. Im Mittelalter erlitten jüdische Gemeinden wiederkehrend Pogrome durch die christliche Mehrheit. Und die volle bürgerliche Gleichberechtigung wurde erst im 19. Jahrhundert gesetzlich festgelegt.
In den heutigen jüdischen Gemeinden in Deutschland leben auch deshalb wieder mehr Juden und Jüdinnen, weil aus der Sowjetunion jüdische Menschen nach Deutschland emigrierten. Den Menschen in den jüdischen Gemeinden zu begegnen, dazu laden Veranstaltungen dieses Festjahres ein, jüdische Kultur kennen zu lernen, in Festen und Musik, jüdische Religion im Gemeindeleben und im Alltag. Dass jüdisches Leben in Deutschland nicht bedroht wird, sondern ein ganz selbstverständlich anerkannter Teil unseres bürgerlichen Zusammenlebens ist.
Pfarrerin Tanja Bodewig, Kirchengemeinde Weierbach - Sien