Liebe Leserinnen und Leser,
während Sie diese Zeilen lesen, wollte ich eigentlich wieder mit einer Pilgergruppe in Spanien unterwegs sein. Auch aus dem Ersatzplan in Mecklenburg ist nichts geworden. Pilgern, Tagelang mit dem Rucksack unterwegs sein, gehört zu den Dingen, die ich wirklich vermisse. Wie den Enkel in Australien nicht besuchen zu können. Oder wie das Tanzen mit meiner Frau und Freunden am Freitagabend.
In den letzten Monaten habe ich öfter gedacht: Eine Krankheit, ein schwerer Unfall, vielleicht das Alter, und ich kann die genannten Dinge überhaupt nicht mehr machen! Die Pandemie erinnert uns an unsere Grenzen! Sie gehören immer dazu. Wir vergessen sie nur all zu leicht. Und sie zwingt uns auch zu neuen Ideen. Weil wir uns auf die Gegebenheiten einstellen müssen. Manchmal sind es ganz unerwartete, verrückte Ideen. So hat die Arbeitsgemeinschaft der Christlichen Kirchen in Deutschland (ACK) zum Kirchentag ein Projekt gestartet, das bis zur Vollversammlung des Weltkirchenrates im September 2022 in Karlsruhe läuft. Sie werden es nie erraten: Digitales Pilgern!
Kann das überhaupt „gehen“? Bis zu Corona hätte ich gesagt: „Nie im Leben!“ Ich kann ja auch nicht digital essen. Dann verhungere ich. Aber seit Corona wissen wir, dass sich Menschen in Zoom-Konferenzen zum Abendessen verabreden. Jeder isst bei sich zuhause. Und doch wird miteinander geredet und man sieht sich wenigstens auf dem Bildschirm. Im Rahmen des Möglichen ist das keine schlechte Idee! Also bin ich mit meiner Antwort zum digitalen Pilgern etwas vorsichtiger geworden. Man kann eine App herunterladen. Hinweise dazu finden Sie auf unserer Homepage.
Man trifft sich in digitalen Herbergen mit anderen und erhält Impulse zum Nachdenken. Es gibt Zeiten der Stille. Und gewandert wird auch. Jeden Tag mindestens eine halbe Stunde. Es geht los an einem beliebigen Montag. 7 Wochen lang. Gehen muss jeder immer noch selbst. In seinem privaten Umfeld. Corona konform. Es hat sogar Vorteile: Man kann selbst die Zeit und den Umfang bestimmen. Es kostet nichts. Und man kann es in seinem Alltag betreiben.
Paulus schreibt 2. Kor. 12, 9: „meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“ Corona zwingt uns mit Einschränkungen leben zu lernen. Leben zu lernen. Daraus kann neue Stärke erwachsen. Es können und müssen neue Wege entstehen. Ein ganz kleines Beispiel ist das „digitale Abendessen“ oder „digitales Pilgern“. Ich freue mich wieder auf „richtiges“ Abendessen mit Freunden. Und auf das Pilgern. Aber wer weiß? Vielleicht werde ich eines Tages froh sein wenigstens digital zu pilgern. Wer Lust hat, kann es jetzt schon ausprobieren.
Deine Pilgerreise (pilgerwegapp.com)
Pfarrer Burkard Zill, Kirchengemeinde Baumholder