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Nachrichtenarchiv

Vortrag beim Diakonischen Werk: Was tun gegen Abzocke und Co?

Unter diesem Motto stellten Diakonie und Verbraucherzentrale am 05. November einem Fachpublikum ein Projekt zur Beratung mit Videotelefonie vor, das im Sommer gestartet ist.

Idar-Oberstein. Bei der Vorstellungsrunde der teilnehmenden Expertinnen und Experten aus dem Sozialwesen im Landkreis zeigte sich, dass Schulden eine Problematik sind, die in immer mehr Arbeitsbereiche hineinreicht und von der die Zahl der betroffenen Menschen deutlich zunimmt. Die Fachberatung durch die vom Landkreis und Kirchenkreis finanzierte Schuldnerberatung im DW ist daher für viele Arbeitsbereiche unverzichtbar: Jugendliche oder Menschen innerhalb ihrer Reha, die im Berufsbildungswerk der Elisabeth-Stiftung eine Ausbildung machen oder die Berufsvorbereitung beim IB (Internationalen Bund), sind oft mit Schulden belastet.

Menschen, die eine rechtliche Betreuung haben, verschulden sich über Interneteinkäufe und Onlineverträge, so dass auch die Arbeit der Betreuungsvereins des SKFM die Schuldnerberatung häufig in Anspruch nehmen muss. Ebenso prägend sind Schulden in der Migrationsberatung des DRK und in der Flüchtlingssozialarbeit des Diakonischen Werkes. Nachdem die geflüchteten Menschen bei uns angekommen sind, schließen viele Verträge ab, deren Bedingungen sie allein durch sprachliche Barrieren nicht überblicken. Ebenso sind ältere Menschen mit Demenz betroffen, weil sie insbesondere über Telefon- und Haustürgeschäfte erreicht werden, wie der Pflegestützpunkt feststellt. Auch für „Lernen und Arbeiten“ sind Schulden bei allen Altersgruppen ein großes Thema, das zunimmt.

Die Verbraucherzentrale des Landes Rheinland-Pfalz bestätigt diese Erfahrungen. Insbesondere zu Online-Verträgen, die über das Internet abgeschlossen werden, nehmen die Anfragen drastisch zu. Hat der Anbieter seinen Sitz im Ausland, ist die Rechtslage umso schwerer zu überblicken. Hier ist juristisches Fachwissen erforderlich, um die Vertragsbedingungen und deren Rechtsmäßigkeit einschätzen zu können. Nicht nur unseriöse Vertragsbedingungen oder Betrug sind Gefahren, sondern auch Preis- und Kostenfallen.

Bei vielen Vertragsformen sind selbst Sozialarbeiter überfordert

Ein Beispiel für Abzocke im Internet ist Viagogo. Die Plattform verkauft Karten zu begehrten Veranstaltungen und verlangt überteuerte Preise, die für die Käufer bei Vertragsabschluss nicht ersichtlich sind. Der Anbieter ist in der Schweiz, und rechtlich gibt es keine Handhabe. Präventionsarbeit ist bei Schulden daher ebenso wichtig wie die Beratung.

Die Schuldnerberatung der Diakonie bestätigt, dass durch die Vielzahl der Vertragsformen, die gerade durch Online-Käufe und aus dem Inkassobereich kommen, eine rechtliche Einschätzung erforderlich ist, die von Sozialarbeitern nicht mehr zu leisten ist. Deshalb wird die Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale, die Verträge von Juristen prüfen lässt, immer wichtiger. Dass es für den Landkreis keine Verbraucherzentrale in Idar-Oberstein oder Birkenfeld gibt, ist ein Manko, das zukünftig noch stärker ins Gewicht fallen wird.

Gerade im ländlichen Raum werden Einkäufe vermehrt über das Internet abgeschlossen und junge Menschen wachsen damit auf. Gerade hier besteht aber die Gefahr, dass die tatsächlichen Kosten, die ein spontaner Klick mit E-Unterschrift bei der Internetbestellung verursacht, bewusst verborgen bleiben oder nicht bedacht werden. Jugendliche, ältere Menschen mit dementiellen Einschränkungen und Menschen mit Migrationshintergrund sind Zielgruppen, die besonders gefährdet sind, um Online in Schuldenfallen zu geraten.

Verbraucherzentrale aus Kaiserslautern bietet Video-Beratung beim DW an

Um die Beratungssituation zu verbessern, bietet die Verbraucherzentrale in Kaiserslautern zweimal pro Monat eine Videoberatung in den Räumen Schuldnerberatung des Diakonischen Werkes in der Pappelstraße 3 in Idar-Oberstein an. Die Beratung ist für Klienten der Schuldnerberatung kostenlos. Vor der Terminvergabe prüft die Schuldnerberatung, ob das Anliegen in den Zuständigkeitsbereich der Verbraucherzentrale gehört und dort bearbeitet werden kann.

Energiekosten sind eine eigene Fachberatung innerhalb der Verbraucherzentrale und immer kostenlos. Auch hier ist die Beratung mit Videotelefonie möglich.

 

Für folgende Themen wird die Videoberatung angeboten:

  • Verbraucherrecht
  • Handyverträge
  • Kreditkarten
  • Internetverträge
  • Abos
  • Single-Dating-Portale
  • Energieschulden
  • Inkassoforderungen
  • Reiserechnungen
  • Reklamation von Handwerkerleistungen

 

Kontakt/Terminvereinbarung:

Diakonisches Werk
Schuldnerberatung
Telefon: 06781/5163530,
E-Mail: schuldnerberatung(at)obere-nahe.de

 

Eine Verbraucherzentrale vor Ort kann dieses Projekt nicht ersetzen, verbessert aber die Beratungsmöglichkeiten und kann als virtuelles Beratungsangebot gerade für den ländlichen Raum ein zukunftsweisendes Modell sein.

In der anschließenden Diskussion in der Expertenrunde wurden u.a. folgende Praxistipps aus der Beratungserfahrung zur Vermeidung von Schuldenfallen genannt:

  • Alles vermeiden, was im Internet als kostenlos angepriesen wird, ist äußerste Vorsicht geboten.
  • Keinen Vertrag unterschreiben, den man nicht versteht.
  • Geschäfte nur mit Personen/Firmen abschließen, bei denen man vor Ort einen Ansprechpartner hat
Für viele nur allzu verlockend: Zahlen per Kreditkarte kann auch zur Schuldenfalle werden. Bildnachweis: Ahmad Ardity/Pixabay.com