Zum 1. Januar 2025 fusionieren fünf Kirchengemeinden in und um Idar-Oberstein zu einer großen Gemeinde, die Evangelische Edelsteingemeinde heißen wird. Zwischen Niederbrombach, Birkenfeld und Nohfelden am Bostalsee entsteht zeitgleich durch die Fusion von sechs Kirchengemeinden die Hoffnungsgemeinde Nahe-Hochwald. Der erste Schritt in einer umfassenden Gemeindestrukturreform im Kirchenkreis ist bald geschafft. Aus derzeit 28 Kirchengemeinden werden zum 1. Januar 19. In einem zweiten großen Schritt fusionieren die 17 verbleibenden Kirchengemeinden zum 1. Januar 2026 zu weiteren drei Großgemeinden: Zwischen Bundenbach im Norden, Fischbach im Zentrum und Oberstein im Süden entsteht dann die Kirchengemeinde Obere Nahe Fischbachtal. Von Niederalben über Offenbach am Glan, Herren-Sulzbach, Sien bis nach Weierbach gründet sich die Kirchengemeinde Nahe-Glan. Von Baumholder bis nach Pfeffelbach im Kreis Kusel und Wolfersweiler im Landkreis St. Wendel wird sich die Kirchengemeinde Saar-Westrich-Naheerstrecken.
Damit wäre der formale Prozess, der im Herbst 2022 durch einen Beschluss der Kreissynode in Gang gesetzt wurde, abgeschlossen. Ziel dieses Beschlusses war es, bis zum Jahr 2030 unter den gegebenen Rahmenbedingungen die pastorale Versorgung sicherzustellen. Im Jahr 2030 werden nach Planungen der Landeskirche dem Kirchenkreis Obere Nahe 13,5 Vollzeit-Pfarrstellen zur Verfügung stehen. Zum Zeitpunkt des Synodalbeschlusses verfügte der Kirchenkreis über rund 30 Kirchengemeinden. Viele von ihnen teilen sich eine Pfarrperson. In einigen Regionen war die Pfarrstelle seit geraumer Zeit vakant. Rahmenbedingungen, die nicht optimal sind, um junge Pfarrerinnen und Pfarrer, die ebenso gut in Köln, Düsseldorf oder Essen arbeiten könnten, an die Obere Nahe zu bekommen. „Weitere Rahmenbedingungen – unter anderem weniger Kirchenmitglieder, weniger Theologiestudierende - fordern uns dazu heraus, kreative Lösungen zu finden, Schwerpunkte zu setzen und uns neu zu erfinden“, sagt Superintendentin Jutta Walber. Seit ihrem Amtsantritt vor nunmehr zehn Jahren setzt sie sich für größere, modernere und leistungsfähigere Gemeinden ein. Schlagworte sind: Abbau des Verwaltungsaufwands, vernetztes Arbeiten, Konzentration auf Kernkompetenzen, Profilierung der Gemeinden und gezielter Einsatz der Ressourcen. Dabei geht es ihr auch um verlässliche Erreichbarkeiten der Gemeindebüros.
Schlussendlich solle jede Gemeinde die Chance haben, ihre eigene Profilierung zu entwickeln. Eine Gemeinde, die starke Impulse in der Jugendarbeit setze, sollte mit ihren Angeboten auch offen sein für Jugendliche aus anderen Gemeinden. Die Grenzen sollten offen sein für alle Gemeindeglieder. „Nicht mehr jede Gemeinde muss alles vorhalten können, aber man sollte wissen, wo man ein Angebot findet“, sagt die Superintendentin. Ziel ist es, auf der Ebene des Kirchenkreises zusammenzurücken und hier die volle Bandbreite der kirchlichen Angebote zu öffnen.
Wird es weniger Gottesdienste geben? Oder weniger kirchlichen Beistand bei Beerdigungen?
Diese Frage stand seit Bekanntwerden der Gemeindefusionen im Raum und wurde auch in vielen Gemeindeversammlungen gestellt. Weniger Gottesdienste wird es vermutlich in der Summe geben. Keine Abstriche soll es in der Qualität der Gottesdienste geben. Ebenso wenig wie beim kirchlichen Beistand in Trauerfällen. Sowohl in der neuen Hoffnungsgemeinde wie in der Edelsteingemeinde war den Pfarrteams beim Erstellen der Gottesdienstpläne wichtig, dass an jedem Wochenende in jedem Seelsorgebezirk mindestens ein Gottesdienst stattfindet. Keine Region zu benachteiligen, ist wichtig im Prozess des Zusammenwachsens. Bedeutend ist dies nicht nur für die Edelsteingemeinde, die neben Teilen Idar-Obersteins aus zehn weiteren kommunalen Ortschaften besteht. Hier hielt sich lange die Sorge, dass sich am Ende alles kirchliche Leben sich in Idar bündele. Kaum anders war dies in der Hoffnungsgemeinde, die neben der Kreisstadt Birkenfeld 38 weitere kommunale Gemeinden zählt. Ein großes, ländlich geprägtes Gebiet, das von den Pfarrerinnen Jennifer Breuer und Daniela Börger betreut wird. Derzeit sucht das Pfarrteam noch Verstärkung von zwei Pfarrpersonen, die die einmalige Chance haben, den Prozess des Zusammenfindens mitzugestalten.
Dass man diesen formalen Prozess mit Leben füllen muss, da sind sich die Verantwortlichen einig. Wenn er in den letzten Monaten von Gemeindemitgliedern gefragt wurde, warum er den Veränderungen zuversichtlich entgegenblicke, dann brachte Pfarrer Timo Breuer (Edelsteingemeinde) ein Beispiel, das den Abbau des Verwaltungsaufwands sehr treffend beschreibt. „Ich erzähle dann von der Kollegin, die drei pfarramtlich verbundene Kirchengemeinden betreut. Sie sitzt drei Abende in der Woche in drei Sitzungen, behandelt dreimal ein und das gleiche Thema.“ Auch wenn es darum gehe, eine Angelegenheit zu beschließen, in der sich die Gremien einig sind – durch die Eigenständigkeit der Gemeinden komme die Pfarrerin nicht um drei einzelne Sitzungen herum. Das wird sich künftig ändern. Dann hat die Pfarrerin aus Breuers Beispiel zwei Abende Zeit sich um einen Gesprächskreis zu kümmern, einen Seelsorgetermin zu übernehmen oder sich einem Thema zu widmen, das ihr am Herzen liegt.