Sie sind hier: Kirche mit dir

An(ge)dacht: Vom Felsenmann zum Wackelpeter

Wahrscheinlich kennen Sie das Fragespiel „Welche 3 Dinge würdest Du mit auf eine einsame Insel nehmen?“ Wie wäre es mit einer anderen Frage, nun nicht mehr spielerisch: „Was würdest Du unbedingt in Deinem Leben vermeiden?“

Vielleicht würden Dinge herauskommen wie Krieg, Krankheit, Arbeitslosigkeit, Armut, Heimatlosigkeit und – Versagen.
Als Versager würden wir nicht gern dastehen – und befänden uns doch in „guter Gesellschaft“. Zum Personal der Leidensgeschichte Jesu gehört der Versager Petrus – eigentlich ja der An- und Wortführer der Jünger Jesu.
Wie hat er den Mund voll genommen: „Auch wenn ich mit Dir, Jesus, sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen.“
Und dann geschieht genau das. In der Nacht vor Jesu Kreuzigung, als er von den Soldaten im Gefängnis gefoltert wurde, wird Petrus angesprochen: „Bist Du nicht auch einer von Diesem (Jesus)?“ Und Petrus bestreitet – wohl aus Furcht wie Jesus verhaftet, gefoltert und hingerichtet zu werden – seine Zugehörigkeit zu ihm: „Nein ich kenne diesen Mann nicht!“ 
Was nützt es, wenn er es danach bereut und weint – geschehen ist geschehen. Es bleibt eindeutig: vom Felsenmann zum Wackelpeter! – vom Großmaul zum Versager!
Zeigen wir aber nicht mit dem Zeigefinger auf ihn; denn auch wir können uns von Versagen nicht freisprechen. Gerade, wenn es um den Glauben geht, sind wir wahrscheinlich anderen gegenüber sehr zurückhaltend. Bloß kein Bekenntnis!
Natürlich ist es wohl bei uns nicht so, wie es der italienische Politiker Fanfani einmal formulierte: „Zuverlässigkeit kann auch darin bestehen, dass jeder regelmäßig versagt.“
Manchmal genügt jedoch eine Erfahrung, versagt zu haben, um uns schmerzhaft vom Sockel des Selbstbewusstseins zu stoßen. Petrus hat sein Versagen – seine Verleugnung – bitter bereut. Und er erfuhr, dass ihm vergeben wurde. Jesus kann es sich leisten, auch mit Versagern zu arbeiten!
Und das betrifft auch uns. Wir müssen – auch wenn wir im Leben und im Glauben versagt haben und es wahrscheinlich immer wieder tun – nicht dauernd mit Minderwertigkeitskomplexen und Schuldgefühlen weiterleben. Nach Einsicht und Reue darf Petrus neu anfangen. Jesus wagt es mit Petrus noch mal neu. Und das gilt sicherlich auch für uns.

Pfarrer Daniel Witting, Kirchengemeinde Idarbachtal, zu Markus 14 in  Auszügen.

KI-Illustration: Petrus fühlt sich als Versager, nachdem er Jesus dreimal geleugnet hatte. Urheber: The BlueWave/adobe stock