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Nachrichtenarchiv

An(ge)dacht: Vier Wochen - 85 Jahre

Vier Wochen ist der Terroranschlag der Hamas in Israel nun her - 85 Jahre der Pogrom auf das jüdische Leben im Deutschen Reich. Superintendentin Jutta Walber fragt sich: Wo steht die Welt jetzt? Wo stehen wir?

Vier Wochen nach der barbarischen Terrorattacke der Hamas in Israel. Kurz vor dem 9. November, an dem sich das Pogrom von 1938 gegen Jüdinnen und Juden in Deutschland zum 85. Mal jährt: Wo steht die Welt? Wo stehen wir?

Es gibt Situationen, da gibt es keine Enthaltung! Nach einer UN-Resolution jubeln diejenigen, die zu Hass und Vernichtung aufrufen. Das zeigt: Nicht nur die Ukraine, sondern auch Israel verteidigt seine Freiheit! Vernichtung Israels und der Juden ist erklärtes Ziel der Hamas. Die Hass predigen, scheinen stärker als Menschen, die Liebe üben und sich für Frieden einsetzen. „Er glaubte an Frieden – und stirbt“ titelte das ZDF. Gemeint ist der Regionalchef Liebstein aus Sderot, der sich für ein friedliches Miteinander einsetzte!

Wie beim Überfall Russlands auf die Ukraine frage ich: Können wir das Böse überhaupt mit Gutem überwinden, wie es in der Bibel (Römer 12,18) heißt: Lebt mit allen Menschen in Frieden – soweit das möglich ist und es an euch liegt. Nehmt nicht selbst Rache, meine Lieben. Überlasst das vielmehr dem gerechten Zorn Gottes. Die Heilige Schrift sagt: „Die Rache ist meine Sache, ich werde Vergeltung üben,“ spricht der Herr. Im Gegenteil: „Wenn dein Feind Hunger hat, gib ihm zu essen. Wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, häufst du glühende Kohlen auf seinen Kopf.Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute!“

Ich frage mich, ob der Hass die Menschen der Hamas schon so sehr erhitzt hat, dass sie in ihrer Rage gar nicht mehr spüren, wenn andere ihnen Gutes tun? Im Coaching und in der Therapie heißt es: Never analyse a burning house! Anders gesagt: Wenn ein Haus brennt, dann muss gelöscht werden – da ist keine Zeit zur Analyse. Jetzt muss gegen das Böse gekämpft werden mit allen, auch militärischen Mitteln. Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse mit Gutem – das ist die Quintessens für das persönliche Leben der verfolgten Christinnen und Christen damals in Rom.

Direkt im Anschluss in Kapitel 13 geht es um den Staat und seine Aufgaben. Sie sehen völlig anders aus. Es heißt: Die Staatsgewalt trägt das Schwert nicht ohne Grund. Sie steht im Dienste Gottes und vollzieht seine Strafe an dem, der Böses tut. Klar zu unterscheiden ist, was für unseren Umgang untereinander gilt und dem Handeln von Staaten. Denen, die Böses tun, muss sich der Staat entgegenstellen. Wer andere Menschen erschlägt, tötet, foltert und verschleppt, dem kann in dieser Situation nicht mit guten Worten, Verhandlungen, netten Geschenken oder sonstigen Wohltaten begegnet werden. Andererseits ist wichtig, dass wir dort, wo Menschen in Not geraten, helfen, unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht und Überzeugungen. In jedem Fall gilt: Eure Liebe soll aufrichtig sein. Verabscheut das Böse und haltet am Guten fest.

 

Jutta Walber, Superintendentin im Kirchenkreis Obere Nahe