Sie sind hier: Kirche mit dir » Aktuelles & Termine » Nachrichtenarchiv

Nachrichtenarchiv

An(ge)dacht: Das Wichern-Jahr und der Adventskranz

In ihrem Wochenimpuls blickt llona Schlegel, Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes, heute auf eine Ära zurück, die wie die heutige durch Krisen geprägt war und die die Diakonie hervorbrachte.

Ein durch Krisen in der Welt geprägtes Jahr geht in die Adventszeit, die wir als Hoffnungszeichen so gut brauchen können. Wir befinden uns mitten in der digitalen Revolution. Aber wir sind wahrhaftig nicht die ersten, die massive Umbrüche im In- und Ausland erlebten.

Vor 100 Jahren zwischen zwei Weltkriegen prägte eine Inflation mit bitterer Armut für viele die Vorweihnachtszeit.

Vor 175 Jahren war in Deutschland das Revolutionsjahr 1848, in dem sich die Verarmung in den Städten infolge der industriellen Revolution durch gewaltsame Aufstände entlud. Das Wirtschafts- und Gesellschaftssystem der vorindustriellen Zeit, in der das Land seine Menschen ernährte, funktionierte nicht mehr. Der Wandel vollzog sich weit drastischer als wir Veränderungsprozesse in unserer Demokratie heute kennen. Aber aus dieser Krise entwickelte sich unsere heutige Demokratie, und der Blick zurück zeigt uns, dass Zeitenwenden Gutes entstehen lassen können. Im Jahr 1848 hielt der Theologe Johann Hinrich Wichern seine Brandrede auf dem Kirchentag in Wittenberg. Denn auch in der Kirche war eine Veränderung notwendig. Bei den sozialen Notlagen so vieler Menschen, bei Hunger und fehlendem Wohnraum forderte Wichern, nicht nur theologisch zu wirken, sondern auch sozial(politisch).

Aus diesem Impuls entstand die Diakonie als Teil von Kirche, als praktisch gelebte Nächstenliebe. Wichern hat dies ganz konkret umgesetzt: Er gründete 1933 das Raue Haus, das es noch heute in Hamburg gibt. Familien und Waisen aus dem Armutsviertel St. Georg fanden dort Unterkunft, Nahrung, Erziehung und Ausbildung. Hier entstand auch der erste Adventskranz. Der Wichern-Adventskranz hat allerdings nicht nur vier Kerzen, sondern neben den vier großen für die Sonntage auch kleine für jeden Wochentag. Rechenfreudige Leser*innen können jetzt gerne überlegen wie viele Kerzen ein Wichernkranz minimal und maximal hat je nachdem, auf welchen Tag der 1. Advent fällt. So viele Kerzen brauchen viel Platz, und so setzte sich die kleinere Form für die Sonntage durch. Der Gedanke, dass uns nicht nur den Sonntag, sondern dass uns jeder Tag auf dem Weg zum Weihnachtsfest ein Licht als Hoffnungszeichen wert ist, finde ich einen schönen Gedanken. Den ich mit Ihnen teilen möchte wie das Video der Diakonie zum Wichern-Jahr: https://ausliebe.diakonie.de/

Eine gesegnete Adventszeit!

Ilona Schlegel, Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis Obere Nahe