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Nachrichtenarchiv

Impuls des Tages: Das Glück in mir

Impuls des Tages: Unsere Schulpfarrerinnen Dorothee Lorentz und Barbara Zimmer-Schuch schicken uns mit Impulsen in jeden neuen Tag.

Die letzten Wochen hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Ich habe neben der Unterrichtsvor- und -nachbereitung viel gelesen. Und während ich so die Tagesnachrichten im Fernsehen, Internet und in der Zeitung verfolgte, beschäftigte mich immer wieder die Frage: Wie finden wir Menschen überhaupt unser Glück? Was macht uns glücklich?

 

Vor den Ausgangsbeschränkungen, als unsere Welt jedenfalls für uns noch ziemlich normal verlief, hätte ich vielleicht die Frage so beantwortet: Glück ist für mich, Arbeit zu haben, gesund zu sein, meinen Sport zu machen, mir was leisten zu können, meine Familie. Aber auch ein toller Urlaub, ein Candlelight-Dinner, eine stylische Hose oder ein Musikfestival können Glückgefühle aufkommen lassen.

 

Jetzt nach diesen Wochen der veränderten Weltlage, in der nicht nur die anderen betroffen sind, sondern auch ich, ich ganz persönlich mit allem, was mir wichtig ist, da stellt sich diese Frage wieder ganz neu. Was bedeutet Glück, wenn ich zu Hause sitze, nicht weiß, wie es beruflich weitergeht, wenn der Sommerurlaub gestrichen wird? Auf was soll ich mich da noch freuen?

 

Da kommt mir wieder Rahul, der Rikschafahrer in den Sinn. Ihr kennt ihn schon. Er ist dieser Frage natürlich auch schon nachgegangen und erzählt folgende Geschichte:

„Rahul wartet am Bahnhof auf Fahrgäste. Als sich kein Geschäft abzeichnet, beschließt er,

weiterzufahren, um sein Glück am Great-Market-Place zu suchen. Während er fährt, denkt er über den Satz nach … das Glück suchen. Und er denkt an seinen Großvater, der ihm die Geschichte von Mächten erzählte, die das Glück vor den Menschen verstecken wollten. „Sie versteckten es auf den höchsten Gipfeln, aber die Menschen erklommen die Berge und fanden es dort. Dann versteckten sie es auf dem Meeresboden, aber die Menschen bauten Schiffe, lernten tauchen und fanden auch dort das Glück. Egal, wo die Mächte das Glück versteckten, in den dunkelsten Wäldern oder an den entlegensten Orten, den Menschen gelang es immer, das Glück zu finden. Also überlegten die Mächte lange und versteckten das Glück schließlich in den Menschen selbst. Denn sie wussten, dass die Menschen schlau genug waren, das Glück an jedem Ort zu finden, dass aber kein Mensch auf die Idee kommen würde, das Glück in sich selbst zu suchen. Und da blieb es dann unbeachtet und verborgen …bis… ja, keine Ahnung, wie lange es da verborgen bleibt.“

 

Wir suchen unser Glück und manchmal meinen wir, dass wir es nur im Außerordentlichen finden können. Immer höher, immer weiter wollen wir kommen, um dieses Glück zu finden. Das Alltägliche oder das Selbstverständliche unseres Lebens bleibt oft unbeachtet.

Jetzt geht es gerade einmal nicht höher, nicht weiter. Im Gegenteil, wir sind gesundheitlich und wirtschaftlich bedroht.

 

Und das Glück? Ist es aus damit?

Nein! Im Gegenteil!

 

Das Glück in mir – wie tröstlich das ist, wenn ich gar nicht darauf angewiesen bin auf das, was im Moment nicht geht, weil ich das Glück selbst schon in mir trage. Mein Leben selbst ist nämlich Glück, ich als Person bin wichtig und kann mich gerade in der jetzigen Zeit einfach mal damit befassen.

 

Ich wünsche Euch heute, dass Ihr einmal ganz tief in Euch hineinhorcht. Ihr seid trotz Einschränkungen reich beschenkt, mit Gaben und Ideen und Gedanken. Geht ihnen nach und Ihr werdet sehen, das Glück liegt in Euch verborgen! Und es will von Euch gefunden werden!

 

Dorothee Lorentz

Gut versteckt: Das Glück steckt in uns allen - und vielleicht ist es genau darum schwerer zu finden als auf dem höchsten Berg oder im tiefsten Abgrund des Ozeans. Bildnachweis: AbsolutVison/Pixabay.com