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An(ge)dacht: Verzicht in Zeiten der Pandemie

7 Wochen ohne...Jedes Jahr stellt die Evangelische Kirche die Fastenzeit unter ein bestimmtes Motto. In diesem Jahr hört Diakon Andreas Duhrmann oft, dass den Menschen in der Pandemie der Sinn des Fastens verloren gegangen ist.

Wir befinden uns mitten in der Fastenzeit, und ich höre oft, dass den Menschen in diesem Jahr der Sinn nach Fasten verloren gegangen ist. Auf so vieles mussten sie bislang verzichten. Die Pandemie hat unser Leben komplett umgekrempelt. Da wird ein zusätzlicher Verzicht auf Süßigkeiten oder Alkohol als zusätzliche Belastung empfunden, die in der jetzigen Zeit nicht sein muss. Aber geht es beim Fasten denn ausschließlich darum, auf etwas zu verzichten? Wird man dadurch dem Grundgedanken des Fastens gerecht? Mir selbst fällt der Verzicht sehr schwer. Sieben Wochen bewusst auf Fernsehen, Süßigkeiten oder anderes zu verzichten, das fordert schon sehr viel Selbstdisziplin. Ja – ich würde dies sicherlich schaffen. Aber am Ende wird die Frage zu beantworten sein, warum ich mich sieben Wochen eingeschränkt habe?

Ich möchte diese Zeit nutzen, meinen Lebensstil zu überdenken und neue Perspektiven aufzuzeichnen. Ich möchte in dieser Zeit bewusst in mich gehen und die Kraftquelle meines Glaubens spüren. Weniges soll mich dabei ablenken. Ich möchte mit Gott in Kontakt treten und diese Verbindung auffrischen. Ich möchte uns beiden gemeinsame Zeit schenken und Platz schaffen für Begegnungen. Diese Zeit steht mir auch in der Pandemie zur Verfügung. Zusätzlicher Verzicht ist möglich, aber meines Erachtens nicht zwingend nötig. Viel wichtiger ist doch, Möglichkeiten zu schaffen, sich vom Herzen her auf das Leiden, Sterben und auf die Auferstehung Jesu vorzubereiten.

Mit unseren Konfirmandinnen und Konfirmanden beschäftigen wir uns gerade mit der Jahreslosung: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ Diese Worte aus Lk 6,36 haben wir versucht mit Leben zu füllen und in unseren Alltag einfließen zu lassen. Dabei wurde deutlich, dass das Einlassen auf Gottes Botschaft gerade in der heutigen Zeit eine Hilfe sein kann.

„Barmherzigkeit leben“ heißt auch, mit Gott im Austausch zu stehen. Dadurch werden wir dem Grundgedanken des Fastens gerecht. Möge es Ihnen und uns allen gelingen, das Herz zu öffnen, für eine Botschaft, die uns Menschen Trost, Halt, Liebe und eine Perspektive schenkt. Möge es uns gelingen, dass das bevorstehende Osterfest nicht nur als ein freier Tag im Kalender markiert wird, sondern als ein Fest der Liebe, als ein Fest der Barmherzigkeit, das für viele Menschen erfahrbar wird.

Diakon Andreas Duhrmann

Ev. Kirchengemeinden Baumholder und Reichenbach