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Nachrichtenarchiv

Wochenendimpuls: Die Toilettenpapierstory – oder: Vom Horten und Hamstern

Gestern habe ich es geschafft! Ich habe es tatsächlich geschafft! Zwei Pakete Toilettenpapier habe ich bekommen. Moment mal: Ist das erwähnenswert?

Gestern habe ich es geschafft! Ich habe es tatsächlich geschafft!

Zwei Pakete Toilettenpapier habe ich bekommen!!!!!!!!!! Eigentlich ist das gar nicht erwähnenswert, aber in diesen Zeiten! Tagelang habe ich beim Einkaufen nach Toilettenpapier geschaut. Die Regale waren leer. Tagelang… gefühlt wochenlang… war dieser Artikel fürs Klo… nicht zu bekommen und darum im Wert bis ins Unermessliche gestiegen.

Darum kommt mir diese Errungenschaft schon wie ein Sieg vor.

Zwei Pakete! Gerne hätte ich noch mehr mitgenommen, aber mit einer größeren Anzahl wäre ich nicht an der Kassiererin vorbeigekommen. Das Schild an der Palette warnte eindringlich: Nur 2 Pakete!!!

Schon vor zwei Wochen rief ein lieber und besorgter Freund an mit dem Hinweis, er hätte fünf Packungen Reis und Nudeln für uns eingekauft – jeweils…!

Der Einkauf machte mir klar, was für Zeiten angebrochen waren: Die Regale waren leer…. das kannte ich nur aus meiner Jugend von Besuchen in der ehemaligen DDR, als der Fünfjahresplan nicht so funktionierte…

Aber bei uns???? Heute???? Keine Nudeln, kein Reis, keine Konserven, speziell Fertiggerichte, sind nicht zu bekommen. Gähnende Leere in den Regalen. Vor drei Tagen erzählte mir jemand fassungslos, dass keine Milch mehr zu bekommen sei.

Mit diesen zwei Paketen im Auto habe ich doch mit einer gewissen Beruhigung und Sicherheit die Heimfahrt angetreten und mich gefragt, warum ich mich doch gelegentlich von diesem Hamstergedanken und der Panik habe mitreißen lassen. Wird unser Vorrat reichen, den wir so üblicherweise zu Hause haben? Oder wie wird es sein, wenn wir keines mehr bekommen? Andererseits hatte ich kein Verständnis für die Menschen, die wohl das Toilettenpapier zu Hause stapeln und horten! Wofür? Machen sie sich einen Sport? Wollen sie aus der Not der anderen ein Geschäft machen. Es teuer verkaufen, wenn der Markt nichts mehr hergibt?

Warum habe ich mich mitreißen lassen von dem Gedanken und Gefühl, mich sicherheitshalber bevorraten zu müssen. Hatte ich doch noch frühzeitig genug welches bekommen. Also eigentlich kein Grund zur Sorge! Ein bisschen mehr Gelassenheit und Vertrauen wäre angebracht gewesen. Da fiel mir wieder so eine uralte Geschichte von Lebenserfahrung aus der Bibel ein – der Koran kennt sie übrigens auch, die die Israeliten auf ihrem Weg durch die Wüste gemacht haben. Als ihnen das Essen ausging, fanden sie morgens Manna, eine Art süßen Honigtau auf den Zweigen des Tamariskenstrauchs. Natürlich wollten sie es hamstern und horten – wer weiß, was noch kommt. Zu ihrem Erstaunen aber, verdarb die süße Speise über Nacht. Nichts zum Hamstern und Horten!

Mir zeigt die Geschichte und die Erfahrung mit den zwei Paketen: Habe mehr Vertrauen, sorge dich weniger, eigentlich haben wir genug. Du musst nicht hamstern. Es ist genug für alle da ist. Wer hortet, hat Angst zu wenig zu haben und zu bekommen. Wenn die Angst in mein Leben greift, bin ich in ihr gefangen und nicht mehr frei. Darum bin ich lieber frei von Sorge und Angst und lebe mit dem Vertrauen, der Gelassenheit und Freiheit, nicht hamstern und müssen.

 

Ihre Barbara Zimmer-Schuch

 

Die Tagesimpulse im Rückblick

 

Begehrtes Gut in diesen Tagen: Toilettenpapier wurde schon zu Beginn der Corona-Krise zur Rarität in den Supermärkten. Bildnachweis: Pixel2013/Pixabay.com