„Auch ich, meine Brüder und Schwestern, als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten oder hoher Weisheit, euch das Geheimnis Gottes zu predigen. Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten. Und ich war bei euch in Schwachheit und in Furcht und mit großem Zittern; und mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten der Weisheit, sondern im Erweis des Geistes und der Kraft, auf dass euer Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft.“ (1. Korintherbrief, Kapitel 2, Verse 1-5)
Der Apostel Paulus spricht die Gemeinde in Korinth mit Gedanken und Worten aus ihrem griechischen Milieu an: überredende Worte, hohe Weisheit, Geheimnis. Viele Korinther waren wohlhabend, philosophisch gebildet und sprachlich geschult. Paulus holt sie dort ab, in ihrer Welt. Zugleich dreht er ihre Weltsicht um, konfrontiert sie mit der Weisheit nach Art Gottes: Er selbst war kein brillanter Redner oder ausgebildeter Philosoph, sondern eher ängstlich; aber in all seinen Begrenzungen hatte er eines: Leidenschaft, Überzeugung und den Mut eines Mannes, der sich in seinem Reden und Handeln auf Gott verließ.
Gott war auf seine Art weise: Mit dem Kommen und dem Leben Jesu hatte er einen Plan, den er konsequent umsetzte. Jesus zeigte in seinem Leben und Sterben die Weisheit Gottes, Gottes zentrale Werte: Vergebung, Versöhnung, die Kraft der zweiten Chance, die besondere Wertschätzung der Armen und der Außenseiter und der Friedensstifter. Dass dieser unschuldige Mann am Kreuz sterben musste, klingt töricht, folgt aber der Weisheit Gottes, der dadurch seine Solidarität mit uns Menschen erweist. Erst im Glauben an die Liebe Gottes erkenne ich sie am Kreuz – und entdecke, dass sie unergründlich ist. Ich kann mein Leben lang nach dem Grund suchen, bis ich eines Tages – das ist meine tiefe Überzeugung – Gott selbst gegenüberstehe, meinem Grund und Ziel.
Militärpfarrer Reinhold Kötter, Idar-Oberstein