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An(ge)dacht: Freiheit ist niemals bedingungslos

Am 23. Mai ist Tag des Grundgesetzes. Seit 71 Jahren gibt es diesen rechtsverbindlichen Rahmenfür unser aller Zusammenleben.

In diesen Tagen wird es wieder deutlich, wir sind Teil eines größeren Ganzen – Teil einer Gemeinschaft – aufeinander angewiesen. Keine/r kann allein diese Krise überstehen. Rücksicht ist gefragt und Gemeinsinn – nicht allein in Deutschland - weltweit! Das Virus ist noch nicht besiegt auch wenn Schritte der „Normalisierung“ an vielen Orten und in vielen Bereichen wieder versucht werden.

Nach wie vor ist es notwendig eigene Freiheit zurückzustellen, um andere zu schützen. Martin Luther hat es so ausgedrückt: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr und niemandes Untertan und er ist ein dienstbarer Knecht und jedermanns Untertan.“ Zurzeit gehen viele Menschen auf die Straße, um Freiheiten einzufordern. Doch so einfach ist das nicht mit der Freiheit - sie ist niemals grenzenlos. Ist nicht bedingungslos. Selbst die Freiheit über den Wolken benötigt ein Flugzeug.

Freiheit braucht einen Rechtsrahmen, damit sie gelingen kann. Am 23. Mai ist der Tag des Grundgesetzes. Es gibt unserer Gemeinschaft als deutsche Staatsbürger*innen den rechtlichen Rahmen, den wir brauchen, um in Freiheit leben zu können. Es gilt für alle, auch für die Regierenden, die eine besondere Verantwortung tragen. Es macht unseren Staat zu einem Rechtsstaat. Jedes Organ unseres Staates ist diesem Recht unterstellt. Das heißt aber auch: Unsere Rechte sind auch durch Corona-Verordnungen nicht in Frage gestellt! Sie können zurzeit nur eingeschränkt bzw. in ungewohnt anderen Formen wahrgenommen werden.

Versammlungsfreiheit findet im Internet statt. Religionsfreiheit kann auch dort ihren Ausdruck finden. Wir entdecken Räume der Freiheit, die wir bisher gesamtgesellschaftlich in dieser Intensität nicht wahrgenommen haben. Daher bin ich zuversichtlich, dass wir, peu à peu die Einschränkungen wieder aufgeben können. Auch das im Rahmen unseres Grundgesetzes, das nicht grenzenlose Freiheit des Einzelnen verspricht, sondern Freiheit in Gebundenheit und jedem Menschen eine unveräußerliche Würde.

Jutta Walber, Superintendentin im Kirchenkreis Obere-Nahe