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An(ge)dacht: Uns fehlt das herzliche Miteinander

Je länger diese Pandemie dauert, desto gereizter werden wir alle. Das hat Superintendentin Jutta Walber festgestellt. Sie findet: Doch gerade jetzt bedürfen wir der Barmherzigkeit, wie sie in der Jahreslosung 2021 beschrieben steht.

Ehrlich gesagt, Anfang Januar konnte ich absolut nichts mit ihr anfangen. Doch mittlerweile gewinnt sie mehr und mehr an Brisanz für mich. Ich spreche von der sogenannten Jahreslosung, dem biblischen Wort, das für dieses Jahr als Motto ausgelost wurde: Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist (Lukas 6,36). Je länger diese Pandemie und der mit ihr verbundene Lockdown anhalten, umso dünnhäutiger und gereizter werden viele Menschen. Worte, die wir unter anderen Umständen großzügig als „Ausrutscher“ überhört oder denen wir keine Bedeutung beigemessen hätten, werden zu unüberbrückbaren Hürden im Miteinander! Auf die Goldwaage gelegt, zerstören sie Vertrauen und führen zum Bruch. Ungeduld und Unzufriedenheit breiten sich aus. Unsere digitalen Begegnungen sind häufig auf Funktionalität und rein sachlich ausgerichtet.

Doch allmählich wird deutlich: Uns fehlt vielfach ein ungezwungener, absichtsloser und wohlwollender Umgang. Das herzliche Miteinander. Umso wichtiger ist es, uns selbst immer wieder an die Barmherzigkeit zu erinnern. Jeder und jede von uns ist darauf angewiesen, nicht beim kleinsten Fehler an den Pranger gestellt zu werden. Mehr noch, es geht darum, den oder die andere mit dem Herzen zu sehen.

Die Bibel sagt, dass Gott barmherzig ist und geduldig. Jesus fordert die Menschen, die ihm zuhören, auf, sich an Gottes Barmherzigkeit ein Beispiel zu nehmen und unser Herz zu öffnen füreinander. Viele fühlen sich aktuell allein gelassen, missverstanden, sind ratlos oder befinden sich in existenzieller Not, ganz egal, in welcher Position oder Verantwortung sie sich befinden, wir alle wünschen uns Verständnis und Großzügigkeit, also sollten wir sie anderen Menschen gewähren. Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist (Lukas 6,36).

Ich möchte mir diese Worte immer wieder ins Gedächtnis rufen und nach meinen Möglichkeiten danach leben. Ich wünsche Ihnen Menschen, die Ihnen von Herzen zugewandt sind! Ein gesegnetes Wochenende.

Superintendentin Jutta Walber

 

Jutta Walber, Superintendentin im Kirchenkreis Obere-Nahe