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An(ge)dacht: Mobile - miteinander vernetzt unterwegs

Wie wird unser Miteinander nach der Pandemie aussehen? Alles zurück zum Alten? Nein, glaubt Superintendentin Jutta Walber und denkt an ein Wort Jesu: "Niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche"

„mobile“ so lautet das englische Wort für ein Handy. Insbesondere in diesen Zeiten, in denen viel über Mobilität und deren Einschränkung gesprochen wird, hat mir dieses einfache Wort eine neue Perspektive eröffnet. Aktuell arbeite ich überwiegend von zu Hause aus. Doch ich bin „mobiler“ als ich dachte. Ich treffe viele Menschen bei Online-Konferenzen, Schulungen, über Smartphone oder Laptop.

Selbst am ökumenischen Kirchentag in Frankfurt ist es möglich digital teilzunehmen. Ich tausche Fotos, Videos, Grüße aus – spreche mit dem ein oder anderen, der meinen Rat braucht. Ermutige und tröste selbst über weite Distanzen hinweg. Das alles barrierefrei und weltweit. Die meisten Menschen sind inzwischen in diesem Sinne „mobil“ und miteinander vernetzt unterwegs. Die Wege der Kommunikation untereinander sind facettenreicher als in vergangenen Zeiten. Am Ende des Tages stelle ich häufig fest, ich habe ganz unkompliziert Leute getroffen aus unterschiedlichen Regionen unseres Landes und der Welt - ohne körperlich meinen Wohnort verlassen zu haben. Auch ist es wesentlich leichter eine/n Referent*in für eine Veranstaltung zu engagierten. Ich benötige kein Hotel und keine Zugfahrkarte, um an einem interessanten Seminar teilnehmen zu können oder mich an einer Diskussion zu beteiligen. Ja, auch mir fehlen die unmittelbaren Kontakte und die unverhofften Begegnungen in den Pausen so mancher Veranstaltung, doch ich sehe die Chancen, die wir uns in der aktuellen Situation erschlossen haben. Wir werden nicht wieder in die „alte Zeit“ zurückkehren (wollen), sondern digitale Räume, die sich uns eröffnet haben, weiterhin bespielen.

Manches, was uns in der Vergangenheit als unverzichtbar galt, werden wir wohl wie ein aufgetragenes Kleidungsstück aussortieren. Und manches, was uns selbstverständlich erschien, werden wir durch die lange Zeit der Entbehrung umso mehr wertschätzen können. Vielleicht wird uns ein Wort Jesu helfen beim Sortieren: „Niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche!“

Ich jedenfalls staune wie sehr sich meine „Mobilität“ verändert hat – eingeschränkt, hat sie sich dennoch ausgedehnt. Paradoxerweise - mein Radius ist größer geworden, obwohl er kleiner geworden ist.

Kommen Sie gut in den Mai und bleiben Sie „mobil“ und gesund!

 

Superintendentin Jutta Walber