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An(ge)dacht: Nach Plan das Beste herausholen

Fasten kommt in Mode. In verschiedenen Bereichen Pfarrer Manfred Keip fragt sich, ob es hier überhaupt noch um das Verhältnis zu Gott geht.

Gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt… (Jesaja 55, 10). Zugegeben: Schnee spielt in der Bibel keine wirklich große Rolle; Wintersport ist noch kein Thema. Wir befinden uns in der Fastenzeit. So hat auch der größte Schneemann in der Steiermark abgespeckt. Er hat keinen dicken Bauch mehr. Dass mich das als Bauchträger diskriminiert, ist natürlich allein mein persönliches Problem. So wird der Schneemann ungewollt zu einem Vorbild für das Klimafasten. Irgendwann zwingt ihn die wärmende Frühlingssonne sowieso in die Knie. Der Schneemann wird zu einem sichtbaren Vorbild der Selbstoptimierung. Biohacking ist angesagt. Es geht darum, das Beste aus dem eigenen Körper herauszuholen. Der Körper soll optimiert werden. Ein Ziel ist, die beste Gesundheit zu erreichen. Eine Fitnessuhr ist dabei sehr hilfreich. Sie zeichnet alles auf, was ihr Programm hergibt.

Alles kann im Grunde optimiert werden: Partnerschaften, Ernährung, beruflicher Erfolg, Kleiderschränke und Entgiftung. Vielleicht auch mein Glaube, wer weiß? Wobei ich wieder beim Fasten wäre. Auch dort geht es scheinbar nicht mehr in erster Linie darum, das eigene Verhältnis zu Gott zu verbessern, sondern sich selbst etwas Gutes zu tun. Das ist natürlich nicht grundsätzlich falsch. Was es da nicht alles gibt: Stromfasten und Autofasten und so weiter.

Schlau wie ich bin, verzichte ich gänzlich auf das Fliegen. Schließlich bin ich gefühlte 30 Jahre nicht mehr geflogen. Leider lebe ich auch nicht auf einer ostfriesischen Insel, wo sich so schön Fahrrad fahren lässt, wenn da von Zeit zu Zeit nicht eine steife Brise wehen täte. Also doch lieber nicht fasten? Die Selbstoptimierer empfehlen, Pläne für wirklich alles zu erstellen. Der Mensch soll immer besser werden, damit er mit Maschinen und intelligenten Maschinen mithalten kann. Die Wirtschaft freut dieses menschliche Verhalten. Und so gibt es mittlerweile eine Gegenbewegung zur Selbstoptimierung. Der Rat lautet: Lass den ganzen Quatsch doch bleiben!

Ich werde mir dann eine Fitmessuhr kaufen, wenn das Programm mich anstößt, wenn Gott zu mir spricht. Unser Prophet Jesaja spricht im Namen Gottes: "Mein Wort wird nicht leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.“ Ganz ohne App – versprochen!

Ihr Manfred Keip, Pfarrer in den Kirchengemeinden Bosen, Sötern und Nohfelden

Das Frühjahr naht, beim Schneemann geht es ans "Abspecken". Bildnachweis: lui-yung-wei/Pixabay.com