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Neuer Präses: "Deshalb leben wir trotzig und getrost"

„Was gibt uns Hoffnung?“ Dieser Schlüsselfrage unserer Zeit ist der neue Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland am Samstag in seiner ersten Predigt im Amt nachgegangen.

Düsseldorf. „Was gibt uns Hoffnung?“ Dieser Schlüsselfrage unserer Zeit ist der neue Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland am Samstagin seiner ersten Predigt im Amt nachgegangen: „Der Impfstoff – eine bessere Strategie – der Frühling – Gott – oder gar nichts?“

„Was ich erhoffe, weiß ich. So wie wohl die meisten unter uns“, sagte Dr. Thorsten Latzel im Gottesdienst in der Düsseldorfer Johanneskirche, in dem er und die neu- bzw. wiedergewählten Mitglieder der Kirchenleitung in ihre Ämter eingeführt wurden: „Dass das alles irgendwann einmal ein Ende hat. Dass sich durch die gemeinsam durchlebte Pandemie etwas zum Guten verändert. Dass wir die Schulden fair verteilen und uns dauerhaft ökologisch verhalten. Dass wir sorgsam, solidarisch miteinander umgehen.“

Christliche Hoffnung unterscheidet sich von Optimismus
„Für mich ist Gott der Grund, warum ich dies alles hoffe“, so der 50-jährige Theologe in seiner Auslegung der biblischen Geschichte von Hiob, der alles verliert und doch anklagend, aber auch hoffend an Gott festhält. „Ich glaube, dass Gott der eigentliche Grund ist, warum die Pandemie, unsere Welt, wir selbst nicht so bleiben werden, wie wir sind.“ Darin unterscheide sich die Hoffnung im christlichen Sinn von Optimismus: „Der Optimismus sagt: ,Es wird schon wieder. Du musst nur positiv denken.‘ Das wird oft lebenspraktisch begründet. Es helfe einfach, sich auf das Gute zu konzentrieren. Auf die Hälfte des Glases, in der noch Wasser ist. Das Problem ist nur, wenn sich die andere Hälfte nicht mehr ausblenden lässt. Dann wird der Optimismus naiv.“

Christliche Hoffnung ist radikaler als Optimismus
Christliche Hoffnung, so Präses Latzel, meine dagegen etwas anderes: „Sie sagt: ,Es wird anders werden. Weil Gott ist. Und im Glauben bist du selbst schon Teil davon.‘ Die Hoffnung ist viel radikaler als der Optimismus. Sie kümmert sich gar nicht darum, ob überhaupt Wasser im Glas ist. Die Welt kann und darf und wird nicht so bleiben, wie sie ist. Weil Gott dem entgegensteht. Und das verändert Menschen, die daran glauben. Es schafft einen neuen Blick auf die Wirklichkeit.“ Thorsten Latzel, den die Landessynode im Januar zum Nachfolger von Manfred Rekowski (63) gewählt hat, unterstrich: „Was mir Hoffnung gibt, ist, dass Gott selbst unsere Hoffnung ist. Auch wir werden – wie Hiob – keine letzte Antwort bekommen. Nicht auf Corona. Und nicht darauf, wieso Menschen oft so Schlimmes leiden müssen. Aber wir können – wie Hiob – Gott nicht aus der Verantwortung lassen. Weil Gott selbst unsere Hoffnung ist. Deshalb wird das Leiden nicht das letzte Wort haben. Deshalb leben wir trotzig und getrost.“

 

Zur Person: Präses Dr. Thorsten Latzel

Thorsten Latzel (50) ist seit 20. März Präses. Seit 2013 war er Direktor der Evangelischen Akademie Frankfurt. Im EKD-Kirchenamt war er für Studien- und Planungsfragen und das Projektbüro Reformprozess zuständig (2005 bis 2012). Zuvor arbeitete Latzel als Pfarrer in Erlensee-Langendiebach. Aufgewachsen in Bad Laasphe, studierte er Theologie in Marburg und Heidelberg. Im Blog „glauben-denken.de“ veröffentlicht er wöchentlich theologische Impulse. Dr. Latzel ist verheiratet und hat drei Kinder.

 

Dr. Thorsten Latzel ist am Samstag in Düsseldorf als neuer Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) in sein Amt eingeführt worden. Bildnachweis: Evangelische Kirche im Rheinland