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An(ge)dacht: „Was willst Du, dass ich für dich tun soll?“

Woher schöpfe ich die Kraft für den nächsten Einsatz? Diakon Oliver Schardt ist Notfallseelsorger im Landkreis Birkenfeld. Für ihn ist es ein Auftrag, der sich aus der Nächstenliebe ableitet.

Jesus sagt, „Was willst Du, dass ich für dich tun soll?“

Es ist Sonntagnacht 03.11 Uhr. Der Alarm reißt einen aus dem Schlaf. Zunächst ist man noch etwas benommen, dann schießt das Adrenalin hoch. Ein Einsatz! Anruf bei der Leitstelle: Erfolglose Reanimation. Notarzt und RTW sind noch vor Ort. Man notiert sich die Adresse und macht sich fertig für den Einsatz als Notfallseelsorgerin, als Notfallseelsorger. Jacke an, Schuhe an und los geht’s in die Nacht…

Wir Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger sind in unserem Dienst viel unterwegs. Zusammen mit den Einsatzkräften gehen wir an Orte, an denen eigentlich niemand gern sein möchte: an Unfallstellen und Unglücksorte, zu Menschen, die sich gerade in den schwersten Stunden ihres Lebens befinden. Letztlich weiß keiner von uns genau, was uns dort erwartet. Auf welche Menschen wir treffen – auf welche Bilder wir stoßen. Und was bringen wir mit?

Was also haben wir im Gepäck? Zunächst einmal uns selbst. Wir sind dazu beauftragt, uns Menschen in Extremsituationen zur Verfügung zu stellen. Da zu sein. Und zwar so lange, bis die Betroffenen weiterhin gut aufgehoben sind. Zuzuhören. Behutsam nachfragen. Manchmal unterstützen wir dabei, das Unfassbare begreifbar zu machen. Wir sehen ihr Leid und ihren Schmerz, halten die Verzweiflung aus. Manchmal beten wir und segnen und wir halten Stille aus. Wir unterstützen beim Knüpfen von Netzwerken, in denen Betroffene Halt finden.

Was haben wir noch im Gepäck und mit welcher Kraft gehen wir in den Einsatz? Für mich kann ich sagen ist es der christliche Auftrag zur Nächstenliebe, zur Seelsorge. Ich beziehe mich hier oft auf die Bartimäus Geschichte aus Markus 10, wo Jesus sagt „Was willst Du, dass ich für dich tun soll?“ Im Einsatz ist es wichtig zu hören, zu spüren was dem Gegenüber gerade wichtig ist. Das soll unser Handlungsleitfaden sein. Das trifft für mich in Einsätzen der Notfallseelsorge zu, aber das passt auch in vielen anderen Situationen in meinem Alltag und vielleicht auch in Ihrem Alltag.

 

Diakon Oliver Schardt, ev. Trinitatisgemeinde Nahe Oberstein & Ökumenische Notfallseelsorge im Landkreis Birkenfeld