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Wochenimpuls: Was wir nicht sehen

Noch selten habe ich mich mit den Menschen so verbunden gefühlt wie in diesen Zeiten. Nicht nur mit meiner Familie oder meinen Freunden und Kollegen.

Noch selten habe ich mich mit den Menschen so verbunden gefühlt wie in diesen Zeiten. Ich meine nicht nur mit meiner Familie oder meinen Freunden und Kollegen.

Nein, ich meine die Menschheit an sich, jeder und jede Einzelne auf der Nordhalbkugel genauso wie auf der südlichen Erdhälfte. Wir alle sitzen mit einem Mal im selben Boot.

Nicht, dass wir das nicht schon immer getan hätten – wir alle wohnen ja nun einmal auf dem einen Planeten Erde – aber zurzeit fühlt es sich anders an.

Antipathien unseren Nachbarn oder Kollegen gegenüber werden unwichtig. Nicht mehr die Gegensätze zählen, sondern das Gemeinsame rückt in den Vordergrund. Denn wir alle sind der gleichen Bedrohung ausgesetzt, ohne Unterschied. Eine gesundheitliche Gefahr, die mit bloßem Auge nicht sichtbar ist, sorgt für weltweite Ausnahmezustände.

Wir spüren eine Unsicherheit und folgen den politischen Anweisungen, um uns und andere zu schützen. Unsichtbar, aber im Alltag nur zu sehr spürbar, sorgt dieses Virus für Trennungen: Freunde, Schulkameraden können sich nicht sehen, Großeltern nicht besucht werden. Isolation und Quarantäne sorgen dafür, dass viele Menschen sich einsam fühlen bzw. einsam sind. Arbeitsplätze sind in Gefahr, Existenzängste groß.

Doch etwas anderes geschieht auch: eine andere unsichtbare Kraft wird spürbar! Als Pfarrerin und Christin nenne ich diese Kraft Gott! Gottes Liebe, unsichtbar, lässt die Menschheit zurzeit zwar nicht räumlich, so doch emotional zusammenwachsen. Unsichtbar wirkt diese Liebe auf einmal in den Herzen vieler Menschen, äußert sich in einer Empathie, die im Alltag nur noch wenig unter uns zu spüren war.

Wir alle sitzen im selben Boot: Nachbarschaftshilfe wird zur Selbstverständlichkeit, Gespräche finden in Ruhe statt, Gebete verbinden, Europäer helfen Europäern, Rettungsschirme werden aufgespannt und via Internet sind wir digital vernetzt. Es ist ein Wunder! In dieser Krise spüre ich mit einem Mal Gottes unendliche Liebe durch das Herz und die Hände so vieler Menschen fließen. Und ich bin mir sicher: sie verändert uns zum Guten – und das ist schon jetzt sichtbar!

Bleibt bewahrt von dieser unsichtbaren Liebe,
Dorothee Lorentz

Auch wenn wir derzeit auf Distanz zueinander gehen: Wir alle sitzen in stürmischen Zeiten in einem Boot. Bildnachweis: Syaibatulhamdi/Pixabay.com