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Nachrichtenarchiv

Gebet für eine dunkle, ungewisse Zeit

Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Südwest hat in dieser besonderen Fastenzeit ein Ökumenisches Gebet verfasst. Beten Sie doch mit!

Mitten in der Fastenzeit hat uns eine Grippepandemie eingeholt. Ratlos und irritiert spüren wir alle wie sich die Welt um uns verändert. Gewohntes wird ausgebremst und verboten. Kontakt, Gemeinschaft muss anders gelebt werden. Füreinander da sein heißt heute: Abstand halten, zuhause bleiben, Berührungen meiden, Umarmungen lassen.

Wir machen neue Erfahrungen und niemand weiß, was noch auf uns zukommt.

 

Jesus Christus

Hilf, dass wir uns innerlich nicht voneinander entfernen.

Stärke in allen die Fantasie, um Wege zu finden, wie wir miteinander in Kontakt bleiben.

Wenn auch unsere Möglichkeiten eingeschränkt sind,

um uns in der konkreten Begegnung als betende Gemeinschaft zu erfahren,

so stärke in uns die Gewissheit, dass wir im Gebet durch Dich miteinander verbunden sind.

Wir stehen in der Fastenzeit.

In diesem Jahr werden uns Verzichte auferlegt,

die wir uns nicht freiwillig vorgenommen haben und

die unsere Lebensgewohnheiten schmerzlich unterbrechen.

Gott, unser Herr, wir bitten Dich:

Gib, dass auch diese Fastenzeit uns die Gnade schenkt,

unseren Glauben zu vertiefen

und unser christliches Zeugnis zu erneuern,

indem wir die Widrigkeiten und Herausforderungen, die uns begegnen, annehmen

und uns mit allen Menschen verstehen als Kinder unseres gemeinsamen Vaters im Himmel.

Sei gepriesen in Ewigkeit. Amen.

 

LK 10, 38-42 Maria und Marta

Als sie weiterzogen, kam er in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn gastlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen zu dienen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden.

Fastenzeit ist die Zeit der Besinnung. Für viele ist es die Zeit, sich noch einmal zu orientieren, was wirklich wichtig ist im Leben. Viele lassen deshalb Genussmittel weg, fasten, oder setzen besondere spirituelle Punkte.

In diesem Jahr wurden wir alle von „außen“ auf eine andere Form des Fastens gesetzt. Füreinander da sein heißt jetzt: Abstand halten und keinen Kontakt haben. Alles, was nicht „lebensnotwendig“ ist, wurde geschlossen: Kulturangebote, Geschäfte, Sportanlagen und vieles mehr. Wir wurden innerhalb kurzer Zeiträume aus den üblichen Aktivitäten herausgenommen- bis hin zu Verboten von Begegnungen in Freundeskreisen. Selbst die Besuche bei hochbetagten Verwandten wurden unterbunden. Es sind schmerzhafte Zeiten. Gerade eine Gesellschaft, die sich über die Arbeit und die Aktivität definiert, ist das ein Einschnitt, den alle spüren. Und plötzlich werden neue Worte spruchreif: systemrelevant- also notwendige Dienste und solche, die nicht so relevant sind, die also weggenommen werden können.

Die Frage nach dem Sinn stellt sich immer deutlicher. Im Text des Lukasevangeliums stellt Marta eben diese Frage an Jesus. Sie sieht sich brüskiert und im Stich gelassen durch ihre Schwester, die sich hinsetzt und Jesus zuhört, anstatt sich, nach guter alter orientalischer Gastfreundschaft, um das leibliche Wohl der Gäste zu kümmern. Und Jesus? Er lässt es zu, dass Maria, sich diesen Zwängen der Gesellschaft widersetzt und nach eigenen Prioritäten lebt.

Vielleicht ist es das, was uns Corona auch lehren kann: zu fragen, was wirklich wichtig ist. Ist es wirklich gut, sich nur über Arbeit und finanziellen Erfolg zu definieren, oder was ist im besten Sinn des Wortes lebensnotwendig?

Ich spüre, dass mich das „Fasten“ von Nähe zu lieben Menschen belastet und dass es das sein wird, was ich neben dem Feiern von gemeinsamen Gottesdiensten nach dieser Zeit wieder feiern werde: die Gemeinschaft mit Gott und den Menschen.

 

Ein Spielfeld

Im Zentrum eine Figur, die dadurch gehalten wird, dass die unsichtbaren Spieler und Spielerinnen die Fäden so halten, dass das Spielfeld ruhig gehalten wird und in der Waagerechten bleibt. Ein Team- Spiel.

Sobald bei einem Faden die Spannung erhöht oder reduziert wird, fällt die Figur. Alle sind gefordert und das im gleichen Maß. Niemand hat eine besondere Position oder eine höhere Verantwortung. Die Verantwortung liegt bei jedem und jeder Einzelnen und das Gelingen liegt im Zusammenspiel aller.

Die Figur in der Mitte, sehr exponiert, sehr im Blickfeld ist absolut abhängig vom Teamverhalten der Spielenden. Der Geist des Miteinanders ist die Kraft, die zum Gelingen dieses Spieles führt.

Wir sind in einer Ausnahmezeit. Und wie in diesem Spiel, zählt gerade jetzt jeder und jede Einzelne. Unsere Gesundheit, unser Leben hängt daran, wie sich jeder und jede verhält- eine Binsenweisheit-, die sich aber in Zeiten wie diesen nun als wahr und treffend zeigt. Kein Mensch ist überflüssig, kein Mensch ist ersetzbar; wird nur ein Faden aus dem Spiel genommen, kippt die Figur in der Mitte. Jeder und Jede zählt.

 

Jesus,

unser Gott und Heiland,

in einer Zeit der Belastung und der Unsicherheit für die ganze Welt

kommen wir zu Dir und bitten Dich:

  • für die Menschen, die mit dem Corona-Virus infiziert wurden und erkrankt sind;
  • für diejenigen, die verunsichert sind und Angst haben;
  • für alle, die im Gesundheitswesen tätig sind und sich mit großem Einsatz um die Krankenkümmern;
  • für die politisch Verantwortlichen in unserem Land und international,die Tag um Tag schwierige Entscheidungen für das Gemeinwohl treffen müssen;
  • für diejenigen, die Verantwortung für Handel und Wirtschaft tragen;
  • für diejenigen, die um ihre berufliche und wirtschaftliche Existenz bangen;
  • für die Menschen, die Angst haben, nun vergessen zu werden;
  • für uns alle, die wir mit einer solchen Situation noch nie konfrontiert waren.

Herr, steh uns bei mit Deiner Macht,

hilf uns, dass Verstand und Herz sich nicht voneinander trennen.

Hilf uns, unser Vertrauen auf Dich zu setzen und unseren Halt von Dir zu erwarten. Amen

 

Vater unser

 

So segne uns der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist
 

Amen


 

Das Gebet ist erstellt von der Gruppe „ökumenisches Gebet im Advent“ der ACK in der Region Südwest:

Dagmar Hees. Jürgen Wienecke, Christine Unrath, Anna Werle; Gebete: Bischof Stephan

Link zur Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Region Südwest

Bild: Renate Thesing