„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit!“ So haben wir am letzten Sonntag gesungen. Das Lied Nr.1 im Gesangbuch, es gehört einfach zum 1. Advent. Damit fängt das Warten auf Weihnachten an. Und es gehört zur Adventszeit, dass Türen geöffnet werden. Von Kirchen, um die Krippe zu zeigen, von Häusern, um Menschen einzuladen, die sonst einsam wären, von Briefkästen, die Briefe mit Weihnachtsgrüßen enthalten oder aber auch Briefe mit der Bitte um Unterstützung verschiedenster Hilfsprojekte.
Und es werden die Türen der jeweiligen Adventskalender geöffnet. Früher waren das die schlichten Kalender, bei denen sich hinter jedem Türchen eine kleine Schokoladenfigur verbarg. Heute gibt es viele verschiedene Ausfertigungen für Kinder und Erwachsene, die alles enthalten, was man Essen oder Trinken, Riechen oder zum Spielen, zum Bestaunen oder Hören gebrauchen kann. Gestern hat er auch mich erreicht, der Adventskalender zum Hören, den Freunde mir aufs Handy geschickt haben. Besonders nennt er sich und die Gruppe singt in der Tat von besonderem zwischenmenschlichem Verhalten: sich Zeit füreinander nehmen, Wärme, Geborgenheit, Frieden und am 24. Dezember dann „Liebe“.
Ich war angenehm überrascht. Ja, habe ich gedacht, ihr seid ganz nah dran an der Botschaft von Advent und Weihnacht. Zwar allgemein ausgedrückt und nicht religiös gebunden, also politisch korrekt kommt die Botschaft daher: „Liebe!“ Um Liebe geht es doch nicht nur, aber besonders in dieser Zeit. Nur eben für mich und die Botschaft, die ich ausrichten will, um die Liebe Gottes. Seine Liebe, die unsere Herzen erreichen und unser Leben trotz allem hell und getrost machen will.
Für mich ist das erfahrbar geworden, wenn meine Mutter jeden Abend beim Dunkelwerden die Kerzen auf dem Adventskranz entzündet hat und mit uns Kindern die vielen Advents- und Weihnachtslieder gesungen hat. Auch eine kleine Geschichte gab es immer, und in einem Jahr haben wir an jedem Tag eine Figur für die Krippe gebastelt. Noch lange hat diese jedes Jahr unter dem Weihnachtsbaum gestanden und die Lieder haben wir am Ende auswendig gekonnt, so dass wir bei Kerzenschein singen konnten. Das hat unsere Herzenstüren hoch und weit gemacht.
Mir scheint, dass im Vergleich zu früher die Adventskalender aufwendiger geworden sind, dafür aber die miteinander verbrachte Zeit weniger. Und erlebe es doch, wie Menschen es genießen, miteinander die Lieder der Weihnachtsbotschaft in Gemeinschaft zu singen. Schade, wenn wir uns um solches bringen!
Übrigens, mein absolutes Lieblingslied ist EG 16. Sie können es ja am Sonntag beim Gottesdienstbesuch nachschlagen.
Christiane Bock, Pfarrerin in den Ev. Kirchengemeinden Achtelsbach-Brücken, Leisel und Siesbach