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An(ge)dacht: Ostern endet nicht mit dem leeren Grab

Krankenhausseelsorgerin Sabine Heiter-Grates vermisste an Ostern 2020 vieles. Dann begegnete ihr die Osterbotschaft im täglichen Miteinander von Menschen.

Haben Sie vor zwei Wochen Ostern gefeiert, das Fest der Auferstehung Jesu Christi? Haben Sie die Geschichte von den Frauen am Grab, dem weggerollten Stein, dem Engel und der Botschaft: „Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!“ gehört? Vielleicht war dieses Jahr durch Corona alles anders, vielleicht war es auch schon vorher für Sie schwierig mit dem Begriff „Auferstehung“  etwas anzufangen. Noch weniger damit, was die Auferstehung Jesu Christi mit Ihrem Leben hier und heute zu tun haben könnte. Dieses und ähnliches höre ich von vielen. Und auch mir fiel es dieses Jahr zunächst schwer, ins Ostergeschehen zu kommen. Die Gottesdienste miteinander zu feiern, fehlte mir doch sehr. Auch das.

Geholfen hat mir, als ich noch einmal die Geschichte von Jesu Auferstehung gelesen habe, wie sie uns im Markus-Evangelium überliefert ist (Mk 16, 1-7): Die Frauen am Grab finden Jesus nicht. Das Grab ist leer. Aber sie hören die Botschaft: Jesus lebt! Er geht euch voraus! Er wird euch in Galiläa begegnen.

Im Grunde beginnt Ostern in der Verheißung, dass es nicht beim leeren Grab bleibt, sondern dass Jesus ihnen  begegnet – in Galiläa. Merkwürdig, Galiläa ist keine besondere Gegend, kein besonderer Ort. Man könnte sagen: Dort ist Alltag.

Dann wäre hier die Osterbotschaft: Mitten in unserem Alltag soll uns der Auferstandene begegnen.

Und deshalb möchte ich Ihnen von zwei Begegnungen erzählen, die für mich dieses Jahr Ostern ausgemacht haben. Eine Ärztin erzählte mir, dass sie nach einem Streit mit ihren Kindern zum Dienst gefahren war. Der Dienst war schwer, es ging um Leben und Tod. Da wäre ihr noch einmal aufgegangen, wie wertvoll doch das Leben und  ihre Familie für sie seien. Und sie habe dies dann, nach Hause zurückgekehrt,  auch ihrer Familie gesagt und sie hätten ein so frohes Osterfest miteinander gehabt, wie schon lange nicht mehr.

Eine junge Patientin erzählte, dass sie eine ältere verängstigte Frau als Bettnachbarin bekam und diese in der Nacht immer nach ihrer Mutter rief. Sie habe ihr dann die Hand gehalten. Die alte Dame sei  dann ganz friedlich eingeschlafen. „Das war für mich so berührend, so schön; eine ganze andere Art der Freude“ berichtete die junge Frau mir diese Woche.

Ostern mitten im Alltag, hier und heute. Dort, wo ich spüre, da verwandelt sich etwas, Verzweiflung in Hoffnung und Mut, Befürchtung und Angst in Anteilnahme und Trost. Wo ich erkenne: der andere ist wie ich – ein Ebenbild Gottes; angewiesen auf Beistand und Fürsorge, auf Trost und Anteilnahme. Da wo ich eine tiefe Freude darin erlebe, zu leben.

Ostern endet nicht mit dem leeren Grab. Ostern ist dort, wo Christus uns begegnet – hier und heute, mitten im Alltag, mitten im Krankenhaus. Und: muss weiter erzählt werden.