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An(ge)dacht: Gott und die verlorene Münze

Wie kann man sich Gott vorstellen? Das haben sich die Katechumenen von Pfarrerin Tanja Bodewig gefragt. Jesus nutzt zu seiner Gottesbeschreibung ein Gleichnis: das von der verlorenen Münze.

Wie ist eigentlich Gott? – Diese Frage haben sich die Katechumen*innen im Kirchlichen Unterricht gestellt. Und zunächst haben wir Gottesvorstellungen aus der Bibel wahrgenommen: Gott als der gute Hirte (Psalm 23) oder Gott als barmherziger, liebevoller Papa (Lukas 15) – oder auch: Gott als Quelle (Psalm 36, 10), Gott als Burg, die uns beschützt und uns Geborgenheit schenkt (Psalm 91,2), Gott wie eine Henne, die ihre Küken unter ihren Flügeln beschützt.

Gott ist wie eine Hausfrau, die eine Silbermünze von ihren 10 Münzen verlegt hat. So erzählt es Jesus im Evangelium nach Lukas, im 15. Kapitel, die Verse 8 – 10.  An ihre 10 Münzen hat die Frau kaum gedacht, solange sie alle in der Schublade verwahrt gewesen sind. Aber jetzt fehlt auf einmal eine, nur neun sind noch an ihrem Ort. Und die Frau wird unruhig. Und sie beginnt, nach dieser einen Münze zu suchen: Zuerst in der Schublade – ist sie weiter nach hinten gerutscht, unter die anderen Sachen geraten? Sie räumt die Schublade aus, sorgfältig nimmt sie alles in die Hand, sucht aufmerksam. Aber nein, die eine Münze bleibt verschwunden.

Vielleicht ist sie heruntergefallen, steckt in einem Spalt der Kommode, an der Rückseite vielleicht? Das Möbelstück wird zur Seite gerückt, überall ganz aufmerksam betrachtet, doch die Münze bleibt verschwunden. 

Nun sucht die Frau im ganzen Haus. Mag sein, die Münze ist hinunter gefallen, aus der Schublade heraus und unbemerkt durchs Zimmer gerollt, in eine dunkle Ecke, oder unter das Regal, unters Bett oder unter den Ofen geraten? Die Frau zündet ein Licht an, um in die dunklen Ecken und Spalten zu leuchten, sie bückt sich und sucht auf den Knien im ganzen Raum die eine Silbermünze, die ihr fehlt. Wo mag sie nur sein? Könnte vielleicht ein Dieb im Haus gewesen sein und hätte die eine Münze entwendet? Immer unruhiger wird die Frau, als sie nach ihrer verloren gegangenen Münze sucht. Und wer je einen Schlüssel oder eine Brille, ein Buch oder das Handy verlegt hat, der weiß, wie verzweifelt eine Suche uns machen kann. Auch, wenn wir ganz sicher wissen, dass der gesuchte Gegenstand nur irgendwo im Haus sein kann. 

Schließlich hat die Frau Erfolg bei ihrer langen Suche: Dort hinten, an der Tür, da liegt sie, in der Ecke, die eine, glitzernde Silbermünze. Aus der Schublade muss sie wohl dort hin gerollt sein, unbemerkt. Die Hausfrau ist erleichtert und voller Freude: Sie hebt die eine Münze auf und läuft hinaus, auf die Straße: „ Meine Münze, die ich verloren hatte, die habe ich wieder gefunden – kommt alle her und freut euch gemeinsam mit mir“, so ruft sie ganz laut, dass ihre Nachbarinnen und Freundinnen sie hören. Und sie feiert mit allen ein fröhliches Fest, dass sie die verlorene Münze doch noch wieder finden konnte. – So ist Gott, erzählt uns Jesus, wie eine sorgsame Hausfrau, die mit Mühe und Fleiß, mit Hingabe und Herz nicht aufhört, das Verlorene zu suchen – uns zu suchen, gerade auch dann, wenn wir uns entfremdet haben von Gottes Sehnsucht nach Gemeinschaft mit uns.

Tanja Bodewig, Pfarrerin in der Kirchengemeinde Weierbach – Sien