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An(ge)dacht: Auf den Anfang kommt es an!

Niemand käme auf die Idee, bei einem spannenden Krimi die ersten Seiten zu überspringen. Bei der Weihnachtsgeschichte tun wir es - Jahr für Jahr.

Das erste Kapitel – niemand kommt auf die Idee, es zu überblättern. Denn hier wird schließlich der Grund gelegt, für alles was kommt. Wer es überspringt, findet nicht mehr richtig hinein in die Geschichte. Hintergründe fehlen, Charaktere erschließen sich nicht. Beim Krimi gibt es keine Tat - keinen Anlass zu ermitteln! Wesentliches bleibt offen. Niemand kommt also auf die Idee, das erste Kapitel eines Romans oder Krimis einfach zu überblättern. Doch jedes Jahr zu Weihnachten tun wir es. Wir lassen einfach das erste Kapitel des Evangeliums aus und beginnen direkt mit den Hirten oder bei den Weisen aus dem Morgenland.

Auf den Anfang kommt es an. Und dieser lautet im Evangelium, das Matthäus zugeschrieben wird: „Das Buch vom Ursprung Jesu, des Messias, des Nachkommens Davids und Abrahams.“ Was sagt uns dieser erste Satz? Zum einen: Jesus kommt und gehört in die Mitte seines jüdischen Volks, dem Gott in der Person des Abraham ein Versprechen gegeben hat. Doch damit nicht genug, Jesus ist auch ein Nachkomme des von Gott erwählten jüdischen Königs David. Jetzt folgt eine lange Aufzählung der Ahnenreihe Jesu. Überraschenderweise sind darin auch vier Frauen zu finden. Tamar, die als Hure verkleidet von ihrem Schwiegervater schwanger wird. Rahab aus Jericho, die den israelitischen Kundschaftern ein Versteck bietet, ihnen zur Flucht verhilft und so ihre ganze Familie rettet. Die dritte ist Ruth. Zusammen mit ihrer Schwiegermutter Naomi verlässt sie ihr Land, Moab, und erschließt sich und ihrer Schwiegermutter in Israel eine neue Zukunft. Und schließlich die Frau des Urija.  König David stellt ihn bewusst an die forderste Front im Kampf und gibt ihn dem Tod preis. Er will seinen Ehebruch mit Urijas Frau verschleiern, die von ihm schwanger ist.

Was sagen uns diese Ahnfrauen über Jesus, den Messias? Nach jüdischem Verständnis ist der ein Jude, der von einer jüdischen Mutter geboren wird. Nur eine der Frauen, Tamar, ist Jüdin. Urijas Frau eine Hethiterin. Ruth eine Moabiterin und Rahab eine Kanaanäerin aus Jericho. Menschen - Frauen aus den Völkern werden in den Segen des jüdischen Volkes hineingenommen. So wie es Abraham verheißen war: „Ich will segnen, die dich segnen; wer dich erniedrigt, den verfluche ich. In dir sollen sich segnen lassen alle Völker der Erde.“ Die Weihnachtsgeschichte von den Weisen aus dem Morgenland entfaltet diese Motive. Der neugeborene König des jüdischen Volkes wird zum Segen für diejenigen, die ihn aufsuchen – ganz gleich aus welchem Volk und Land.

Alle Völker werden durch ihn ermutigt, einzustimmen in das Lob des Gottes Israels - des Schöpfers der Welt.

Jutta Walber, Superintendetin des Kirchenkreises Obere Nahe

Die drei Weisen aus dem Morgenland folgen dem Stern nach Bethlehem - so beginnt doch jedes Jahr unsere Weihnachtsgeschichte. Und dennoch lassen wir damit Entscheidendes aus: Wer war Jesus? Und woher kam er? Bildnachweis: Geralt/Pixabay.com