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Von Norddeutschen Einflüssen und der Kultur Konstantinopels

In diesem Jahr dreht sich die Kompassnadel des Kultursommers Rheinland-Pfalz in Richtung Osten. Analog dazu hat Kreiskantor Roland Lißmann zwei Konzerte in Offenbach und Idar-Oberstein entworfen.

Idar-Oberstein. Nach dem Fokus auf Nordlichter 2020 und 2021 ist in diesem Jahr die thematische Kompassnadel des Kultursommers Rheinland-Pfalz vom Norden in Richtung Osten gewandert. Sehr nah am Motto des Kultursommers „Kompass Europa – Ostwind“ hatte Kreiskantor Roland Lißmann (Kirchenkreis Obere Nahe) seinen Beitrag dazu für die Region geplant. Die aktuelle Situation in der Ukraine machte dann zwar sehr kurzfristig eine inhaltliche Änderung notwendig – doch der thematische Rahmen bleibt. „Ostroute – Barockmusik aus Norddeutschland und Konstantinopel“ lautet das Thema zweier Konzerte, die am Samstag, 21. Mai und Sonntag, 22. Mai, jeweils um 19:30 Uhr, stattfinden. Veranstaltungsorte bleiben zwei Altbewährte: Das erste Konzert findet am Samstag in der Abteikirche in Offenbach-Hundheim statt, das zweite am Folgetag in Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Idar-Oberstein im Stadttheater der Edelsteinstadt.

Inhaltlich steht der aus Lwiw (ehemals Lemberg, heutige Ukraine) stammende Komponist Wojciech Bobowski (1610-1675) im Mittelpunkt der Konzerte. Im Alter von 23 Jahren wurde er bei einem türkischen Überfall entführt und in Konstantinopel (dem heutigen Istanbul) als Sklave an den Sultan verkauft. Seine intensive musikalische Ausbildung, die er in Lwiw begonnen hatte, konnte er dann im Serail weiterführen. Im Exil konvertierte er zum Islam und stieg unter dem Namen Ali Ufki bis in den Stand des Diplomaten auf.

Bobowski ist bis heute ein wesentlicher Vermittler zwischen Orient und Okzident. So hat er unter anderem die Bibel ins Türkische übersetzt; seine Psalmvertonungen und Instrumentalmusik bezeugen seine hohe musikalische Kenntnis und Fertigkeit als Komponist.

Dieser christlich geprägten türkischen Musik aus dem frühen 17. Jahrhundert werden Kompositionen zeitgenössischer norddeutscher Meister für Chor und Orchester  gegenübergestellt, welchen dem jungen Mann Wojciech Bobowski aus Lwiw als Vorbild seiner musikalischen Ausbildung dienten.

Die Ausführenden sind der Kammerchor Obere Nahe, das Barockorchester L‘arpa Festante, die vier türkischen Musiker Gürsoy Dinçer (Gesang), Salah Eddin Maraqa (Kanun), Osman Öksüzoğlu (Ney & Perkussion) und der Komponist Stefan Pohlit. Pohlit war bis 2018 Juniorprofessor am staatlichen Konservatorium für türkische Musik in Istanbul. Nach seiner Entlassung durch die türkische Regierung 2018 zog er zurück nach Deutschland und wohnt in Haßloch in der Pfalz. Er arrangiert die türkische Musik zu diesem Konzert.

 

Die Gesamtleitung hat Kreiskantor Roland Lißmann. Für Lißmann markieren diese beiden Konzerte eine bedeutende Wegmarke: Nach 41 Jahren im kirchlichen Dienst, darunter 12 Jahre beim 2010 gegründeten Kirchenkreis Obere Nahe, geht er in den Ruhestand. Den Kultursommer Rheinland-Pfalz hat er viele Jahre mit seinen Konzerten geprägt. Neben den von Lißmann geleiteten Ensembles traten in jedem Jahr weltweit renommierte Gaststars auf. 

 

Info: Ostroute - Barockmusik von Norddeutschland bis Konstantinopel
 

  •  Samstag, 21.05. 2022, 19.30 Uhr, Abteikirche Offenbach-Hundheim

  •  Sonntag, 22.05. 19.30 Uhr Stadttheater Idar-Oberstein

Eintritt: 15, erm. 10 Euro

Tickets: an allen bekannten Vorverkaufsstellen, im Internet: www.ticket-regional.de