Nun ist das Jahr wieder fast vorbei. Die letzten Stunden von 2023 zerrinnen wie in einer Sanduhr. Wie haben Sie dieses Jahr erlebt? War es ein gutes Jahr? Sicher, der Stress in der Gesellschaft ist größer geworden. Gespräche und Ausseinandersetzungen werden härter und aggressiver geführt. Meinungen stehen unversöhnlicher gegenüber. Es wird nicht argumentiert, sondern allzu oft geurteilt und vorverurteilt. Im Netz, in den Sozialen Medien, ist der Ton manchmal besonders scharf, nicht selten auch beleidigend. Das ist mein Eindruck. Und es gibt immer noch Krieg und unendliches Leid in der Ukraine, im Gazastreifen und an vielen anderen Orten. Dazu noch die Angst vor der drohenden Klimakatastrophe.
Wie gehen wir damit um? Sicher, das ist nicht leicht. Aber ich glaube, derzeit sind gute Vorsätze besonders wichtig. Vorsätze, die etwas verändern können und es auch müssen. Denn so, wie wir miteinander umgehen in Gesellschaft und Politik, tut uns allen nicht gut.
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“, so heißt es in der Jahreslosung für 2024. Der Satz stammt von Paulus und steht im 1. Korintherbrief. Diese Aussage ist sehr aktuell, stellt sie sich doch quer zu dem, was wir derzeit erleben. Aber, so glaube ich, wenn viele Menschen dies beherzigen würden, dann würde es die Welt ein Stück weit besser machen. Wenn wir etwas liebevoller miteinander umgingen, freundlicher und respektvoller, dann wäre schon viel gewonnen.
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Paulus weiß, wovon er redet. In seiner Gemeinde in Korinth gibt es eine Menge Streit und Auseinandersetzungen. Da geht es neben anderem um die Frage, ob Gemeindeglieder gegeneinander vor Gericht ziehen dürfen. Oder wer an der Abendmahlsfeier teilnehmen darf und wer nicht. Dies und anderes stellt den Zusammenhalt der Gemeinde in Frage. Das erzeugt Stress. Paulus erinnert die Menschen in Korinth an ihr Fundament – die Liebe untereinander. Diese Liebe ist aber nicht nur ein gutes Verhalten, sondern sie ist für Paulus der tragende Pfeiler allen christlichen Lebens. Es geht um den Umgang unter- und miteinander, um gegenseitige Achtung und Anerkennung. Eigentlich Selbstverständlichkeiten, so sollte man meinen. Mich persönlich hat eine Frau beeindruckt, die ehrenamtlich Angebote für Kinder macht. Die Zeit opfert und sich einbringt. Vielleicht sollten wir einmal darüber nachdenken, ob es nicht zielführender ist, einmal selbst etwas zu bewegen, statt immer nur über die Fehler anderer zu schimpfen.
In Jesus Christus ist die Liebe Gottes sichtbar geworden, die uns allen gilt. Das haben wir an Weihnachten gefeiert. Diese Liebe kann für uns zu einer Kraftquelle werden für das Jahr 2024. Lassen sie uns doch einmal die Liebe, oder welchen Begriff sie für das Wort „Liebe“ verwenden möchten, einsetzen, um in einem guten Sinn im kommenden Jahr liebevoll füreinander da sein zu können. Und nächstes Jahr, vor dem Jahreswechsel, überprüfen sie ihren guten Vorsatz. Ich glaube, es lohnt sich. Nur Mut!
Günter Wild, Pfarrer in den Kirchengemeinden Göttschied und Kirchenbollenbach