„Und wenn die Welt voll Teufel wär und wollt uns gar verschlingen“ – das dichtete Martin Luther in der dritten Strophe seines bekanntesten Liedes. An diesem Wochenende denken wir an ihn zurück, dessen dritte Liedstrophe weitergeht „so fürchten wir uns nicht so sehr!“ Aber Furcht liegt über diesem Reformationstag 2020 in den Zeiten der steigenden Zahlen der Neuinfektionen an einer teuflischen Krankheit:
Für einige ist eine Infektion leicht zu bewältigen und wird doch so schnell für so viele andere „lebens-gefährlich“. Sie wirft so viel durcheinander, was wir für selbstverständlich hielten: Dass menschliche Nähe immer gut ist; sich Menschen treffen und von Angesicht zu Angesicht miteinander reden sollten etwa… Das Wort für Teufel stammt aus dem Griechischen und meint „Verdreher; Durcheinanderwerfer“. Martin Luther selbst lebte in einer Welt, in der so viel durch seine reformatorische Entdeckung durcheinandergewirbelt war. Alt- und Neugläubige standen unversöhnt nebeneinander. Wo etwa die Predigt Frieden schenken sollte, drohte damals schon der nächste Krieg.
Martin Luther wusste es aus der Heiligen Schrift. In so einer durcheinandergewirbelten Welt braucht es einen festen Grund, den kein Durcheinanderbringer, kein Diabolos, kein Teufel erschüttern kann. Er hatte diesen alten Grund neu entdeckt. Seine Quelle war alleine die heilige Schrift: „Einen anderen Grund kann niemand legen als den der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus!“. Der Apostel Paulus hatte es geschrieben (1. Korinther 3,11).
In Christus wird Gott Mensch. Er will ihnen nahe sein, weil sie alle seine Kinder sind. Diese Nähe Gottes so zu leben, dass die Pandemie unser Leben noch nicht weiter durcheinanderwerfen kann: Das ist die Aufgabe dieses Reformationstages. Diese Aufgabe stellt er an die Kirche des „allein durch Christus“. Hören Sie auf Gottes Wort, sei es on- oder offline; sei es in einem Gottesdienst oder am Bildschirm. Helfen Sie, dass bei aller durch die Krankheit erzwungener Ferne, die liebende Nähe Gottes nicht verloren geht. Jedes Stück gesunderhaltende Nähe ist jetzt kostbar: ein Brief, ein Anruf, ein Sätzlein beim Einkaufen oder über einen Handybildschirm weitergegeben. Gott ist „ein feste Burg“; nicht um seine Gemeinde zu trennen, sondern um uns zu helfen „frei aus aller Not“, die „uns jetzt hat betroffen!“.
Es grüßt Sie zu diesem denkwürdigen Reformationstag 2020, Ihr
Johannes Hülser, Pfarrer, Offenbach-Hundheim