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An(ge)dacht: Andenken an große Beterin und Denkerin

Am 12. Oktober jährt sich der Geburtstag von Edith Stein zum 130. Mal. Diakon Christopher Holtkamp-Umbach erinnert an ein großes Vorbild.

In diesem Jahr gedenken wir bundesweit 1700 Jahre jüdischen Lebens in Deutschland. Dies ist Anlass, sich auch an die Philosophin, Nonne und Heilige Edith Stein zu erinnern.

Wer war diese, für die damalige Zeit, moderne Frau, die zur Märtyrerin und Schutzheiligen Europas wurde?

Edith Stein wurde am 12. Oktober 1891 in Breslau als Kind einer jüdisch-orthodoxen Familie geboren. Mit 14 Jahren distanzierte sie sich vom Glauben an Gott und ihren jüdischen Wurzeln und bezeichnete sich als Atheistin. Nach dem Abitur begann sie Germanistik und Psychologie zu studieren. Hinzu kam die Philosophie, worin sie 1916 in Freiburg promovierte. Edith Stein wollte den Dingen auf den Grund gehen und wurde dabei getrieben von der Sehnsucht nach Wahrheitsfindung.

Angesicht des großen menschlichen Leids durch den 1. Weltkrieg, begann ihre intellektuelle Weltsicht zu bröckeln. Sie durchlebte Phasen der Depression und persönlicher Krisen. Im Glauben an Jesus Christus fand sie Halt und neuen Lebensmut. 1922 ließ sie sich taufen und in die katholische Kirche aufnehmen. Diese ermöglichte ihr, ihrer Profession als Lehrerin und Dozentin für wissenschaftliche Pädagogik nachzugehen. Europaweit hielt sie Vorträge, doch eine Habilitation und Lehrtätigkeit an öffentlichen Universitäten blieb ihr als Frauenrechtlerin, die sich für das Wahlrecht der Frauen engagiert, und als Jüdin verwehrt.

Als sich die politische Lage 1933 zuspitzte und ihr die Lehrerlaubnis entzogen wurde, trat sie in den Orden den Kölner Karmel ein. Im selben Jahr schrieb sie in hellsichtiger Weise einen Brief an den Papst, mit der dringlichen Bitte um eine deutliche Stellungnahme.

Ende 1938 floh sie ins Kloster nach Echt in den Niederlanden. Hier wurde sie im August 1942 von der Gestapo verhaftet und gemeinsam mit ihrer Schwester Rosa, sowie 200 weiteren christlich-jüdischen Ordensleuten nach Ausschwitz deportiert. Am 9. August 1942 fand sie dort den Tod durch Vergasung.

In einem schon 1939 verfassten Testament sah sie ihren bevorstehenden Märtyrertod als ein „Einstehen für andere – für die Juden, wie für das deutsche Volk“.

So wurde sie 1998 von Papst Johannes Paul II Heiliggesprochen und als Schutzpatronin Europas eingesetzt.

Edith Stein hat sich zeitlebens für Frieden, Freiheit und die menschliche Würde eingesetzt, sowie gegen Gewalt, Juden- und Fremdenhass.

Auf der Suche nach Wahrheit gilt es, wie diese große Denkerin und Beterin, auch heute wachsam zu bleiben, den Dingen auf den Grund zu gehen und sich zu fragen: „Wo kann und muss ich Nein sagen?“ und „Wo kann und muss ich mich einsetzen?“.

Im vereinten Europa und in der Übernahme persönlicher Verantwortung, kann Edith Stein uns allen ein großes Vorbild sein.

Bleiben Sie gesund und behütet!

Ihr Diakon Chr. Holtkamp-Umbach

 

 

 

 

 

  

 

 

 

Der Künstler Gunter Demnig hat in den letzten beiden Jahrzehnten in Deutschland - so auch in unserer Region - viele sogenannte "Stolpersteine" verlegt: in Straßen, vor Häusern, vor bekannten Plätzen, aus denen Juden von den Nazis deportiert wurden. In Köln vor dem Karmelitinnenkloster befindet sich dieser Stolperstein, der an Edith Stein erinnert. Bildnachweis: asthenop/via Pixabay.com