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Nachrichtenarchiv

Inflation wird zum Problem bei der Überschuldung

Jedes Jahr übermittelt die Schuldnerberatungsstelle des Diakonischen Werks ihren Jahresbericht an die Kreisverwaltung Birkenfeld im Rahmen der Aktionswoche Schuldnerberatung. Dass Sozialamtsleiter Dirk Köbrich den bericht in der Beratungsstelle entgegen nimmt, gehört mittlerweile zur Tradition.

Idar-Oberstein. Die Schuldnerberatungsstelle nutzt traditionell die Aktionswoche der Schuldnerberatung zur Übergabe ihre Jahresberichts an die Kreisverwaltung Birkenfeld. Dirk Köbrich, Leiter der Sozialabteilung der Kreisverwaltung im Nationalparklandkreis, besuchte am 12. Juni die Räume des Diakonischen Werkes in der Pappelstraße 3 in Idar-Oberstein, um sich über die aktuellen Themen in der Beratung auszutauschen.

Die Mitarbeiterinnen berichten über die Entwicklungen im letzten Jahr. Die Nachwirkungen der Corona-Krise haben gerade bei den Menschen mit geringerem Einkommen deutliche Wirkungen hinterlassen. Das Thema der diesjährigen Aktionswoche „Was können wir uns noch leisten? – Überschuldungsrisiko Inflation“ passt deshalb gut in diese Zeit.

Gerade Familien und Bezieher:innen von Transferleistungen sind die großen Verlierer der aktuellen Preissteigerungen. Bei uns im ländlichen Raum schlagen neben den Steigerungen der allgemeinen Lebenshaltungskosten vor allem die hohen Treibstoffpreise zu Buche. Unbezahlte Rechnungen, Mahnverfahren und vor allem drohende Energiesperren – das belastet die Menschen, und auf viele kommt dies womöglich zum ersten Mal zu.

Die Schuldnerberatung in Idar-Oberstein wird vom Land Rheinland-Pfalz, von der Kreisverwaltung Birkenfeld und dem Kirchenkreis Obere Nahe finanziert. Die Finanzierung durch das Land hat sich seit Jahren nicht erhöht – die steigenden Kosten müssen durch die übrigen Träger aufgefangen werden. Dem stehen die permanent hohen Fallzahlen und die damit einhergehenden immer komplexer gestalteten Einzelschicksale entgegen. „Eine gesicherte Finanzierung durch einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung, der sich auch in regelmäßigen Zuschusserhöhungen niederschlagen sollte“, ist eine deutliche Forderung von Ilona Schlegel, der Geschäftsführerin des Diakonischen Werks und Leiterin der Schuldnerberatungsstelle.

Die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle mussten in den vergangenen Jahren immer wieder spontan auf neue Unterstützungsleistungen in der Krise reagieren. Diese Unterstützungen kommen nicht bei den Menschen an, wenn unklar ist, ob sie beim Lohn oder auf dem Konto eventuell gepfändet werden können. Dirk Köbrich ergänzt, dass es weiteren gesetzlichen Änderungen bedarf: „Leistungen des Staates oder des Arbeitgebers, die dazu bestimmt sind, in einer Notlage zu helfen, sollten generell vor Pfändungsmaßnahmen geschützt sein“, sagt er. Dieser Pfändungsschutz müsse gesetzlich geregelt werden.

Die Inflationsrate ist in Deutschland auf einem Niveau wie zuletzt vor 25 Jahren. Die Menschen müssen darauf mit ständigen Änderungen in ihren Lebenshaltungskosten reagieren. Ziel der Beratung ist es, die Leistungen der aktuellen, laufenden Abschlagszahlungen an Vermieter und Stromanbieter an die erste Stelle zu setzen. Doch oft sind bereits Zahlungsrückstände entstanden, die dazu berechtigen, den Mietvertrag zu kündigen oder die Stromzufuhr für den Haushalt zu sperren. „Wir fordern, dass Energiesperren bei laufenden Abschlagszahlungen in Privathaushalten nicht möglich sein sollten“, soTatjana Jacobs, Mitarbeiterin der Schuldnerberatung.

Die Beraterinnen weisen die Menschen auf mögliche Ansprüche auf öffentliche Leistungen hin. Die Hilfesuchenden sind aber zwingend auf die Erreichbarkeit und Zugänglichkeit der zuständigen Behörden angewiesen. Das war durch die Einschränkungen der Corona-Zeit leider nicht immer gewährleistet. In der Folge ziehen sich Auszahlungen existenzsichernder Maßnahmen hin, Fristen können nicht eingehalten werden. Es entstehen Hilflosigkeit und Verunsicherung. Christine Kreischer fordert: „Die persönliche Erreichbarkeit und zügige Bearbeitung von Anträgen muss auch in Krisenzeiten gewährleistet sein.“

Bei der Übergabe des Jahresberichts der konnte Dirk Köbrichauch die neue Mitarbeiterin der Beratungsstelle, Frau Daniela Lambio, an ihrer neuen Wirkungsstätte begrüßen. Er ist erleichtert, dass die Neubesetzung nahtlos möglich war, um der großen Beratungsanfrage zeitnah gerecht zu werden. 

Nur in Zeiten der Pandemie fanden die Treffen digital statt: Dirk Köbrich (im Bild oben links), Leiter des Sozialamts beim Nationalparklandkreis Birkenfeld, informiert sich bei DW-Geschäftsführerin Ilona Schlegel (oben rechts) und den Beraterinnen Christine Kreischer (oben Mitte), Tatjana Jacobs (unten links) und Daniela Lambio (unten rechts) über die aktuellen Entwicklungen der Schuldnerberatung im Kreis.