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Nachrichtenarchiv

An(ge)dacht: Helfen Sie alle, Gottes Liebe in die Welt zu tragen

Morgen ist der 1. Advent. Und die Umstände des Weihnachtsfests sind 2020 besondere. Pfarrerin Heike Schmidt sucht nach einem Rezept: wie man Weihnachten, wie man die Kirche rettet.

Dieser Tage las ich in einer Zeitung, dass von mir die Zukunft der Kirche abhängt. Freilich nicht von mir allein, aber doch zumindest von den Repräsentanten der Kirche. Denn schaffen wir es nicht, Sie, liebe Leserinnen und Leser, über Weihnachten auch dieses Jahr angemessen und in Anbetracht der besonderen Umstände vor allem kreativ zu begleiten, wird es zu einem Traditionsbruch kommen und noch mehr Menschen werden der Kirche den Rücken kehren.

Hochgeschreckt von dem Artikel suche ich seither das Kaninchen in meinem Hut, das ich hervorzaubern kann und das dann zu Weihnachten die Zukunft der Kirche sicherstellt. Doof halt nur, dass ich weder Hut noch Kaninchen besitze. Also scheidet das Kaninchen aus. Auch hätte zu Weihnachten ja eher ein Rentier gepasst. Und das wiederum passt nicht in den Hut.

Also lässt sich auf diesem Weg die Kirche nicht retten.

Aber vielleicht ja auf Digitalem. Da stehen uns doch sehr viel mehr Möglichkeiten offen. Schade halt nur, dass wir in Qualität und Güte der dort sich tummelnden Konkurrenz, was Technik und Unterhaltung angeht, nicht gewachsen sind. Wenn ich ehrlich bin, ist das genauso wenig mein Metier wie das Kaninchen.

Also, was tun? Die Zeit läuft und die Rettung unserer Kirche liegt auch auf meinen Schultern.

Traurig nur, dass ich das nicht kann. Ich kann die Weihnachtsgeschichte erzählen und weiß das ein oder andere über den historischen Hintergrund, ich habe eine Zusatzausbildung im pastoralpsychologischen Bereich und habe face to face schon viele Trauernde und Hilfesuchende begleitet. Mein persönlicher Auftrag bei Kirche und meine Gaben liegen dann wohl doch eher in der Stille.

Und bisher dachte ich, das sei auch meine Aufgabe: Hoffnung verbreiten, wenn andere mutlos werden, trösten, wenn andere traurig sind, nicht müde werden auf Gottes Liebe in der Welt zu verweisen. Geht alles am besten in der persönlichen Begegnung 

  • geht aber auch am Telefon.
  • geht tatsächlich auch irgendwie digital
  • geht vor allem aber in jeder Hinwendung eines Menschen zu einem anderen.

Mich braucht die Kirche da nicht mehr und nicht weniger als jeden und  jede von Ihnen.

Weihnachten ist kein Event. Mit Weihnachten beginnt eine neue Geschichte Gottes mit seinen Menschen in Liebe. Ich glaube, wir retten Advent und Weihnachten nicht durch das Aneinanderreihen verschiedener kreativer Events.

Ich glaube, wir retten Weihnachten, diese Kirche, dieses Jahr nur im besonnenen kleinsten Kreis, am Telefon, mit einem freundlichen „Guten Tag“ an den Nachbarn und mit allem, was Menschen in dieser Situation nicht allein lässt. Das Wichtigste, was ich tun kann, um  dieses Weihnachten, diese Kirche zu retten ist, Sie, liebe Leserinnen und Leser zu bitten: Helfen Sie mir, helfen Sie uns, Gottes Liebe in die Welt zu tragen und sorgen Sie dafür, dass davon etwas spürbar wird.

 

Heike Schmidt, Pfarrerin Oberstein