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Nachrichtenarchiv

Zeiten des Übergangs

„Nichts ist so beständig wie der Wandel“ – das berühmte Zitat von Heraklit bringt die stetige Umgestaltung alles Lebendigen auf den Punkt.

Wir entwickeln uns vom Säugling zum Kind, vom Teenager zum Erwachsenen, vom jungen zum alten Menschen und erleben über die großen Umwälzungen hinaus viele weitere Veränderungen bei uns selbst und in unserer Umwelt. Neuerungen sind jedoch nicht einfach über Nacht da und in den Zeiten des Übergangs sind wir oft verunsichert: Das Alte funktioniert nicht mehr, das Neue noch nicht. Gibt es, so fragen wir uns dann vielleicht, etwas, das uns die „Zeit dazwischen“ leichter macht, eine „Brücke“ zum Neuen in unserem Leben?

Dieser Frage ist auch der renommierte Experte für Change-Management William Bridges nachgegangen Er verlegte den Fokus vom Ergebnis einer Veränderung zum Prozess des Übergangs, den er als „Transition“ bezeichnete (Managing Transitions – Erfolgreich durch Übergänge und Veränderungen führen, 4. Ausgabe 2018, Vahlen). Das von ihm entwickelte „Transitions- oder Brückenübergangsmodell“ hilft Menschen dabei, Veränderungen leichter zu bewältigen. Führungskräfte können es im Unternehmen einsetzen, um bei Neuerungen eine bessere Akzeptanz zu erreichen.

Nach Bridges durchlaufen Menschen in Veränderungsprozessen die drei Phasen: 

  1. Ende des Alten
  2. Neutrale Zone
  3. Beginn des Neuen

Jede Phase ist durch bestimmte Emotionen gekennzeichnet:

  1. Ende des Alten: Gefühl des Verlustes, Trauer, Frustration, Angst vor dem Unbekannten, Verdrängung
  2. Neutrale Zone: psychologisches Niemandsland, Gefühl der Unsicherheit, Bedürfnis im Alten zu verharren oder sich ins Neue zu flüchten
  3. Beginn des Neuen: Angst und Skepsis schwinden, Offenheit für die anstehenden Veränderungen, positive Erwartung, frische Energie


Die „Brücke“ besteht laut Bridges darin, dass jede betroffene Person alle Phasen bewusst und in ihrem eigenen Rhythmus durchläuft.

Auf der persönlichen Ebene bedeutet das, sich selbst gegenüber nachsichtig zu sein, wenn man in einer Umbruchphase Zeit braucht – für die Trauer um das Vergehende, für das Kennenlernen dessen, was noch nebulös vor einem liegt und für das Dulden des Niemandslandes dazwischen. Eine Fokussierung auf Zustände, wie das Kleben am Alten oder ein Sich-ins-Neue-Stürzen, kann Übergänge schmerzhaft machen. Leichter werden sie, wenn man lernt, das Prozesshafte jeden Wandels zu akzeptieren und den Übergang aktiv zu gestalten.

Auf der organisatorischen Ebene verdeutlicht das Modell Führungskräften, dass es bei Umstrukturierungen für alle Parteien gewinnbringender ist, wenn sie ihre Team-Mitglieder in Veränderungsphasen aktiv und empathisch begleiten, anstatt Neuerungen „von oben“ durchzusetzen. Menschen, denen zugestanden wird, einen Transitionsprozess in ihrem eigenen Rhythmus zu durchlaufen, denen in einer solchen Phase zugehört und Zuversicht vermittelt wird, werden den Neuanfang motivierter und nachhaltiger mitgestalten.

Es ist Herbst geworden, die Natur verabschiedet sich mit ihrem alljährlichen Leuchtfeuer und läutet stürmisch ihre eigene Übergangszeit ein. So sehr wir es uns vielleicht auch anders wünschen: Die warmen Tage des Jahres sind vorbei und die ersehnten ersten Sonnenstrahlen des nächsten Frühlings noch weit weg. Wenn die Natur ruht und sich ihre eigene Zeit für den Neubeginn nimmt, begegnen wir dem „Niemandsland“ dazwischen mit Ritualen: In allen Kulturen werden Feste gefeiert, um Zeiten des Übergangs zu überbrücken – Weihnachten, Karneval, Ostern – um nur die bekanntesten aus unserem Kulturkreis zu nennen.

Denn auch das gehört zum Bewältigen von Übergängen: persönliche Rituale zu schaffen, Zeiten der Unsicherheit mit anderen zu teilen und den Moment zu genießen. 

Auch in unserer Schatzkiste geht es heute um „Übergänge“ – und zwar um solche, die das Reisen mit sich bringt.

 

Schatzkiste

Reisen – das heißt heutzutage für viele Menschen, möglichst schnell von A nach B zu kommen. Das Flugzeug macht’s möglich. Doch vielleicht ist Ihnen oder Dir nach unserem heutigen Blog-Beitrag mehr danach, die Fahrt selbst bewusst zu erleben?

Es gibt verschiedene Reiseführer, die bildschöne und faszinierende Zug-, Schiffs- oder Fahrradreisen durch Europa (nicht immer/überall ist Bahnfahren stressig …) vorstellen. Sehr beliebt ist die Ausgabe von Lonely Planet, 2023: Europa ohne Flieger: 80 inspirierende und nachhaltige Reiseideen. Eine der spektakulärsten Zugstrecken führt z. B. auf „Schienen zum Dach Europas“, per Schiff lässt sich beispielsweise die herrliche Landschaft entlang des „Canal du Nivernais“ erkunden und Rad-Begeisterte erfahren unter anderem, dass der nahezu autofreie Fernradweg von Paris nach London über Schlösser hinaus jede Menge zu bieten hat. Zu jeder der 80 verlockenden Reisen gibt es eine Karte mit allen Etappen, Infos zu den benötigten Verkehrsmitteln und Vorschläge für die Anfahrt zum Ausgangsort.

 

Wir wünschen Ihnen und Dir eine besinnliche, gesegnete Adventszeit (die ja ebenfalls eine Übergangszeit darstellt, nämlich die Zeit des Wartens der Christenheit auf die Ankunft Jesu)

Ihre/Deine
Jutta Walber und Sascha Heidrich