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Blog & Schatzkiste

Werte leben -
Zukunft gestalten

Verlieren können

Hand aufs Herz: Bist du gut im Verlieren? Um die ganz und gar nicht leichte Fähigkeit "Verlieren können" geht es in unserem neuen Blog-Beitrag: Wir schauen uns an, was in unserem Körper abläuft, wenn wir eine Niederlage erleiden, wie wir das Verlieren lernen können und welche Rolle dabei die Erziehung spielt. Um die Welt der Kinder, genauer gesagt um Welten für Kinder, geht es auch in unserer Schatzkiste.

Neugierig geworden?

Ob im Sport, in der Politik oder in anderen öffentlichen Bereichen, Beispiele für bittere Niederlagen, die für Aufsehen gesorgt oder sogar Geschichte geschrieben haben, kennen wir alle: sei es die unglückliche Niederlage von Borussia Dortmund im Bundesliga-Meister­schaftskampf, das frühe WM-Aus der Männer- und nun auch der Frauen-National­mannschaft oder die Trump-Niederlage mit sogar juristischen Folgen.

Wir haben Bilder von Menschen vor Augen, denen nach einem verlorenen Match, einer Wahlniederlage oder einem anderen öffentlichen Misserfolg Bestürzung und Frustration schmerzlich im Gesicht geschrieben stehen – während vielleicht ein paar Meter weiter enthusiastisch gejubelt wird. Da Kameras solche Momente gern medienwirksam heranzoomen, können wir Zuschauer*innen hautnah miterleben, wie gut oder schlecht jemand verlieren kann.

Dabei ist nach den Erkenntnissen der Neurowissenschaften die biologische Reaktion auf Sieg oder Niederlage bei allen Menschen gleich: Im limbischen System unseres Gehirns, das u. a. für die Steuerung von Emotionen zuständig ist, wird bei der Erfahrung von Freude das Hormon Dopamin ausgeschüttet. Dieses „Glückshormon“ sorgt dafür, dass Belohnungssigna­le über die Synapsen in weitere Bereiche des Gehirns übertragen werden – wir jubeln. Verlieren wir, findet keine Dopamin-Ausschüttung statt, der Belohnungsreiz bleibt aus und unsere Gewinnerwartung wird nicht erfüllt – wir sind traurig, frustriert, gekränkt, wütend.  

Biologisch ist also das Streben nach Erfolg mit seinem Glückscocktail Dopamin normal und ein angemessener Umgang mit der Frustration durch den Dopamin-Entzug beim Misserfolg muss erst gelernt werden. Idealerweise wird Frustrationstoleranz in der Kindheit entwickelt: in Situationen, wo man im Spiel verliert, auf etwas warten oder etwas abgeben muss. Geschieht dies nicht, wenn z. B. (Helikopter-)Eltern alles Negative von ihrem Kind fernhalten (es z. B. immer gewinnen lassen) oder wenn zu strenge Eltern dem Kind wenig Spielraum für Selbstwert-Erfahrungen lassen, dann wird das Verlieren nicht gelernt.

Wollen „schlechte Verlierer*innen“ später noch ihre Fähigkeit zur Bewältigung von Niederlagen verbessern, dann sind Bewusstmachung, gezielte Einstellungsveränderung und Geduld nötig. Wichtige Schritte sind dabei:

  • Emotionen als normal akzeptieren, sich aber nicht (wie Kleinkinder) von ihnen überwältigen lassen
  • Ursachenforschung betreiben, dabei auch Gutes (z. B. gut vorbereitet gewesen sein/alles gegeben haben) sehen
  • Perspektive wechseln und das Scheitern als Lerngelegenheit begreifen
  • Fokus auf Lösungen und neue, aber realistische, Ziele setzen
  • Selbstfürsorge: sich Mut machen, anstatt in Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen zu verharren – Erfolge und Niederlagen bestimmen nicht den Wert eines Menschen
  • Ggf. professionelle Hilfe suchen

Die Erfahrung hat gezeigt, dass insbesondere Menschen, denen es nach einem Misserfolg gelungen ist, den Blick auf die eigenen Stärken zu lenken und sich realistische Ziele für die Zukunft zu setzen, ihr Scheitern im Nachhinein als Neubeginn oder sogar Chance begreifen konnten.

Auch die Reaktion auf enttäuschte Erwartungen kann im wahrsten Sinne des Wortes existenziell für die Betroffenen sein: im Privaten (Ärger bekommen, abgelehnt werden, als Versager*in gelten) aber auch in der Öffentlichkeit. Medienschelte, Hasskommentare, Shitstorms oder gar Drohungen sind die dunkle Seite sensationsbetonter Berichterstattung und schnellem Frustabbau in den sozialen Netzwerken – mit teils verheerenden Folgen für die Opfer.

Wie es anders geht, zeigt die Reaktion der Dortmunder Südkurve-Fans auf die (wie zu lesen war) „Schmach und Schande“ nach dem verpatzten Spiel um die Meisterschaft: Trotz sichtlich tiefer Enttäuschung standen die Fans als geschlossen anfeuernde gelbe Wand vor Trainer Edin Terzic und der Mannschaft, spendeten Trost und zeigten Respekt!

Verlieren können – das ist eine oft nicht leicht zu bewältigende, für das Zusammenleben in einer demokratischen Gesellschaft jedoch unverzichtbare Fähigkeit. Die Grundlagen, das haben wir gesehen, werden in der Kindheit gelegt.

Um die Welt der Kinder – bzw. Welten für Kinder – geht es auch in unserer Schatzkiste!

 

Schatzkiste

Trotz der Faszination von Fernsehen, Film und Co. legen viele Eltern nach wie vor Wert auf das Vorlesen, und später Selberlesen, von Büchern. Und so bietet auch der Kinder- und Jugendbuchmarkt neben den „Klassikern“ jedes Jahr eine regelrechte Flut an Neu-Veröffentlichungen. Angesichts der Qual der Wahl freut sich so manche*r über Orientierung, z. B. in Form einer Art Vorauswahl von besonders empfehlenswerter Kinder- und Jugendliteratur. 

Eine solche Entscheidungshilfe bieten der „Deutsche Jugendliteraturpreis“ sowie weitere Auszeichnungen. Eine umfassende Übersicht bietet der Deutsche Bildungsserver:

Kinder- und Jugendbuchpreise - [ Deutscher Bildungsserver ]

Zur allgemeinen Beschreibung sowie zu den Nominierungen für den diesjährigen Deutschen Jugendliteraturpreis, der im Oktober auf der Frankfurter Buchmesse vergeben wird, geht es über folgende Links:

Über den Preis | AKJ (jugendliteratur.org)

Nominierungen 2023 | AKJ (jugendliteratur.org)

 

Es grüßen herzlich

Jutta Walber und Sascha Heidrich