In meinen letzten Urlaubstagen für dieses Jahr befinde ich mich, wenn Sie dies lesen, an der Mosel. Und wer mich ein wenig kennt – der weiß: Manche Stunde im Urlaub nutze ich, um am Wasser zu sein und der Angelei zu frönen.
Gern angle ich nachts, unter dem Sternenzelt, oder am frühen Morgen, wenn noch die Nebelschwaden über dem Wasser liegen – bis schließlich die Sonne aufgeht und sie vertreibt.
Über mir der Himmel, vor mir das Wasser, in dem sich Sonne und Sterne spiegeln – manches Mal habe ich dabei an etwas denken müssen, was Johann Wolfgang von Goethe einmal gesagt hat: „Des Menschen Seele gleicht dem Wasser - vom Himmel kommt es, zum Himmel steigt es!“
Sonderbar! Wenn es stimmt, was Goethe sagt – dann gäbe es nicht nur den Kreislauf der Natur, wo alles, was entsteht, wieder vergeht; es gäbe auch einen Kreislauf zwischen Himmel und Erde – wozu gehört, dass in aller Vergängnis auf Erden etwas bleibt über die Welt hinaus.
Kennen Sie den alten, wunderbaren Film „Das Hausboot“, mit Sophia Loren und Cary Grant? Darin gibt es eine Szene, in welcher der Vater seinem angelnden Sohn sehr schön erklärt, wie das mit Leben und Tod „funktioniert“: Der Junge hat einen Streifen-Barsch gefangen und in einen Behälter gesetzt. Stolz sagt er zu seinem Vater: „Du - so ein Streifen-Barsch ist wohl das Schönste, was es gibt!“ Doch schon kurz darauf treibt der Fisch tot auf der Wasseroberfläche - und der Junge meint traurig: „O Papa, sieh doch nur - jetzt ist er schon tot! Warum ist das nur so, dass immer alles sterben muss?“ Der Vater sagt: „Du - mit dem Leben ist es wie mit dem Wasser! Schau mal…“ - er nimmt den Behälter - „…dieses Wasser muss alles wieder zurück in den See!“- dabei schüttet er etwas von dem Wasser zurück in den See! - Der Junge hat einen Einwand und sagt: „Und was ist, wenn etwas von dem Wasser daneben geht - hier, auf den Boden zum Beispiel!“ - der Junge kippt etwas von dem Wasser auf die Planken des Hausboots - doch im gleichen Moment kommt ihm selbst die Idee, er ruft: „Ah ja, jetzt verstehe ich: Wenn die Sonne kommt, muss das Wasser hier auf dem Boden verdunsten; es wird zur Wolke, regnet irgendwo herab - und muss doch wieder ins Meer!“ Der Vater nickt; genau so hat er es gemeint: Wie mit dem Kreislauf des Wassers - so ist es auch mit dem Kreislauf des Lebens: Kein Tropfen Wasser kann je verloren werden - und auch vom Leben kann niemals etwas verloren gehn.
Soweit die Szene im Film; und was sie über das Leben im Allgemeinen sagt, behauptet Goethe in Bezug auf des Menschen Seele: Vom Himmel kommt sie – zum Himmel kehrt sie zurück. In der Bibel heißt es (Prediger 12, 7): „Der Staub muss wieder zur Erde kommen, wie er gewesen ist, und der Geist wieder zu Gott, der ihn gegeben hat.“
Tief in der Nacht, unter den Sternen – da ahne ich: Etwas in mir gehört dem Himmel, nicht dieser Erde! Da ist etwas, das bleiben soll - weil ich kleines Menschlein Gott am Herzen liege und ihm sehr wichtig bin.
Pfarrer Klaus Rath, Kirchengemeinde Niederbrombach