Vorsichtig kommen sie früh am Morgen zum Grab, Maria aus Magdala und eine weitere Frau mit Namen Maria. Immer noch beide in tiefer Trauer nach Jesu Tod. Sie waren bei ihm geblieben, zusammen mit vielen anderen Frauen, standen von ferne bei seinem Kreuz bis er gestorben war. Und jetzt, zwei Tage später, da kamen diese beiden noch einmal um nach Jesu Grab zu sehen. Langsam und scheu, gebeugt voller Trauer, die Augen geschwollen von all den Tränen, die Herzen schwer von allem Elend, das Jesus widerfuhr – und dass sie alle, seine Freundinnen und Freunde aus Galiläa, nicht abwenden konnten von ihrem geliebten Rabbi. Nichts bleibt ihnen nun übrig als sein Grab noch einmal von außen zu besehen.
Doch „siehe, da geschah ein großes Erdbeben, denn ein Engel des HERRN kam vom Himmel herab“ (Vers 2). Mit einem Mal eine große Erschütterung, die ganze Grabstätte gerät ins Wanken, Steine brechen weg, der Boden schwankt – und Gottes Bote erscheint: Ein Engel Gottes, der den Felsen vom Grab wälzt und die Grabkammer öffnet. Die Wächter, die den Verstorbenen im Grab bewachen sollten, fallen vor Schreck in Ohnmacht. – Und die beiden Frauen hören den Engel, der zu ihnen spricht: „Fürchtet euch nicht“ (Vers 5) sind die ersten Worte dieses Gottesboten an sie.
So, wie einst in der Geburtsgeschichte Jesu die Engel zu den Menschen sprachen, zu Maria vor Jesu Empfängnis und zu den Hirten auf Bethlehems Feldern nach Jesu Geburt, so ist auch jetzt das erste Wort des Botschafters aus Gottes Welt „fürchtet euch nicht.“ Habt keine Angst, dass Gott euch so unmittelbar begegnet, fürchtet euch nicht. Denn Gottes Wort an euch ist Gnade, Freude, gute Nachricht für euch und frohe Botschaft – „Oster – Evangelium“: „Jesus ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat“ (Vers 6). Den am Kreuz Gestorbenen, den hat Gott auferweckt, aus den Toten heraus - und ihr werdet ihm begegnen in Galiläa, am See Genezareth.
Das ist das Osterwunder, das Gott an Jesus getan hat: Neues Leben, sogar aus dem Dunkel des Todes heraus, unvergängliches, ewiges Leben in Gottes Gegenwart; ein Leben, über das die Mächte des Todes ihre Herrschaft verloren haben, weil es nach dem Tod ein himmlisches Leben ist, jetzt unmittelbar mit Gott verbunden. - Da wenden sich die beiden Frauen weg vom leeren Grab des Auferstandenen „mit Furcht und großer Freude“, fassungslos und erschüttert über das, was sie da am Grab gerade erlebt haben - und zugleich auch erfüllt von Freude und von tiefem Staunen über das, was Gottes Bote ihnen da gerade von Jesus gesagt hat.
Die beiden Frauen liefen los, um diese unglaubliche Botschaft von der Auferstehung schnell Jesu Jüngern weiter zu sagen. – Und mitten in ihrem Lauf, vom Friedhof zurück in die Stadt Jerusalem, da begegnet den beiden der auferstandenen Jesus selbst. „Freut euch“ , chairete auf Griechisch, ist Jesu erstes Wort an die Frauen. Osterjubel pur, von dem Auferstandenen, der den Tod überwunden hat, nun weiter gesagt an die Frauen auf ihrem Weg, irgendwo zwischen Angst und Erstaunen und dem Lobpreis von Gottes Wundermacht. Und die Frauen nähern sich vorsichtig dem Auferstandenen an, umfassen seine Füße mit ihren Händen und fallen dann vor ihm nieder, anbetend, staunend vor dem auferstandenen Gottessohn, der ihnen leiblich begegnet ist. Und noch einmal hören sie den Auftrag, die Osterbotschaft weiter zu tragen, hin zu Jesu Jüngern, zu „Jesu Brüdern“, wie der Auferstandene ausdrücklich sagt. - Und mit diesem Wort baut Jesus jetzt voller Gnade die Verbindung wieder auf, die in der Passionsgeschichte seine Jünger allesamt zu ihrem Rabbi abgebrochen hatten: Als sie in Schlaf fielen im Garten Gethsemane, als Jesus sie voller Angst um ihre Fürbitte bat; als sie die Flucht ergriffen bei Jesu Verhaftung; als sie leugneten, Jesus auch nur zu kennen und als sie sich alle verborgen hielten bei seiner Kreuzigung.
Nach ihrem Versagen voller Angst und Hilflosigkeit sucht nun der Auferstandene am Ostermorgen eine neue Verbindung mit diesen so feige gewesenen Jüngern, wendet sich ihnen wieder zu voller Liebe und Vergebung als „seinen Brüdern“. Der den Tod überwunden hat in seiner Auferweckung, der überwindet jetzt auch die lähmende Macht der Sünde, die Menschen dazu treibt, das Falsche zu tun, aus Angst oder aus Bequemlichkeit. All das soll jetzt keine Macht mehr haben – nicht der Tod, nicht die Sünde - , sondern allein das neue Leben, mit dem Gott Tod und Sünde besiegt hat, uns Menschen zu Gute, in der Auferweckung Jesu aus den Toten heraus. – Mit dieser frohen Botschaft machen sich die beiden Frauen, Maria von Magdala und die andere Maria, in Jesus Auftrag auf den Weg, zurück nach Jerusalem, hin zu den Jüngern. Amen
Ablauf einer Andacht an Karfreitag und Ostersonntag 2021
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Unsere Hilfe steht im Namen des HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat, der Bund und Treue hält ewiglich und der niemals preisgibt die Werke seiner Hände. Amen.
Lied:
An Karfreitag: EG 556, 1 – 2 und 5 Ich steh an deinem Kreuz, Herr Christ
An Ostersonntag: EG 116, 1 – 3 Er ist erstanden, Halleluja
Psalm:
An Karfreitag: Psalm 22 in Auszügen, z.B. die Verse 1 – 12
An Ostersonntag: Psalm 118 in Auszügen, z.B. die Verse 1 – 4 und 13 – 17 und 22 – 29
Lesung:
An Karfreitag: Johannesevangelium, Kapitel 19, Verse 16 – 30
An Ostersonntag: Jesaja, Kapitel 25, Verse 8 – 9
Lied:
An Karfreitag: EG 85, 1 – 3 Oh Haupt voll Blut und Wunden
An Ostersonntag: EG 560, 1 – 4 Oh herrlicher Tag
Ansprache:
Karfreitag zu Matthäusevangelium, Kapitel 27, Verse 31 - 56
Ostersonntag zu Matthäusevangelium, Kapitel 28, Verse 1 – 10
Lied:
An Karfreitag: EG 93, 1 – 4 Nun gehören unsre Herzen ganz dem Mann von Golgatha
An Ostersonntag: EG 112, 1 – 2 und 5 – 6 Auf, auf, mein Herz mit Freuden
Vaterunser
Segen: Der HERR segne uns und behüte uns. Der HERR lasse leuchten sein Angesicht über uns und sei uns gnädig. Der HERR erhebe sein Angesicht auf uns und schenke uns und aller Welt seinen Frieden. Amen
Lied:
An Karfreitag: EG 97, 1 – 4 Holz auf Jesu Schulter
An Ostersonntag: EG 99 Christ ist erstanden
Karfreitag in der Corona – Pandemie. Seit einem Jahr bestimmt diese Virusinfektion unser Leben, weltweit. Soziale Kontakte „von Mensch zu Mensch“ sind eingeschränkt um das Ansteckungsrisiko zu vermindern. Und zugleich die Erfahrung: Die „3. Welle“ erhöhter Infektionsraten breitet sich aus. Weitere Kontaktbeschränkungen, Impfungen, langsam sicherlich, aber doch in einer guten Weise mit mehreren Impfstoffen – was vor einem Jahr in dieser schnellen guten Entwicklung kaum denkbar erschien.
Grund zur Dankbarkeit in aller Belastung. Denn, auch das ist klar: Corona belastet, unseren Alltag, unser Miteinander, unser wirtschaftliches Auskommen, unsere medizinische Versorgung – und eben auch: Millionen von Menschen weltweit, die in ihren schon vorher notvollen Lebensumständen die Corona – Pandemie viel schlimmer betrifft als uns. Weil sie keine Chance haben, die Hygieneregeln einzuhalten, weil sie keinen Zugang haben zu medizinischer Hilfe, um sich impfen zu lassen oder bei einer Infektion unterstützt zu werden.
Und auch ihr Leben eingeschränkt mit Ausgangssperren und Lockdown, mit dem Verlust ihrer Arbeitsmöglichkeiten, ohne jede soziale staatliche Absicherung. – Und in dieser Zeit feiern wir Christenmenschen Karfreitag und Ostern. Hören Gottes Worte aus dem Evangelium, die uns daran erinnern, dass unser Gott in Jesus Christus für alle Menschen in den Tod am Kreuz gegangen ist, allein, draußen vor der Stadt Jerusalem vor 2000 Jahren. Gott stirbt, für uns Menschen. Das ist die Botschaft von Karfreitag. Der ewige Gott stirbt, damit wir, die sterblichen Menschen, durch seinen Tod für uns das ewige Leben empfangen. Denn am Kreuz trägt Jesus unsere Schuld in den Tod und befreit uns von ihr. Gott selbst überwindet für uns das, was uns von Gott trennen will, die Macht der Sünde und des Todes. „Sichtbar“, anschaulich ist das am Kreuz erst einmal nicht. Sondern ein Wort des Glaubens, des Vertrauens in Gottes gutes Wort.
Sichtbar ist im Evangelium von Karfreitag ein Gekreuzigter, der in seinem qualvollen Sterben verspottet wird von denen, die dabei sind: Die römischen Soldaten am Kreuz werfen das Los, um Jesu Kleider schon einmal unter sich zu verteilen; die jüdischen Hohenpriester und Schriftgelehrten, die Jesus feindlich gesinnt waren, weil sie in ihm einen der vielen angemaßten Messiasse jener Zeit sahen, sie verspotten ihn am Kreuz mit seinen eigenen Worten; und auch die Räuber, die man mit ihm kreuzigt, „schmähen ihn“ in der Erzählung des Matthäus (Vers 44). Und bei Matthäus hat auch Jesus selbst am Kreuz sein Vertrauen zu Gottes guten Wegen verloren: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Vers 46) So verzweifelt und elend fühlt sich Jesus hier in seinem Sterben. Der Sohn Gottes, Gott selbst, stirbt elend, stirbt schrecklicher als viele Menschen, denen es gegönnt ist, ruhig und von ihren Lieben begleitet sterben zu dürfen. All das fehlt bei Jesu Sterben, so, wie Matthäus es uns erzählt. Jesus stirbt mit einem lauten Schrei. Und er erleidet für uns Menschen alles Qualvolle eines ungerechten Todesurteils. Jesus ist diesen Weg gegangen, weil er darin Gottes Willen für sich gesehen hat. Aber in seinem Sterben, da zweifelt er an Gott. Zweifelt, ob Gott diesen Weg wirklich mit ihm geht. Und damit kommt Jesus hier unseren menschlichen Zweifeln und Fragen ganz nahe.
Manches Mal sind wir ja unsicher, welchen Weg wir gehen sollen oder fragen uns in schlimmen Erfahrungen, wo denn da der „liebe Gott“ ist. Und diese Fragen, die teilt bei Matthäus der Gottessohn mit uns Menschen. Geht selbst hinein in unsere Ratlosigkeit und unsere menschliche Verzweiflung, die uns manchmal ergreift. Und damit verwandelt er sie. Macht sie aus einem dunklen, elenden Schmerz zu einem Ort, an dem Gott selbst auch ist, in Jesus Christus. Nicht die Verzweiflung ist alles, übermächtig und bodenlos, sondern sie teilt Gott mit uns. Und „geteiltes Leid ist halbes Leid“. In allem, was uns begegnet, dürfen wir wissen, dass Gott bei uns ist. Nie sind wir „gottverlassene Menschen“, sondern immer ist uns Gott voller Liebe nahe verbunden. - Das mag die frohe Botschaft sein, das Evangelium, das Matthäus uns überliefert in seiner Erzählung des Karfreitags. – Und erst nach Jesu Tod wird anschaulich, dass da auf Golgatha Außergewöhnliches geschehen ist.
Dramatische Ereignisse erschüttern nämlich bei Matthäus jetzt ganz Jerusalem: Im Tempel zerreißt der Vorhang vor dem Allerheiligsten; ein gewaltiges Erdbeben zerreißt Felsen und öffnet viele Gräber; viele verstorbene Heilige verlassen sogar ihre Gräber und begegnen als Auferstandene den Menschen in der Stadt. Und angesichts dieser Ereignisse ist es der römische Hauptmann am Kreuz Jesu, der als erster bekennt: „Dieser ist Gottes Sohn gewesen.“ Karfreitag in der Corona – Pandemie, die unsere Welt aktuell erschüttert. Vielleicht meint das Evangelium für uns ja dieses, dass wir in allem, was uns umtreibt, uns von Gott begleitet wissen dürfen?
In Jesus Christus hat sich Gott auch unseren schweren, notvollen Erfahrungen ausgesetzt, hat sie für sich selbst angenommen, um uns auch in ihnen seine gute Gegenwart zuzusagen. Sie gilt uns für „alle Tage“ unseres Lebens. Und in dieser guten Gegenwart Gottes, da wird Unrecht nicht nur erduldet, sondern Gott selbst protestiert unter Einsatz der Naturgewalten gegen Jesu ungerechten Tod. Und in der guten Gegenwart Gottes, verwandelt sich das elende Sterben auf Golgatha am Ostermorgen schließlich in das himmlische, unvergängliche Leben der Auferstehung Jesu. Amen
Evangelium nach Lukas, Kapitel 10, Verse 38 – 42: Jesus zu Besuch bei Maria und Marta
Liebe Leserinnen und Leser,
vielleicht kennen Sie das auch? Vieles ist zu erledigen, eine Menge Aufgaben liegen vor Ihnen, Sie haben sich vielleicht eine richtige „To–Do–Liste“ geschrieben, an welche Aufgaben Sie unbedingt denken müssen, damit nichts vergessen wird. Solche Erfahrungen kennen jüngere Menschen in Beruf und Familie, kennen Kinder und Jugendliche schon und kennen wohl auch Ältere, mit Haushalt, Terminen und Dingen, die zu erledigen sind.
Und von einer ähnlichen Situation erzählt auch das Evangelium des Lukas, einer der Bibeltexte, die für diesen Sonntag als Predigttext vorgeschlagen sind. Jesus kommt zu Besuch, im Hause der beiden Schwestern, Maria und Marta. Mit ihnen ist Jesus gut befreundet und er kommt wohl immer wieder einmal als Gast zu ihnen, so erzählen das die Evangelien. Und: Jesus kommt nicht allein, sondern mit ihm seine Jünger – mindestens also noch 12 weitere Gäste, vermutlich sogar mehr, Frauen und Männer, die Jesus begleiteten.
Eine große Gruppe also. Ihnen allen nun Gastfreundschaft erweisen, das bedeutet: Sitzplätze im Haus und im Innenhof herzurichten; Kissen und Sonnenschutz; Getränke; Wasser für die Füße, staubig vom sandigen, weiten Weg; und etwas zum Essen, dass alle Gäste satt werden können. Viel ist da zu tun für die Gastgeberinnen, dass sie aufmerksam sind für alle, im Blick behalten, wo etwas ausgegangen ist und dass sie auch weiter ansprechbar bleiben in all ihrem Tun für die Anliegen ihrer Gäste. Schön ist das Miteinander, angeregte Gespräche in kleinen Gruppen, gutes Essen und Trinken. Und zugleich für die Gastgeberinnen viel zu tun, sich kümmern, dass alle Gäste sich wohl fühlen können. „Marta machte sich viel zu schaffen ihnen zu dienen“ schreibt Lukas (Vers 40).
Ihre Schwester, Maria, verhält sich anders in dieser Situation: „Sie setzte sich dem Herrn (Jesus) zu Füßen und hörte seiner Rede zu“ (Vers 39). Maria nimmt sich Zeit für den besonderen Gast, sie sucht das Gespräch mit ihm und den Seinen – und sie ist ganz konzentriert auf Jesu Rede. Die Sorge um Essen und Trinken und um das Wohlgefühl der Gäste, all das ist für Maria in diesem Moment nicht wirklich wichtig. Sie lauscht dem, was Jesus sagt.
Und so könnten eigentlich ja beide Schwestern ihren je eigenen Umgang mit der Situation auch leben, wenn nicht Marta unzufrieden und neidisch auf Marias Verhalten wäre. Ihr ist das wohl gar nicht in den Sinn gekommen, nicht als Gastgeberin „tätig“ zu sein für ihre Gäste, sondern sich zum Gespräch zu Jesus einfach nur mit dazu zu setzen. Jetzt empfindet sie diesen Weg der Maria als unfair: Maria macht es sich leicht – und alle Arbeit und Mühe muss allein Marta verrichten. „ Herr, fragst du nicht danach, dass mich meine Schwester lässt allein dienen? Sage ihr doch, dass sie mir helfen soll!“ (Vers 40) – Marta beschwert sich über diese ungleiche Arbeitsaufteilung bei Jesus. Er möge doch für Gerechtigkeit sorgen und Maria dazu anhalten, sich an den Aufgaben der Gastgeberinnen mit zu beteiligen. Nun mag man diesen Gesprächsweg der Marta nicht als so ganz glücklich wahrnehmen – zumindest in einem ersten Schritt hätte sie ihr Anliegen nach meinem Empfinden besser direkt mit ihrer Schwester besprochen, als den „Umweg“ über Jesus als Autorität zu nehmen – aber das, was Marta umtreibt ist wohl den meisten von uns nachvollziehbar: Ist es nicht unfair, wenn eine sich Mühe macht in vielerlei Tätigkeiten – und die andere sucht „nur“ das Gespräch mit Jesus?
In unserem Evangelium entspricht Jesus dieser so nachvollziehbaren Bitte der Marta nicht. Keine Ermahnung spricht Jesus zu Maria aus, sondern zuerst sieht Jesus Marta an, voller Liebe und Zuwendung, würdigt all ihr Tun ganz ausdrücklich und erkennt in ihrer Beschwerde ihre Sehnsucht, in ihrem Tun doch auch beachtet zu werden: „Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe“ (Vers 41). Nichts von all deinem Tun wird gering geschätzt, nichts wird als selbstverständlich einfach übergangen und nur in Anspruch genommen, sondern all dieses Engagement, das bist ja du, Marta, dein Herzblut, deine Sorge und Mühe für Jesus und für die ganze Gemeinschaft mit ihm. Nichts von deinen Liebestaten verliert Gott aus seinem Blick oder aus seinem Herzen. All das ist ein Teil der Liebe, die dir Gott schenkt, dass du sie ausstrahlst, hinein in diese Welt.
Und: „Maria hat das gute Teil gewählt, das soll nicht von ihr genommen werden“ (Vers 42). Der Weg deiner Schwester, das Verhalten von Maria, ist kein geringer zu achtender, ist anders als dein Verhalten, Marta, und ist ebenso „gut“, ist wertgeachtet als Liebeserweis für Jesus und die Seinen, für die Gemeinschaft mit Gott und mit den Worten Gottes. Marias Interesse und ihre Hinwendung zum Gespräch mit Jesus – das sind ihre Liebestaten, die heraus strömen aus der Liebe, die Gott deiner Schwester, Maria, schenkt, dass sie von dieser Liebe etwas ausstrahle, hinein in diese Welt. So sind die Schwestern in dieser Situation unterschiedlich beschenkt von Gott – und Jesus ruft sie auf, dass sie einander wertschätzen und einander auf einer Ebene anerkennen in ihren je verschieden Berufungen, die ihnen Gott hier geschenkt hat . - Und wir, die wir heute oft von unseren vielen Aufgaben ganz in Anspruch genommen sind? Uns mag dieses Evangelium einladen, dass wir in all unserem Tun immer wieder auch der Besinnung und dem Hören auf Gottes gutes Wort an uns ganz bewusst Zeit schenken, so, wie Maria es tat. Dass Gottes Wort Gutes an uns wirke; uns entdecken lasse, welche besonderen Gaben uns Gott gerade gibt und uns in unserer Vielfalt zu einem Umgang auf Augenhöhe mit einander rufe. Amen.
Andacht für den 14.2.2021
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.
Unsere Hilfe kommt her von Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, der Bund und Treue hält ewiglich und der niemals preisgibt die Werke seiner Hände. Amen.
Psalm 31, 2 – 6
Lesung: 1. Korinther 13
Lied: Liebe, die du mich zum Bilde deiner Gottheit hast gemacht (EG 401, 1 – 4)
Ansprache zu Lukas 10, 38 – 42
Lied: Wohl denen, die da wandeln (EG 295, 1 – 4)
Vaterunser
Segen: Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig. Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir seinen Frieden. Amen
Sie brauchten einen langen Atem in den ersten christlichen Gemeinden, als die Augenzeug*innen Jesu nicht mehr lebten. Mit ihnen hatten sie sich darauf gefreut, dass bald Jesus Christus vom Himmel herab kommen würde und das Reich Gottes mit ihm dauerhaft Wirklichkeit wird. Aber: Jesus kommt nicht. Die Welt geht ungehindert ihren Weg. Die christlichen Gemeinden erleben sich im großen römischen Reich im besten Fall belächelt - oft auch angegriffen und verfolgt, weil sie sich zu dem einen biblischen Gott bekennen – und sich darum weigern, den Kaiser auch als einen Gott zu verehren.
Was dann helfen kann, in einer solchen Krisenzeit, einer solchen Anfechtung?
In dem Bibeltext, der für diesen Sonntag als Predigttext vorgeschlagen ist, aus dem Neuen Testament im 1. Petrusbrief im 1. Kapitel die Verse 16 – 21, erinnert der Autor die christlichen Gemeinden zunächst an das, was Gott in Jesus getan hat. Dass Gott selbst nämlich in Jesus Mensch geworden ist. Eine ganz konkrete Person aus Fleisch und Blut, in einer bestimmten Zeit, im Gottesvolk Israel geboren. Begleitet von anderen, die seinen Weg bezeugt haben und die ihr Zeugnis weiter geben: Dass in Jesus Christus Gott sich offenbart hat in unserer Welt. „ . . . wir haben seine Herrlichkeit mit eigenen Augen gesehen.“ (Vers 16)
Aber nun lebt Jesus nicht mehr auf Erden. Über 100 Jahre schon liegt das Osterwunder zurück. Was kann nun in den christlichen Gemeinden ihren Glauben lebendig halten? - „Umso fester haben wir nun das prophetische Wort“ heißt es in unserem Predigttext (Vers 17). Gott lässt also die Seinen nicht unbehütet zurück im Trubel dieser Welt, auch wenn Gott nicht mehr unmittelbar in Jesus Christus präsent ist. Nun schenkt Gott „umso fester“ - umso kraftvoller - auch den christlichen Gemeinden das „prophetische Wort“, jenes Wort, das von Gottes gutem Willen für diese Welt spricht. Ein Wort, das „als . . . ein Licht . . . scheint an einem dunklen Ort“, für diejenigen, die darauf achten.
Und dazu ruft der Verfasser unseres Bibeltextes die christlichen Gemeinden seiner Zeit auf, dass sie auch in ihrer enttäuschten Sehnsucht danach, dass sich Gottes Reich doch jetzt dauerhaft vollenden möge, weiter achten auf Gottes gutes, prophetisches Wort. So, wie es ihnen damals im 1. Testament, in der hebräischen Bibel, bekannt war. Dieses gute Gotteswort wird sich dann für die christlichen Gemeinden erweisen als ein Licht, das in ihre Finsternis hinein scheint. Und begleitet von diesem Hoffnungslicht Gottes werden die Gemeinden auch in schweren Zeiten Mut und Orientierung finden können.
Gott selbst will ja FÜR uns Menschen da sein, hat mit uns Gutes im Sinn, auch dann, wenn wir Gottes Nähe nicht unmittelbar erfahren. Wir dürfen Gottes gutem Wort an uns vertrauen und ebenso Gottes Heiliger Geistkraft. In beidem wirkt Gott uns zugute. Und Gottes Ziel für uns ist deutlich, nämlich, dass Gottes Tag anbricht, uns Gottes Gegenwart erfahrbar wird und uns berührt. Wo Menschen einander in Liebe begegnen, wo Leben gefördert wird und gerechtes Miteinander gestaltet, wo Aufmerksamkeit füreinander gelebt wird - dort und in vielen anderen Lebenserfahrungen ist etwas zu spüren von der Gegenwart von Gottes Reich, punktuell schon heute, hier, in unserer Welt.
Und wir dürfen daran mit bauen in unserem Tun. Dürfen einander Gottes guten Willen bezeugen, dürfen wissen von Hoffnung, die Traurigkeit durchdringt, von einem Miteinander, das auch in Krisen trägt – und von dem lebendigen Gott, der allein unser Gott sein will und uns unverbrüchlich hält in seiner Liebe.
Und diese Perspektive, sie mag auch heute uns einen langen Atem geben in der Zeit der Corona-Krise.
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Unsere Hilfe und unser Anfang steht im Namen des HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat, der Bund und Treue hält ewiglich und der niemals preisgibt die Werke seine Hände. Amen
Psalm 97
Lied: Wie schön leuchtet der Morgenstern (EG 70, 1 und 3 – 4)
Ansprache
Lied: Gott gab uns Atem (EG 432, 1 – 3)
Vaterunser
Segen: Der HERR segne uns und behüte uns. Der HERR lasse leuchten sein Angesicht über uns und sei uns gnädig. Der HERR erhebe sein Angesicht auf uns und schenke uns und aller Welt seinen Frieden. Amen
„Seid so unter euch gesinnt, wie es der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht.“
So schreibt der Apostel Paulus an die christliche Gemeinde in Phillippi. Und dann erinnert er zuerst alle daran, welchen Weg Gott in Jesus Christus gegangen ist, um mit uns Menschen Gemeinschaft zu haben. Nämlich einen Weg, auf dem er seine Gottheit ablegte, um ganz mit uns Menschen sein zu können. So wertvoll sind wir Menschen unserem Gott, dass er in Jesus Christus nicht mehr Gott, sondern uns ein Mitmensch geworden ist.
Und dann ruft Paulus die Gemeinde auf, dass auch sie entsprechend dieser Gemeinschaft leben sollen. Nämlich so, dass jede*r Mensch wichtig und wertvoll ist . Das ist es, was in der christlichen Gemeinschaft grundlegend ist, dass in ihr jede*r Mensch geachtet und wertgeschätzt wird. So soll das Leben gestaltet werden, dass allen diese Hochschätzung, diese Würde als Menschen gilt.
Damals waren in den christlichen Gemeinden unterschiedliche soziale Gruppen zusammen: Sklaven und Freie; Männer und Frauen - die damals noch ganz rechtlos waren; Menschen aus dem Judentum in Gemeinschaft mit Menschen der griechisch/ römischen Kultur - und damals hatten in der Gesellschaft beide Gruppen eigentlich keinen unmittelbaren Kontakt miteinander.
Paulus erinnert nun diese so vielfältige christliche Gemeinschaft daran, dass sie einander so begegnen sollen, dass in ihrem Zusammenleben etwas spürbar wird von der Wertschätzung, die Gott schon jedem von ihnen geschenkt hat in Jesus Christus. Achtung des anderen bewährt sich im Gemeindeleben im Umgang mit einander, der die Bedürfnisse des anderen ernst nimmt und für Teilhabemöglichkeiten und für gerechte Strukturen für alle Sorge trägt.
Und heute? Dazu vielleicht drei Gedanken:
Unsere christlichen Gemeinden bestehen aus vielen unterschiedlichen Menschen: verschiedene Generationen, Frauen und Männer z.B. – und ihnen allen soll in der christlichen Gemeinde ihre Hochschätzung als Menschen erfahrbar werden.
In der Gesellschaft nehmen Christenmenschen die Würde jedes Menschen in den Blick, sie achten sie und setzen sich dafür ein, dass sie geachtet wird. So engagieren sich Christenmenschen etwa für Flüchtlinge und Kriegsopfer und für den Schutz von Gottes Schöpfung. Sie setzen sich in ihrem näheren Umfeld ein für ein gutes Miteinander auf Augenhöhe, machen nicht mit, wo z.B. Mobbing herrscht oder Menschen verachtet werden. Denn in all diesen Leiderfahrungen wird missachtet, welche Hochschätzung Gott allen Menschen gezeigt hat im Weg Jesu Christi.
Und schließlich: Auch im Blick auf das eigene Leben wünscht sich Gott von uns Menschen, dass wir seiner Hochschätzung für uns entsprechen. Dass wir in unserem Leben etwas davon wiederspiegeln, wie kostbar wir Gott sind: Dass wir unsere von Gott geschenkten Begabungen entdecken - und diese dann auch einbringen, zum Guten in dieser Welt. Und dass wir uns selbst achten als wertvolle Menschen, – und deshalb aufmerksam sind für die Bedürfnisse unseres Körpers und unserer Seele, unseres Verstandes und unseres Gewissens. Denn: In Jesus Christus sucht Gott selbst immer aufs Neue ja die Gemeinschaft in seiner Liebe mit uns Menschen. Amen
Ablauf einer Andacht am 24.1. 2021
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Unsere Hilfe kommt her von Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, der Bund und Treue hält ewiglich und der niemals preisgibt die Werke seiner Hände. Amen
Psalm 100
Lied: 440, 1 – 4 All Morgen ist ganz frisch und neu
Ansprache
Lied: 669, 1 – 4 Herr, gib mir Mut
Vaterunser
Segen: Der HERR segne uns und behüte uns, er lasse leuchten sein Angesicht über uns und sei uns gnädig, der HERR erhebe sein Angesicht auf uns und schenke uns und aller Welt seinen Frieden. Amen
Die Hochzeit in Kana
Sie hatten alles so schön geplant. Ein großes Fest, mit allen, die ihnen nahe waren, die Familien, die Nachbarschaft, die Freundinnen und Freunde. Mehrere 100 Menschen würden mit dabei sein. Nicht alle gleichzeitig. Denn: Eine ganze Woche lang würden sie ja feiern, so, wie das üblich war – das besondere Fest, dass ein junger Mann und seine Liebste von nun an als ein Ehepaar leben würden. Anlass zu großer, überwältigender Freude war das, Anlass für viele frohe Festtage.
Und etwas von diesem freudigen Staunen über das Wunder der Liebe zwischen zwei Menschen, das hat sich bis in unsere Tage heute bei den jungen Menschen fortgesetzt. Von langer Hand wird da oft die Hochzeitsfeier vorbereitet, sie soll “der schönste Tag im Leben“ für das Hochzeitspaar werden – und manche beauftragen dafür sogar eine*n professionelle*n Hochzeitsplaner*in, damit auch wirklich alles 100prozentig gelingt.
Wie peinlich dann, wenn etwas schief geht. Gefühlt eine Katastrophe für das junge Ehepaar, vielleicht auch für ihre Familien und für einige der Gäste. Haben sich die Gastgeber bis auf die Knochen blamiert? Zu wenig Wein haben sie bestellt in unserer biblischen Geschichte. Irgendwann im Laufe der Festtage geht der Wein aus. Die Gäste rufen danach – aber die Bedienungen können nicht mehr einschenken. Wie peinlich.
Und es ist Maria, die Mutter von Jesus, die das als eine der ersten wahrnimmt: Getuschel, ratlose Blicke und Gesten der Bedienenden, erste Vertröstungen zu den Gästen ausgesprochen. Und Maria will helfen. Sie spricht Jesus an, der wie sie und seine Geschwister und die Jünger Jesu, auf der Hochzeitsfeier als Gast eingeladen ist: „Sie haben keinen Wein mehr.“ Darin schwingt für mich mit Marias Vertrauen zu Jesus, dass der fähig ist, hier zu helfen und neuen Wein für das Fest zu beschaffen - und damit die Peinlichkeit für das Hochzeitspaar abzuwenden.
Aber Jesu Antwort ist schroff: „Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Ein guter Zauberer, der quasi Wunder „auf Zuruf“ tut, will Jesus, als der Sohn Gottes, offensichtlich hier nicht sein. „Seine Stunde“ – das ist im Evangelium des Johannes Jesu Offenbarung als der Sohn Gottes – und die geschieht bei Johannes erst später, in Jesu Sterben am Kreuz. Eine Offenbarung, die so ganz anders ist als alle menschlichen Vorstellungen von Gottes Größe und Allmacht; eine Offenbarung Gottes, deren Erkenntnis Gott selber seinen Menschen schenkt, durch die Glaubenskraft des Heiligen Geistes; eine Offenbarung schließlich, die - ebenso wie z.B. die biblische Geschichte von der armseligen Geburt des Gotteskindes Jesus bei Lukas – davon deutlich spricht, dass Gott in Jesus den Weg der Hingabe voller Liebe zu allen seinen Menschenkindern gewählt hat.
Und weil das so ist, redet Jesus in unserem Bibeltext sehr hart und distanziert mit Maria, die ihn hier als „göttlichen Erfüller menschlicher Wünsche“ einsetzen, ihn fast schon für diesen Zweck „benutzen“ will.
Aber ihr Anliegen, dass doch das Fest weiter gefeiert werden kann, dass die Gäste noch froh beisammenbleiben und die jungen Leute vor Peinlichkeit bewahrt, dieses Anliegen berührt Jesus in seinem Herzen wohl doch. Denn: Nach seiner harten Rede, da handelt er doch empathisch für die vielen Menschen auf dem Fest. Jesus beauftragt die Bedienenden, dass sie die großen Wasserkrüge füllen, dann daraus schöpfen und kosten sollen - Und aus dem Wasser ist Wein geworden, Wein von hoher Qualität und noch einmal viele hundert Liter, so, dass das Hochzeitsfest unbeschwert noch lange weiter gefeiert werden kann.
„Manchmal sind unsere VERLEGENHEITEN Gottes GELEGENHEITEN“ – diesen Satz habe ich einmal gehört - und er hilft mir, auch in verworrenen, lähmenden Situationen weiterhin die Hoffnung zu bewahren, dass Gott daran nicht achtlos vorüber geht, sondern in ihnen handeln wird, uns zugute – und manches Mal ganz wundersam und so ganz anders, als wir das eigentlich geplant hatten. So, dass wir nur staunen können über die Vielfalt von Gottes guten Möglichkeiten. - Und dass wir mit diesem Staunen dann auch weiter wachsen können in unserem Vertrauen zu Gottes großer Liebe zu uns. So, wie die Jünger wachsen in ihrem Glauben, als sie dieses „erste Zeichen“ sehen, dass Jesus in Kana für die Menschen auf der Hochzeitsfeier dort getan hat.
Amen
Wir feiern diese Andacht im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Unsere Hilfe kommt von Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, der Bund und Treue hält ewiglich und der niemals preis gibt die Werke seine Hände. Amen.
Psalm 105, Verse 1 - 8
Lied: EG 73, 1 – 5 Auf, Seele, auf und säume nicht
Andacht zu Johannes 2, 1 - 11
Lied: EG 389, 1 – 2 In dir ist Freude in allem Leide
Vaterunser
Segen: Der HERR segne uns und behüte uns. Der HERR lasse leuchten sein Angesicht über uns und sei uns gnädig. Der HERR erhebe sein Angesicht auf uns und schenke uns und aller Welt seinen Frieden. Amen.
Musik
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Unsere Hilfe kommt her von Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, der Bund und Treue hält ewiglich und der niemals preisgibt die Werke seine Hände. Amen.
Psalm 97, Verse 11 ff
Lesung: Jesaja 9, Verse 1 – 6
Ansprache
Gerade jetzt, im Advent, erleben wir bei uns eine dunkle Jahreszeit. Morgens wird es erst spät hell, viele verlassen im Dunklen das Haus, auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule. Und abends, oder eher – nachmittags, da wird es früh schon wieder dunkel, viele kommen jetzt auch in Dunkelheit wieder nachhause. Und dieses Gefühl von Dunkelheit, das umgibt uns nicht nur äußerlich jetzt, im Winter, sondern auch unabhängig von den Jahreszeiten kennen wir solches Empfinden vielleicht auch in (!) uns aus manchen Lebenszeiten. Dunkel empfinden wir unser Leben vielleicht dann, wenn uns ernsthafte Sorgen belasten – um die Gesundheit, um unsere Berufstätigkeit, um die Schule, um private, nahe Beziehungen. Dunkel empfinden wir unser Leben vielleicht bei einem sorgenvollen Blick in die Welt: Menschen in schlimmer Not, bei uns und in anderen Erdteilen; Tiere, die nicht als Lebewesen geachtet werden; die Zerstörung der Umwelt durch uns Menschen und damit die Gefährdung der Lebensgrundlagen für uns und für die kommenden Generationen. All das und manches Persönliche, mag sich für uns manchmal anfühlen wie tiefe undurchdringliche Dunkelheit, die uns umgibt, ausweglos, endlos. Sie und ihr kennt dieses Empfinden vielleicht auch in eurem Alltag, mit ganz persönlichen Anliegen. (Im Gottesdienst habe ich die Erfahrungen von Dunkelheit im Gespräch mit der Gemeinde entwickelt).
Mitten in dieser dunklen Jahreszeit dekorieren wir Menschen nun aber auch mit vielfältigen Lichtern unsere Umgebung. Viele Häuser sind im Advent mit Lichterketten, einfarbig oder bunt, geschmückt, Lichterbögen oder Leuchtsterne strahlen in den Fenstern hinein in die Dunkelheit und zuhause entzünden wir viele Kerzen in den Zimmern und den Adventskranz von Woche zu Woche mehr. In Schweden besonders wird am 13.12. das Lichterfest der Luzia gefeiert. Sie lebte im 3. Jahrhundert auf Sizilien in der Stadt Syrakus als Christin. Ihr Vater wollte sie, so wird es von ihr erzählt, zwangsweise verheiraten, so, wie das damals in der Antike durchaus üblich war. Luzia hingegen lehnte die geplante Ehe ab, sie setzte ihre Mitgift lieber ein um arme Menschen damit zu unterstützen. Besonders kümmerte sie sich um Christenmenschen, die wegen ihres Glaubens im römischen Reich verfolgt wurden. Viele von ihnen versteckten sich damals, oft in Katakomben. Luzia besuchte sie nachts in ihren Verstecken und brachte ihnen dorthin Lebensmittel mit. Und damit sie in jeder Hand einen Speisekorb tragen konnte, setzte sie sich einen Lichterkranz mit Kerzen auf ihren Kopf, um im Dunklen den Weg doch zu finden. Luzia wurde in ihrem Tun entdeckt und sie wurde schließlich um ihres Glaubens willen als Märtyrerin hingerichtet. Aber: Ihr Andenken ist nicht verloren gegangen durch die Jahrhunderte. Heute wird in Schweden das Luzia – Fest im Advent gefeiert: Mädchen gehen mit einem Lichter-Kranz in Altenheime, in Krankenhäuser und in die Familien und verteilen dort ihr Gaben, um den Menschen eine Freude zu bereiten auf dem Weg hin zum Weihnachtsfest. Die Lichtträgerinnen bringen Freude und neuen Mut hin zu den Menschen, gerade in der dunklen Zeit. Und vielleicht sind solche lichtvollen Erfahrungen gerade jetzt, in diesen Corona-Infektions-Zeiten, auch für uns wichtig und unterstützend?
Wie solche Erfahrungen aussehen könnten, die Lichterglanz für uns ins Dunkle bringen? (Auch dies habe ich im Gottesdienst mit der Gemeinde im Gespräch entwickelt) Das ist vielleicht ein Moment Zeit, etwas Aufmerksamkeit und echtes Interesse für einen Menschen, der mir begegnet. Das ist vielleicht praktische Hilfe oder ein unvermutetes Geschenk, vielleicht ein Kontakt, mit Abstand auf der Straße live im Gespräch oder am Telefon, mit einer SMS oder einem Brief. All das und noch manches mehr vermag etwas Licht aufstrahlen zu lassen in dieser oft dunklen Zeit. Das Licht der Liebe und der Wärme, Abglanz des menschgewordenen Gottessohnes Jesus Christus, der von sich sagt: „Ich bin das Licht für diese Welt. Und wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Johannesevangelium, Kapitel 8, Vers 12) Amen
Und ich möchte Sie einladen zu einem KÖRPERGEBET:
Dazu bitte ich Sie, aufzustehen und die Bewegungen mitzumachen, die ich zu einem Liedtext aus der ökumenischen Gemeinschaft von Taize mache:
Text: Im Dunkel unserer Nacht (Bewegung: Kopf senken, Hände vors Gesicht nehmen)
Text: Entzünde, Gott, das Feuer (Kopf nach oben zum Himmel wenden und Hände hochstrecken)
Text: Das nie mehr verlischt (Hände in Brusthöhe nach vorne ausstrecken, Handflächen nach oben geöffnet)
Text: Niemals mehr verlischt (Hände nach links und dann nach rechts im Halbkreis auf Brusthöhe bewegen)
2 – 3 mal wiederholen mit Text und Bewegungen. Am Ende: Amen
Musik
Vaterunser
Segen: Gott segne uns und behüte uns. Gott lasse sein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Gott erhebe sein Angesicht über uns und gebe uns und aller Welt seinen Frieden. Amen
Ökumenische Adventsandacht in Weierbach am 1.12.2020
Liebe Schwestern und Brüder in Christus,
wir feiern Advent. Und ursprünglich war die Adventszeit im Kirchenjahr eine stille Zeit, eine Zeit der Einkehr und der Besinnung, eine Zeit der Buße auch, der Umkehr und Selbstbesinnung. Sichtbar ist das hier auch am lila Parament, violet als Zeichen der Einkehr und der Buße im Kirchenjahr. Dieses Jahr ist die Stille des Advent für uns eher unfreiwillig, der Corona – Lockdown wurde heute verlängert. Und das bedeutet: Wenig Möglichkeiten des sozialen Lebens, Kontakte sind nur noch auf Sicherheitsabstand möglich.
Im Advent feiern wir Christenmenschen nun gerade, das Gott sich zu uns hin bewegt, auf uns zu kommt. Wir erwarten Gotte Ankunft in unserer Welt. Und anschaulich wird das hier vorne in der Krippe, wo alles jetzt schon vorbereitet ist und wo am Heiligen Abend das Jesuskind dann auch in die Krippe hinein gelegt wird. Und von Gottes Ankunft in unserer Welt spricht auch der biblische Wochenspruch für diese 1. Adventswoche aus dem Propheten Sacharja, im 9. Kapitel, der 9. Vers: „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.“
Ein Verheißungswort, dass der Prophet da spricht – Gott kommt, setzt sich in Bewegung, macht sich auf den Weg, hin zu uns, hinein in unsere Welt als ihr König. Und wir Menschen, wir können uns diesem König ganz anvertrauen, denn in ihm kommt Gott als „ein Gerechter und ein Helfer“. Kein König also, der den eigenen Vorteil suchte, der seinen Prunk zur Schau stellen wollte oder absolutistisch – diktatorisch seine Macht ausüben wollte. – Vielmehr: Gott als König, das ist ein „Gerechter und ein Helfer.“ Und damit ist auch unserem Leben Orientierung gegeben und sind uns Werte für unser Zusammenleben gezeigt.
Gott als König schaut auf uns Menschen, regiert als König immer uns zugute. Gott regiert „gerecht“, so, dass wir alle unser Recht gewahrt finden bei Gott, dass wir alle gut leben können. Mag sein, manchmal ist Gerechtigkeit vielleicht auch einmal unbequem, denn sie setzt Rücksichtslosen in ihrem Tun Grenzen, dass gerade nicht die Starken nur ihren Vorteil durchsetzen auf Kosten der Kleineren; dass vielmehr Ausgleich gewahrt bleibt und zufriedenes, auskömmliches Leben für alle möglich ist. So kommt Gott, als „ein Gerechter und ein Helfer“. Gott bewahrt das Recht jedes Menschen und Gott hilft:
Hilft den Menschen, die Not erleiden auf vielfältige Weise: Vielleicht durch andere Menschen, durch dich und durch mich, die wir immer wieder auch die Not unserer Nächsten lindern – vielleicht ganz praktisch, durch Unterstützung jetzt in der Corona – Zeit. Vielleicht materiell, durch Spenden, bei denen jedeR etwas gibt, so, wie es ihm oder ihr gut möglich ist. So habe ich z.B. in der letzten Woche im Radio gehört von einer Spendensammlung zugunsten der Frauenhäuser in RLP, bei der in einer Woche weit über 100.000 Euro zusammen gekommen sind. – Vielleicht ist unsere Hilfe auch soziale Aufmerksamkeit für andere, gerade jetzt, im Corona – Advent: Durch Anrufe vielleicht oder Karten, durch Whattsapp – Nachrichten oder eine SMS, und immer wieder auch über „live – Gespräche“, die ja möglich sind, mit Sicherheitsabstand von 2 Metern, auf der Straße oder beim Einkauf, in der Nachbarschaft oder in der Kirchengemeinde.
All das, Hilfen, die wir Menschen einander geben können, gerade jetzt. Und in diesem hilfreichen Tun weht dann etwas von Gottes guter Geistkraft, der als unser König für uns „ein Helfer“ sein will. Gott engagiert sich für uns Menschen – schenkt uns in Notzeiten seine Hilfe durch die Hilfe unserer Mitmenschen – und schenkt uns gute Kräfte in uns, die uns in unserer Notzeit tragen: Vielleicht das Licht der Hoffnung oder die Fähigkeit aktiv zu sein, die Kraftquelle des Glaubens oder den langen Atem der Geduld, Mut und Energie um die Not zu überwinden, die Flamme der Liebe, die in uns Gott entzündet – für dieses Leben, für unsere Mitmenschen und für uns selbst. So hilft Gott uns in unserer Not, durch sie hindurch und aus ihr heraus.
Und das Wunder des Advent, das wir feiern, auch wieder in diesem Jahr: Gott kommt, macht sich selbst auf den Weg, hin zu uns Menschen, kommt als „ein König, ein Gerechter und ein Helfer“, dass wir dies glauben können, dass wir Menschen alle Gott so wertvoll sind.
Amen
AB DEM 17. MAI FEIERN WIR WIEDER GOTTESDIENST IN DEN KIRCHEN
Diesen Sonntag feiern wir den „Sonntag Kantate“ im Kirchenjahr, „singet“, bedeutet das übersetzt. Und von der großartigen Kraft der Musik erzählt auch der Predigttext, der uns für den heutigen Sonntag erstmals aus der Bibel vorgeschlagen ist. Es ist die Geschichte von der Einweihung des Tempels in Jerusalem, im 2. Buch der Chronik, im 5. Kapitel.
Erzählt wird von einem riesigen Fest, das Israel feiert: Der Tempel wird eingeweiht mit dem feierlichen und großartigen Einzug der Bundeslade, den Gebotstafeln vom Sinai. Danach beginnt das Darbringen der Opfertiere, „so viele, dass es niemand zählen noch berechnen konnte“ (Vers 6). Danach verlassen die Priester wieder das Heiligtum, ganz ohne auf ihre eigentlich festgelegten Ordnungen dabei zu achten, und gemeinsam mit den Leviten beginnen sie zu musizieren: In Festgewändern stehen sie dort, mit den unterschiedlichsten Instrumenten: 120 Trompeter, eine große Menge Harfenspieler, und viele andere Instrumentalisten. Und dabei ein großer Chor von Sängern. Und es hörte sich an „als wäre es einer, der trompetete und sänge, als hörte man eine Stimme loben und danken dem HERRN“ (Vers 13). In dieser Festmusik zur Einweihung des Tempels ereignet sich vollkommene Harmonie, alle – Musiker und Sänger - finden sich hier ganz wie von selbst in dem einen gleichen Ton – und das wird ein ganz wunderbarer, berührender Klang für alle gewesen sein.
Und in diesem Erleben, da „öffnet“ sich etwas. Die Musik der Menschen, die Gottes Lobpreis ist, nämlich mit den Worten :“ Gott ist gütig und seine Barmherzigkeit währt ewig“ ( Vers 13), die lädt Gott ein, anwesend zu sein – „da wurde das Haus erfüllt mit einer Wolke, als das Haus des HERRN“ (Vers 13). Gott selber nimmt Wohnung an dem Ort, den die Menschen ihm als Tempel prächtig gebaut haben. Diese „Einwohnung Gottes“ im Tempel in Jerusalem ist das Wunder unserer biblischen Geschichte. Und in der biblischen Erzählung, da ist Gottes Gegenwart sogar so groß und allumfassend, dass für die Priester überhaupt noch kein Raum im Hause Gottes ist, denn „ die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Haus Gottes“ (Vers 14). Vielleicht eine kleine, augenzwinkernde Kritik auch, dass die Priester nicht überheblich werden sollen in ihrem Dienst.
Ein ganz besonderer Moment, in dem Gottes Gegenwart so spürbar und präsent ist. Und doch, wer die Kraft der Musik kennt, der mag das manchmal spüren, dass in ihr eine andere, neue Sphäre aufscheint, sie berührt unsere Herzen und Seelen, sie öffnet und sie schenkt uns Gemeinschaft – und manches, für das wir gar keine Worte finden können, das können wir in Musik zeigen. Und Musik, die Gottes Lob besingt, die mag bis heute wohl Musik sein, bei der dann umgekehrt auch Gott selbst sich auf den Weg macht hin zu uns. Und das können wir erleben, z.B. in den Chorproben in der Kirchengemeinde, im Orgelspiel in den Gottesdiensten, im gemeinsamen Gesang in der Kirche und bei festlicher Musik dort. Noch einmal auf eine andere Art und Weise als in den biblischen Texten oder in der Predigt ist auch die Musik ein weiterer Weg, auf dem Gott uns Menschen anspricht. Im Hören und im selber Musizieren öffnen sich uns Menschen neue Welten. Wir können dem Ausdruck geben, was uns bewegt, ganz ohne Worte, und wir können uns hinein begeben in Gefühle.
Musik kann uns trösten, uns aufrichten und erfrischen, Musik kann Ausdruck geben den unangenehmen Gefühlen in uns, dass wir sie vielleicht loslassen können und von ihnen befreit weiter gehen können, Musik kann Gottes Lob groß machen in dieser Welt, kann Danklied sein und Hoffnungslied, und kann auch unsere Klage und unseren Schmerz Gott bringen.
Musik „an sich“ allerdings kann auch zum Bösen wirken – heute, wo ich diese Andacht schreibe, ging vor 75 Jahren der 2. Weltkrieg zu Ende. Und auch Musik wurde damals von den Nazis sehr bewusst eingesetzt für ihre menschenverachtenden Zwecke. Musik kann auch Gewalttaten beschönigen, Opfer verhöhnen in den KZs, Menschen einlullen oder anstacheln, dass sie dem Bösen gedankenlos folgen und mit machen, statt aufzumerken und den Widerstand zu leisten, der gegen das böse Tun geboten ist.
Unser Bibeltext erzählt von Musik im Dienste Gottes. Und das bleibt wohl eine Aufgabe an uns, immer wieder auch zu fragen, welchem Zweck denn Musik dient. Musik hat viel Kraft - und sie ist ein Weg Gottes, hin zu uns Menschen. Und wir dürfen uns beteiligen, dass Gottes Lob groß wird in unserer Welt, immer dann, wenn wir Musik genießen, sei es, dass wir selbst musizieren oder dass wir gemeinsam singen oder dass wir Musik hören. Amen
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen
Psalm 98:
Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder.
Er schafft Heil mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm.
Der HERR lässt sein Heil verkündigen, vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.
Er gedenkt an seine Gnade und Treue für das Haus Israel, aller Welt Enden sehen das Heil unseres Gottes.
Jauchzet dem HERRN alle Welt, singet, rühmet und lobet! (Verse 1 – 4)
Lied: 263, 1 -2 + 4 + 7 (Sonne der Gerechtigkeit)
Auslegung zu 2. Chronik 5
Lied: 286, 1 – 3 (Singt, singt dem Herren neue Lieder)
Fürbitten:
Gott, wir leben noch immer in der Corona – Pandemie. In unserem Alltag wird manches wieder normaler. Und dafür, Gott, danken wir dir. Wir bitten dich um deinen Schutz. Begleite alle behutsamen Schritte der Lockerung.
Gott, wir blicken zurück in die Geschichte unseres Landes. Und wir erinnern uns voller Grauen und voller Scham an all das Unrecht, das Nazi – Deutschland Menschen angetan hat. Nichts davon können wir ungeschehen machen. Mit dieser Vergangenheit müssen wir leben. Dich, Gott, bitten wir, dass du den Opfern und ihren Nachkommen beistehst. Hilf uns, dass wir in unserer Zeit mutig dem Bösen widerstehen.
Gott, wir bitten dich um deine Hilfe für Menschen in Not: In Trauer nach dem Tod eines nahen Menschen, bedrückt durch eigene oder fremde Schuld, einsam oder mit dem Gefühl, dass ihre Aufgaben sie überfordern. Stehe du ihnen bei und lass Menschen ihnen unterstützend zur Seite sein.
Vaterunser
Der HERR segne uns und behüte uns. Der HERR lasse leuchten sein Angesicht über uns und sei uns gnädig. Der HERR erhebe sein Angesicht auf uns und sei uns gnädig. Amen
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Psalm 66, 1 – 9
Jauchzet Gott, alle Lande!
Lobsingt zur Ehre seines Namens; rühmt ihn herrlich!
Sprecht zu Gott: Wie wunderbar sind deine Werke! Deine Feinde müssen sich beugen vor deiner großen Macht.
. . .
Lobet, ihr Völker, unsern Gott, lasst seinen Ruhm weit erschallen, der unsere Seelen am Leben erhält, und lässt unsere Füße nicht gleiten. Amen
Lied: Frühmorgens, da die Sonn aufgeht (EG 111, 1 – 2 und 11 und 14)
Auslegung zu Johannes 15, 1 – 8
Lied: Strahlen brechen viele aus einem Licht (EG 286, 1 – 4)
Fürbitten:
Guter Gott, du schenkst uns deine Nähe. Durch die Kraft des Heiligen Geistes verbindest du dich mit uns. Und für diese Gabe danken wir dir Gott.
Und wir bitten dich: Dass dein guter Geist ausstrahle in unsere Welt, dass er uns präge in unserem Verhalten. Und dass er uns Vertrauen schenke zu deiner Liebe zu uns. Hilf uns, in ihr gemeinsam zu wachsen und auch Böses zu überwinden, in unserer eigenen Persönlichkeit und in unserer Welt.
Gott, unser Alltag ist heute geprägt durch die Corona – Pandemie. Und wir bringen dir unsere Sorgen und unsere Angst: Vor der Krankheit. Um liebe, nahe Menschen, um die Menschen der Risikogruppe.
Wir bitten dich, Gott, um deinen Segen für das Tun der Menschen in Forschung und Medizin.
Wir bitten dich für alle, die schlimme wirtschaftliche Ängste haben: Halte sie in der Kraft deines Vertrauens, dass ihre Angst nicht übermächtig wird. Und hilf bei der Bereitschaft, auskömmlich miteinander zu teilen.
Und schließlich, Gott, bitten wir dich auch für die Menschen in Not in unserer ganzen Welt – dass wir in aller eigener Angst ihnen zugewandt bleiben und ihnen weiterhin helfen. Amen
Vaterunser
Segen: Der Herr segne uns und behüte uns. Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über uns und sei uns gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht über uns und schenke uns seinen Frieden. Amen
Jesus sagt: „ Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“
Manchen von uns ist dieser Satz aus unserem heutigen Bibeltext wohl sehr vertraut. Er steht im Evangelium des Johannes, in den Abschiedsreden Jesu, die er vor seiner Verhaftung seinen Jüngern zuspricht. Am Ende seines irdischen Weges gibt Jesus seinen nahen Vertrauten Hinweise für die Zukunft, wenn sie ohne Jesu irdische Gegenwart sein werden. Was sollen sie bewahren, um weiter ihr Leben im Sinne Gottes zu gestalten, als Botinnen und Boten des Evangeliums, hin zu den Menschen?
„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“ Ein ganz alltägliches Bild, das Jesus da zur Sprache bringt, und es geht ihm darin um die Verbindung zu den Seinen. So, wie der Weinstock die Reben hervorbringt, ganz natürlich, ohne Zweifel, ohne Anstrengung, ebenso will Jesus bleibend den Seinen verbunden sein, will sie nähren und tragen, wie der Weinstock seine vielen Reben. - Und was dann geschieht, das ist auch hier bei uns, in Rheinland – Pfalz, jedes Jahr aufs Neue in den Weinbergen wahrzunehmen: Da ist der Weinstock, fest eingewurzelt in der Erde, oft knorrig geworden durch die vielen Jahre. Im Winter ist nur er zu sehen. Doch dann, im Frühling, wachsen aus dem Stamm die Reben heraus, viele aus einem Stamm. Und aus ihnen schlagen die Weinblätter aus. Und an den Reben bilden sich im Laufe der Monate schließlich die Trauben, noch einmal ganz viele einzelne Früchte, die sich jeweils zu einer Dolde zusammen finden. Erst klein und grün und hart, doch während der nächsten Monate wachsen und reifen sie und im Herbst sieht man in den Weinbergen dann die Weinstöcke, aus denen ringsum viele Reben wachsen, die ungezählte Frucht bringen. „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“ Das verspricht Jesus den Seinen vor seinem Leidensweg ans Kreuz. In der Stunde des Abschieds dieser Zuspruch: Ihr werdet Frucht bringen, in überreichem Maß und immer wieder aufs Neue. Denn: Ich bleibe euch verbunden, trage und nähre euch, wie die Reben ihre Lebenskraft empfangen aus dem Weinstock. Voller Vertrauen spricht Jesus diese Worte denen zu, die um ihn sind.
Und: Zugleich ist in unserem Text auch die Rede davon, dass Reben, die keine Frucht bringen, weg genommen werden und sogar im Feuer verbrennen. Das klingt bedrohlich, auch wenn es wohl im Weinbau durchaus üblich ist. Ich verstehe diesen Satz vom weiteren Fortgang des Evangeliums her: Unmittelbar nach Jesu Abschiedsreden lassen die Jünger ihn bei seiner Verhaftung im Stich und fliehen. Sie bringen hier erst einmal aus eigener Todesangst heraus überhaupt keine gute Frucht, wie wir sie uns ja z.B. als Treue oder Anteilnahme vorstellen könnten. Und Gott, als der gute Weingärtner, sieht, wo keine Frucht aufwächst - und diese Rebe entfernt er, entfernt für uns alles Dunkle und Ungute, auch aus unserem eigenen Wesen, dass dies nicht die Verbindung zwischen dem Weinstock und den fruchttragenden Reben „stört“ oder belastet. „Ohne mich könnt ihr nichts tun“ – das zeigt sich im Versagen der Jünger auf Jesu Leidensweg schmerzlich. Aber in seinen Abschiedsreden an sie blickt Jesus schon über dieses Versagen hinaus: Später werdet ihr Frucht bringen. Denn Jesus selbst wird die Verbindung zu ihnen neu beleben, als der Auferstandene wird er sie als Boten und Botinnen des Evangeliums aussenden und sie beschenken mit Gottes Heiligem Geist. Wie der Weinstock die Reben aus sich hervorbringt, so verbunden bleibt der auferstandene Jesus den Seinen. Und aus dieser Verbindung heraus wachsen Früchte in überreichem Maß.
Und mit dieser großen Ernte wird dann Gott verherrlicht werden, der als der gute Weingärtner aufmerksam und geduldig alle Pflanzen seines Weinbergs gepflegt hat. - Und hier schließlich noch ein letzter Gedanke zur Arbeit im Weinberg: Sie braucht Zeiträume, immer wieder im Laufe des Jahres, arbeitet der Winzer im Weinberg. Die Pflege der Pflanzen und das Wachsen ihrer Früchte brauchen Zeit. - Wir leben heute nun in einer Zeit, in der wir vieles sehr schnell tun können: Ein Druck auf den Lichtschalter und ein Raum wird augenblicklich hell. Und das gilt für viele technische Möglichkeiten heute. Und diese Erfahrung lässt uns heute vielleicht manchmal ungeduldig werden oder uninteressiert oder auch zu umtriebig, wenn wir nicht sofort Ergebnisse unseres Tuns sehen. „Wachsen“ dagegen, als ein lebendiges Geschehen, braucht viel mehr Zeit. Und wie der Weingärtner geduldig und liebevoll die Pflanzen pflegt, voll Vertrauen auf eine gute Ernte, so sind auch wir gerufen, in diesem Vertrauen und in Geduld zu leben und zu wachsen in unserer Verbindung zu Gott. Amen
Bibeltext: 1. Petrusbrief, Kapitel 2, Verse 21 – 25
Das Osterfest liegt knapp zwei Wochen zurück. Und der Predigttext für den heutigen Sonntag nimmt darauf Bezug, was Ostern ganz praktisch für Christenmenschen bedeutet: Jesus hat unsere Sünde selbst hinaufgetragen auf das Holz (des Kreuzes), damit wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben (Vers 24 a). Wir Christenmenschen können nun „der Gerechtigkeit leben“, in Gerechtigkeit leben, für die Gerechtigkeit uns einsetzen in unserem Leben, weil Jesus uns aus der Macht der Sünde befreit hat, in seinem Tod am Kreuz. Wir können leben als befreite Menschen, die durch Jesu Sterben am Kreuz nun nicht mehr im Netz der Sünde gefangen sind, die keinen durch die Sünde eingeschränkten, verengten Blick mehr haben, die vielmehr jetzt eine neue, erweiterte Perspektive gewonnen haben, nämlich die Perspektive der Gerechtigkeit.
Und Orientierung für das, was es bedeutet, „der Gerechtigkeit zu leben“, ist in unserem Bibeltext bei Jesus selbst zu finden: „Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen“ (Vers 21). Damit erinnert der Autor die Gemeindemitglieder an ihre Taufen. Jedes Jahr, in den Ostergottesdiensten, kamen in den ersten christlichen Gemeinden neue, getaufte Christenmenschen dazu. Sie hatten, als Erwachsene, mit ihrer Taufe, eingewilligt in ihre Berufung durch Gott, dass sie nämlich ihrem Vorbild Jesus von nun an auch selber nachfolgen wollen in ihrem Leben. Was diese Nachfolge praktisch bedeutet, das entfaltet unser Bibeltext nun für eine bestimmte „Zielgruppe“ in den christlichen Urgemeinden, nämlich für die Sklavinnen und Sklaven, die zu Christen geworden sind. Sie sollen sich ihrer Herrschaft unterordnen – nun aber nicht nur den gütigen, sondern ebenso auch den „wunderlichen“ (Vers 18). Und als ihr Vorbild wird dann beschrieben, wie Jesus seinen Weg gegangen ist, der sich eben gerade nicht verteidigt hat gegen Unrecht, sondern hat freiwillig das Unrecht erlitten, „für uns“.
Nun weiß ich nicht, wie es Ihnen mit diesem Gedankengang geht? - Wir leben heute ja – Gott sei Dank - in einer Gesellschaft, in der die Sklaverei überwunden ist, weil sie unserem Verständnis von Menschenrechten widerspricht. Das unterscheidet uns wohltuend von der Zeit der Bibel. Und doch ist mit solchen biblischen Ermahnungen, die sich gerade in den Briefen des Neuen Testaments häufiger finden, oft ein ungutes Klima in Kirche und Gesellschaft durch die Jahrhunderte hindurch gefördert worden: Autoritäten wurde ganz unkritisch Folge geleistet, ohne ihr Verhalten an ethischen Werten zu beurteilen. Und wer Opfer eines solchen Tuns wurde, der oder die wurde oft zum Schweigen gebracht gerade mit dem Hinweis, dass es ja Gottes Wille sei, alles hinzunehmen, was man ihnen antut. Die Folgen dieser Haltung sind bis heute für uns spürbar, wenn sich etwa erst jetzt allmählich zeigt, was lange Kindern und anderen schwächeren Menschen im Raum der Kirche und in anderen Institutionen an Unrecht und Gewalt angetan wurde.
Aus meiner Sicht ist das ein schlimmes Missverständnis des Evangeliums: Jesus hat gelitten, aber er tat es „für uns“, also nicht für das Leiden als Selbstzweck, sondern sein Leiden hatte ein gutes Ziel für uns, nämlich, dass „wir … der Gerechtigkeit leben“. Und der Gerechtigkeit entspricht nun nicht rücksichtsloses Verhalten zu dulden, ihr entspricht nicht das „Recht des Stärkeren“, sondern der Gerechtigkeit entspricht, die Bedürfnisse aller wahrzunehmen, ihr entspricht der Respekt vor der unverlierbaren Würde jedes Lebens und der Gerechtigkeit entspricht, in besonderem Maße Rücksicht zu nehmen auf diejenigen, die in der aktuellen Situation gerade die Schwächeren sind. Diese Maßstäbe entsprechen dem Geist Jesu. So hat der Sohn Gottes gelebt und so ist er gestorben. Zu diesen Maßstäben hat sich Gott bekannt, als er an Ostern Jesus auferweckt hat. Und mit diesen Maßstäben lebt die christliche Gemeinde bis heute. Wir gestalten unser Leben, im Vertrauen darauf, dass dieser gute, heilige Geist Gottes auch heute in unserer Welt wirksam ist. Und wir bemühen uns, ihm nachzufolgen, in unserem Reden und in unserem Tun.
Was das für uns heute heißen kann, in den Zeiten von Corona? Aus meiner Sicht dieses: Auch weiterhin, und wohl noch für längere Zeit, Rücksicht zu nehmen und vorsichtig zu bleiben in unseren sozialen Kontakten, damit alle, die sich gefährlich infizieren, jederzeit die bestmögliche ärztliche Hilfe auch bekommen können. Großzügig zu teilen, Aufmerksamkeit und Zuwendung, Humor und Zeit, manchmal einfach ein Lächeln oder ein offenes Ohr, dass diejenigen in akuter Belastung Anteilnahme finden. Und schließlich wohl auch, einen weiten Blick und ein weites Herz zu bewahren, dass wir neben unseren eigenen, bei vielen wohl eher „kleinen“ Enttäuschungen in dieser Zeit, sensibel auch für die Menschen bleiben, die jetzt überlastet sind, die existentielle Sorgen haben oder die – beim Blick in unsere ganze Welt – akut bedroht sind. Ihre Not zu lindern und ihnen mit unseren Möglichkeiten weiter beizustehen, persönlich und gesellschaftlich, das verstehe ich heute unter dem Aufruf aus unserem Bibeltext, dass „Christus uns ein Vorbild hinterlassen hat.“ Amen
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Psalm 23
Lied: Du, meine Seele, singe (302, 1 – 2 und 5 – 6)
Auslegung zum 1. Petrusbrief, Kapitel 2, Verse 21 – 25
Lied: Vertraut den neuen Wegen (395, 1 – 3)
Fürbitten: Du, Gott, versprichst, uns zu begleiten, alle Tage unseres Lebens. Du schenkst uns deine Liebe, großzügig und verlässlich, ohne jede Vorbedingung, so bist du mit uns verbunden. Dafür danken wir dir, Gott.
Und wir bitten dich für die Menschen, die Zweifel haben, die nicht glauben können, dass DU für sie da bist: Finde du, Gott, die Sprache, die ihre Herzen berührt – und bewege uns, dass wir glaubwürdige Zeugen deiner Menschenliebe sind.
Gott, wir bitten dich für die Menschen, denen Corona Angst macht – die Krankheit, die sozialen Einschränkungen, die finanziellen Folgen. Begleite du sie in ihrer Not, dass sie neu Vertrauen fassen zu deiner starken Liebe, die auch das Dunkle verwandelt, für uns.
Gott, wir denken vor dir an alle, die sich, Corona zum Trotz, jetzt einsetzen für unsere Lebensqualität: Im Alltag, etwa als Verkäuferin oder als LKW – Fahrer, in den Familien, im Gesundheitssystem und in Pflegeberufen, als Wissenschaftler, als Angestellte oder Beamte, in den Medien und in der Politik und an vielen anderen, oft weniger sichtbaren Stellen. Gott, schenke du ihnen allen Mut und Behutsamkeit, Hoffnung und Beharrlichkeit, dass sie in ihrem Denken, in ihrem Reden und ihrem Tun das Wohl der Menschen weiter an die erste Stelle setzen. Amen
Gott segne uns und behüte uns. Gott lasse leuchten sein Angesicht über uns und sei uns gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf uns und schenke uns und aller Welt seinen Frieden. Amen
Schöne, verheißungsvolle Worte, die wir hier hören dürfen: „Die auf den HERREN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“
Das übersteigt unsere menschlichen Möglichkeiten weit, nicht mehr müde werden, nicht matt werden. Wir Menschen brauchen Pausen, Ruhezeiten, um uns zu erholen und neue Kraft zu schöpfen. Wenn der Prophet hier verspricht, dass Menschen unerschöpfliche Kraft bekommen, dann kommt diese Kraft nicht auf natürliche Weise ihnen zu, denn in unserer Welt gibt es solche unerschöpfliche Energie nicht.
Der Prophet Jesaja nennt eine andere, außerweltliche Energiequelle: „Die auf den HERREN harren . . . „ – Menschen, die beharrlich sich Gott zuwenden, nicht nachlassen Gott zu suchen, nicht aufhören, mit Gott zu reden, immer wieder neu auf Gott hoffen, diese Menschen bekommen aus dem Kontakt zu Gott neue Kraft, dass sie ihren Weg weiter gehen können, „dass sie laufen und nicht matt werden“. Sogar „dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler“, dieses großartige Bild malt der Prophet seinen Zuhörern aus. Und wer je einen Adler hat aufsteigen sehen, mit riesigen, ausgebreiteten Flügeln von 3 Meter Spannbreite, wie er von der Thermik - scheinbar mühelos - immer weiter in die Höhe getragen wird, der mag sich dieser Verheißung des Propheten gerne überlassen. Wer träumte nicht davon, einmal so leicht aufzufahren, wie ein Adler?
Damals, als der Prophet diese Worte sagte, war die aktuelle Situation Israels deprimierend und hoffnungslos. Das Gottesvolk war nach einem großen Krieg verschleppt worden in die Fremde, lebte jetzt fern der vertrauten Heimat, im babylonischen Exil. Alles war ihnen dort fremd, die Sprache, die Kultur, die Religion der Babylonier. Und in dieser fremden, feindlichen Umgebung fühlten sie sich auch von Gott im Stich gelassen: „Mein Weg ist dem HERRN verborgen“ – Gott kümmert sich nicht um uns, so würden wir das heute übersetzen, Gott lässt uns im Stich. – Und mag sein, dass diese Gefühle auch heute Menschen prägen: Übermächtig erscheinen die Sorgen, um die Gesundheit bei sich selbst und bei lieben Mitmenschen. Um die Zukunft, wie wird es weiter gehen, unser Alltag mit der Corona – Pandemie? Um das eigene Auskommen, Kurzarbeit, Insolvenz, weiter laufende Kosten? Um die Entwicklung der finanziellen und der sozialen Zukunft, bei uns und in der ganzen Welt? „Mein Weg ist dem HERRN verborgen.“ In dieser Klage Israels mögen sich heute viele Menschen wieder finden. Aber der Prophet widerspricht: „Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der HERR, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.“ So spricht Jesaja mit seinen verzagten Zeitgenossen.
Der Prophet erinnert die Menschen daran, dass der lebendige und allmächtige Gott unsere Welt treu begleitet, die ja Gott selbst ins Leben gerufen hat. Und das heißt: Nicht die scheinbar unveränderlichen Gesetzmäßigkeiten innerhalb unserer Welt sind schon unsere „ganze Wirklichkeit“. Nicht unser menschliches Denken oder unsere begrenzte Erkenntnis legen schon den Rahmen dessen fest, was in unserer Welt möglich ist. Sondern: Da ist der lebendige Gott, der als Schöpfer unserer Welt sich immer wieder neu engagiert für das Leben seiner Geschöpfe. Und dabei hat Gott besonders die im Blick, die sich gerade nicht selber helfen können, die am Ende ihrer eigenen Kräfte sind, die an Gott verzweifeln. Gerade ihnen will Gott eine neue, hoffnungsvolle Zukunft schenken – „Gott gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden.“
Unsere menschlichen Begrenzungen des Denkens und der Wahrscheinlichkeit sind für den allmächtigen Gott überhaupt nicht von Bedeutung: Am Ostermorgen hat Gott in der Auferstehung Jesu Christi die Todesgrenze durch sein himmlisches Leben überwunden. In der Geburt des Jesuskindes hat Gott die Grenze überwunden, die Gottes Welt und unser menschliches Leben trennt. Und Israel hat es in den Jahrtausenden seiner Geschichte mit Gott immer wieder erleben dürfen: Gott hat Acht auf seine Menschenkinder und hilft ihnen weiter zum Leben – gegen alle menschlich begrenzte Vorausschau: Unvorstellbar, dass eines Nachts die hebräischen Sklaven aus Ägypten fortziehen. Unvorstellbar, dass eines Tages die mächtigen babylonischen Könige besiegt werden, und Israel, nach über 70 Jahren im Exil, zurück kehren kann nach Jerusalem. Unvorstellbar, vielleicht heute noch für uns, dass wir neu mit Corona leben könnten - und dass sich für uns Wege öffnen können, die Zukunft unserer Welt neu und gut zu gestalten?
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Psalm 116, Verse 1 – 9
Das ist mir lieb, dass der HERR meine Stimme und mein Flehen hört.
Denn er neigte sein Ohr zu mir; darum will ich ihn mein Leben lang anrufen.
Stricke des Todes hatten mich umfangen, des Totenreichs Schrecken hatten mich getroffen; ich kam in Jammer und Not.
Aber ich rief an den Namen des HERRN: Ach HERR, errette mich!
Der HERR ist gnädig und gerecht und unser Gott ist barmherzig.
……
Ich werde wandeln vor dem HERRN im Lande der Lebendigen. Amen
Lied: Auf, auf, mein Herz, mit Freuden (112, 1 – 3 und 6)
Auslegung zu Jesaja 40, 27 – 31
Lied: Wir haben Gottes Spuren festgestellt (648, 1 – 3)
Fürbitten:
Gott, du schenkst uns das Wunder von Ostern, den Sieg des Lebens über den Tod, und rufst uns, dass wir uns deiner Liebe anvertrauen. Gott, wir danken dir, dass du solches für uns getan hast.
Und wir bringen in unserem Gebet vor dich, was uns heute bewegt:
Gott, wir legen dir die Menschen ans Herz, die an Corona erkrankt sind – und alle, die unter schweren Krankheiten leiden. Sei du ihnen nahe mit deinem Trost, gerade in ihrer schweren Lebenszeit. Lass sie Menschen finden, die sie gut begleiten. Schenke allen möglichst Heilung.
Gott, wir legen dir die Menschen ans Herz, die Zukunftssorgen haben durch Corona. Begrenze du alle Sorge und Angst, bewahre vor Resignation, tröste und ermutige, dass du eine neue und gute Zukunft ihnen öffnen wirst.
Gott, wir legen dir die Menschen ans Herz, die unter den sozialen Beschränkungen unserer Zeit leiden: Die Kinder, denen ihre Freundinnen und Freunde fehlen; die Erwachsenen, die sich sehnen nach einem normalen beruflichen Alltag und einer geregelten Betreuung ihrer Kinder; die Älteren, denen das Miteinander fehlt. Gott, tröste du alle, die sich einsam fühlen und alle, die sich überfordert erleben. Schenke Gelassenheit, Einsicht und Geduld. Und hilf uns allen, dass wir kreative Wege finden, miteinander gut verbunden zu bleiben und einander zu unterstützen. Amen
Vaterunser
Segen
Der HERR segne uns und behüte uns, der HERR lasse leuchten sein Angesicht über uns und sei uns gnädig, der HERR erhebe sein Angesicht auf uns und schenke uns und aller Welt seinen Frieden. Amen
„Christus ist auferweckt von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind“ (Vers 20) – das ist das Osterevangelium des Paulus an die christliche Gemeinde in Korinth. Christus ist nicht im Tod geblieben, er, der schändlich am Kreuz gestorben ist, in tiefster Angst und Verlassenheit, er ist von Gott aus dem Tod heraus auferweckt worden am Ostermorgen. Jesus ist verwandelt worden durch Gottes Schöpferkraft, der Gestorbene hat von Gott ein neues, himmlisches Leben bekommen. Und als der so neu Lebendige ist Jesus dann den Seinen noch erschienen, war 40 Tage bei ihnen, ist ihnen immer neu begegnet als der, der die Wundmale des Todes an sich trägt aber dann durch den Tod hindurch gegangen ist, hinein in Gottes neues, unsterbliches, himmlisches Leben. Und damit hat Jesus den Seinen eine ganz neue Perspektive geöffnet: Nicht der Tod hat das letzte Wort, sondern Gottes lebensschaffende Kraft. Sie verwandelt alles Dunkle, Abgründige, hin zum Leben in ungeahnter Fülle, hin zur Hoffnung und zum Licht, hin zu Gott selbst.
Und die Menschen, die Jesus nachfolgen auf seinem Weg, die dürfen jetzt in dieser Gewissheit leben, dass Gott alles überwinden will und alles überwinden wird, was diesem erfüllten Leben entgegensteht. Und mit zu gehen mit diesem Gott, das bedeutet nun für uns, mit dieser Hoffnung unser Leben zu gestalten: Wach sein zu können und aktiv zu werden für die Nöte unserer Welt, miteinander zu teilen, Güter und Zeit, Aufmerksamkeit und Lebensfreude, ein gutes Wort oder ein Lächeln, eine gute Idee oder konkrete Unterstützung. Mit diesem Gott unterwegs zu sein, das kann dann auch bedeuten, selber einmal zu verzichten, Rücksicht nehmen, damit alle auskömmlich haben, einen weiten Blick und ein aufmerksames Herz zu haben, auch für manche weit entfernte Not und für die Stillen bei uns, kann bedeuten, zu widersprechen, wo die Würde von Gottes Geschöpfen missachtet wird, und bedeutet schließlich, auch selbst verantwortlich zu handeln. Und ermuntert, miteinander Hoffnung und Freude zu teilen, gute Gemeinschaft zu pflegen, Glück und Wärme einander zu schenken, dass die große Lebenshoffnung Gottes schon unsere Wirklichkeit durchdringt, jetzt und hier.
Und schließlich blickt Paulus über das irdische Leben hinaus auf das Ziel dieser Welt. Am Ende ihrer Zeit wird auch sie von Gott, ihrem Schöpfer, verwandelt werden, wird Gottes „Neue Welt“, wird das „Reich Gottes“ werden. Dann haben der Tod und alle irdischen Todesmächte ihre Gewalt für immer verloren, und alle Geschöpfe Gottes können leben „in Fülle“, in vollkommenem Frieden und in liebevoller Gemeinschaft miteinander.
Wenn im Tal die Hoffnung blühet, sing, sing des Lebens Lied,
wenn der Geist die Welt durchglühet, sing, sing des Lebens Lied,
Luft und Meere werden licht, dürre Halme grünen dicht,
niemand es an Lieb` gebricht, sing, sing des Lebens Lied.
Wenn die Wahrheit wird gesprochen, sing, sing des Lebens Lied,
wenn das Lebensbrot gebrochen, sing, sing des Lebens Lied,
wenn die Güte zeigt Gesicht, wenn Zerrissnes heilt im Licht,
wenn Versprochnes nicht mehr bricht, sing, sing des Lebens Lied.
Wenn nach Tränen kommt das Lachen, sing, sing des Lebens Lied,
schlägt ein mutig Herz dem Schwachen, sing, sing des Lebens Lied,
wenn ich seh` das DU in mir, wenn ICH kommt leicht ins WIR,
wenn die Schöpfung frei von Gier, sing, sing des Lebens Lied.
Wenn das Recht die Menschen leitet, sing, sing des Lebens Lied,
ICH BIN DA den Weg bereitet, sing, sing des Lebens Lied,
wenn Verlornes wieder nah, wenn die Träume werden wahr,
wenn, was Gott will, endlich da, sing, sing des Lebens Lied.
Mutig gegen Hass und Sterben, sing, sing des Lebens Lied,
gegen Risse, Messer, Scherben, sing, sing des Lebens Lied,
gegen Lähmung, Leid und Not, leuchte, Gott, dein Morgenrot,
schenk uns Gnade, schenk uns Brot – sing, sing des Lebens Lied.
Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. So sind wir nun Botschafter an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! Denn Gott hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt. (aus dem 2. Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth, Kapitel 5, Verse 19 – 21)
Vielleicht haben Sie das schon einmal erlebt: Versöhnung – nach einem tiefen Konflikt zaghaft das erste Wort, neue Zuwendung zueinander, Blicke, Tränen vielleicht und am Ende eine lange Umarmung. So kann Versöhnung sein: Neues Verständnis füreinander, eine neue, gemeinsame Perspektive, zusammen in die Zukunft zu gehen.
Und davon erzählt Paulus in unserem Bibeltext. Gott macht in Jesus Christus den 1. Schritt hin zu uns Menschen, um uns zu versöhnen mit sich selbst. Jesus Christus, das ist Gottes Wort für uns Menschen, mit dem Gott sich uns zuwendet, um Versöhnung zu bewirken, neues Verständnis füreinander und eine neue, gemeinsame Perspektive von uns Menschen mit Gott.
Und das ist das Wunder des Karfreitags: In Jesu Sterben am Kreuz, da ereignet sich unsere Versöhnung mit Gott. In Jesus Christus nimmt Gott selbst alle menschliche Gottverlassenheit auf sich. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“, so stirbt der Gottessohn am Kreuz. – Damit stellt sich Gott an unseren menschlichen Platz, der – jenseits von Eden - sich entfernt hat von der Gemeinschaft mit Gott. Wir Menschen müssen nun nicht mehr an diesem weit von Gott entfernten Ort bleiben, sondern wir bekommen jetzt von Gott „die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt“ geschenkt. Unsere Trennung von Gott durch die Macht der Sünde, die überbrückt Gott selber durch das Kreuz Jesu. Nun gilt dieser Abgrund für uns nicht mehr, weil er für Gott nicht mehr zählt. Seit Karfreitag gilt: Wir Menschen sind jetzt um Christi Willen mit Gott versöhnte Geschöpfe. Und das gilt, ein für alle Mal. „Nichts kann uns trennen von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“, so schreibt das Paulus an die christliche Gemeinde in Rom (Kapitel 8, Vers 39).
Und mit diesem Versprechen Gottes für uns dürfen wir leben. Hier ist das Fundament, auf dem wir unser Leben gestalten können. Befreit von allen Mächten, die uns zerstören oder in Unfreiheit halten wollen. Versöhnt mit Gott und begleitet von Gottes unverbrüchlicher Liebe zu uns. Einladend für andere Menschen, ihnen zugewandt als Botschafter dieser großen Versöhnungstat, die Gott selbst für uns getan hat, in Jesu Sterben am Kreuz.
Menschen gehen zu Gott in ihrer Not,
flehen um Hilfe, bitten um Glück und Brot,
um Errettung aus Krankheit, Schuld und Tod.
So tun sie alle, alle Christen und Heiden.
Menschen gehen zu Gott in seiner Not,
finden ihn arm, geschmäht, ohne Obdach und Brot,
sehn ihn verschlungen von Sünde, Schwachheit und Tod.
Christen stehen bei Gott in seinem Leiden.
Gott geht zu allen Menschen in ihrer Not,
sättigt den Leib und die Seele mit seinem Brot,
stirbt für Christen und Heiden den Kreuzestod,
und vergibt ihnen beiden.
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, amen.
Mögliche Lesungen:
Montag: Markus 14, 53 – 65
Dienstag: Markus 14, 66 – 72
Mittwoch: Markus 15, 1 – 15
Donnerstag: Markus 15, 16 – 23
Bibeltext: Markusevangelium, Kapitel 14, Verse 3 – 9, Die Salbung in Bethanien
Wir gehen auf die Karwoche zu und bedenken in den christlichen Kirchen die letzten Lebenstage Jesu, seinen Leidensweg in Jerusalem. Für uns Menschen, um uns zu befreien von der Herrschaft aller widergöttlichen Mächte, ist der Sohn Gottes in den Tod gegangen.
Doch zuvor: Besondere, festliche Tage, so erzählen uns die Evangelien vom Weg Jesu Christi. Der großartige Einzug Jesu in Jerusalem, gefeiert wie ein Superstar, überschwänglich bejubelt von einer großen Menge Menschen als der Messias, der von Gott beauftragte, gerechte und heilsame neue König, der Wundertäter für viele Menschen und der Befreier Israels von der römischen gewaltsamen Herrschaft. - Und wenige Tage später noch eine ganz besondere Begebenheit, dieses Mal nicht öffentlich, sondern privat, bei einem Abendessen im Hause des Simon, in Bethanien, einem Vorort von Jerusalem.
Dorthin zieht Jesus sich in den letzten Tagen regelmäßig zurück, nachdem er tagsüber in Jerusalem öffentlich gepredigt hat. Und bevor dort an diesem Abend die Mahlzeit beginnt, betritt eine namenlose Frau das Speisezimmer, zerbricht ein Fläschchen aus Alabaster und gießt daraus ein kostbares Öl über Jesu Kopf. Sie salbt Jesus, eine Tradition zu seiner Zeit in Israel, so, wie etwa zukünftige Könige im Auftrag Gottes von Propheten „gesalbt“ wurden am Beginn ihres Weges. In unserem Predigttext wird so nun Jesus gesalbt, vor dem Beginn seines Leidensweges, durch eine namenlose Frau. Sie handelt hier wie eine Prophetin und blickt voraus auf den Weg, den Jesus nach Gottes Willen in Jerusalem gehen wird, den Weg des Gottessohnes ans Kreuz. Und Jesus erkennt in ihrem Tun, dass diese Frau, ebenso wie er selbst, eingestimmt hat in den Weg Gottes, der so anders sein wird als alles, was wir Menschen uns meistens von Gott erhoffen:
Dass nämlich Gott doch machtvoll und gewaltig seinen guten Willen durchsetzen solle in der Welt. Aber der Weg Jesu ist anders, ist der Weg des Gewaltverzichts – und eben damit der Weg heraus aus dem Teufelskreis von Gewalt und Gegengewalt. Auf diesem Weg will Gott unsere Welt befreien von der Herrschaft lebenszerstörender Mächte. „Sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt zu meinem Begräbnis“ (Vers 8) so deutet Jesus das Tun der Frau. – Und wir sind gerufen, uns auch heute so, wie diese biblische Frau, einzulassen auf den Weg, den unser Gott in Jesus Christus für sich gewählt hat: Dass nämlich Gott darauf verzichtet, mit Macht seinen Willen durchzusetzen - und statt dessen sich selbst in den Tod gibt, damit wir als freie Menschen neu leben können von Gottes Liebestat für diese Welt.
Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, amen.
Psalmgebet:
Herr, Gott, mein Heiland, ich schreie Tag und Nacht vor dir.
Lass mein Gebet vor dich kommen, neige deine Ohren zu meinem Schreien.
Denn meine Seele ist übervoll an Leiden und mein Leben ist nahe dem Totenreich. (aus Psalm 88 )
Gebet:
Gott, du bist uns nahe alle Tage unseres Lebens. Voller Liebe und Zuwendung bist du für uns da. Dafür danken wir dir. Und wir bitten dich, dass du unsere Herzen und unsere Sinne öffnest, dass wir Zeichen deiner Güte entdecken können. Und wo das Dunkle übermächtig erscheint, Gott, da erhalte du uns im Vertrauen zu dir, dass deine Liebe zu uns alle unsere Not wenden wird. Amen
Lied: 91, 1 – 4 Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken
Auslegung zu Markus 14, 3 – 9
Lied: 656, 1 – 3 Fürchte dich nicht
Fürbitten: Gott, du selbst bist schwach geworden in Jesus Christus. Nicht mit Gewalt kam deine Kraft in unsere Welt, sondern in Ohnmacht und Leiden hast du schließlich den Tod überwunden. Wir danken dir Gott für dieses Wunder deiner Hingabe. Und wir vertrauen dir unsere Welt an, dass du sie befreist von allen Todesmächten heute. Hilf, Schritte des Friedens zu finden, in den Kriegen dieser Welt, in den Konflikten in unserem Land, in unserem persönlichen Umfeld. Tröste du alle Menschen in schlimmen Sorgen und in Traurigkeit, dass sie nicht verzweifeln an dem, was ihnen geschehen ist, sondern Kraft finden um durchzuhalten und allmählich neuen Lebensmut zu finden. Gott, behüte deine Kirche bei uns und in aller Welt, dass sie allen Menschen die frohe Botschaft deiner Liebe weiter sagen kann in Worten und in Taten. Stärke immer wieder neu auch unseren persönlichen Glauben durch dein Wort, dass unser Vertrauen zu dir wächst, um deiner Wohltat willen, die du in Jesus Christus für alle Menschen getan hast. Amen
Vaterunser und Segen
Für Karfreitag und für Ostern finden Sie dann neue Hinweise im Schaukasten und auf unserer Homepage.
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, amen.
Die Lesungen (entsprechend der Fortlaufenden Bibellese)
Vaterunser und Segen
„Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. So lasst uns nun zu ihm hinaus gehen vor das Lager und seine Schmach tragen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ (Aus dem Brief an die Hebräer, Kapitel 13, Verse 12 – 14)
Christenmenschen als Suchende, so stellt sie uns unser heutiger Predigttext vor Augen. Wir Christenmenschen als Menschen, die auf der Suche sind nach Gottes zukünftiger Stadt, nach dem Reich Gottes – vollendet in der Zukunft durch Gott selbst und immer wieder auch schon aufscheinend hier in unserer Welt, in unserem Alltag. Christenmenschen als Suchende, als Menschen, die unterwegs sind, in Bewegung, angezogen von Gottes neuer Wirklichkeit, immer wieder neu auf sie hin ausgerichtet mit unserem Reden und unserem Tun; so vielleicht, wie ein Magnet Metall anzieht zu sich hin. So mag Gott durch seine heilige Geistkraft wirken an uns Menschen, mag uns beflügeln, etwa zu Taten der Liebe und der Menschenfreundlichkeit, zu Verständnis für andere und Hilfsbereitschaft, zu Rücksichtnahme auf Schwächere, zum Einsatz für Gerechtigkeit für die, die unsere Unterstützung brauchen, zum Ausgleich und zum tatkräftigen Engagement für alles, was lebt. Und gerade jetzt, zu den Zeiten von Chorona, gibt es unzählige Beispiele solch gelebter Nächstenliebe: Die Nachbarin, die für andere mit einkaufen geht, die Erzieherinnen, die die Fenster des Kindergartens für die Passanten mit hoffnungsvollen Bildern bemalen, der überraschende Anruf eines vertrauten Menschen. All das und vieles mehr, oft ohne viel Aufhebens einfach getan – und: Wertvoll für ein gutes, menschenfreundliches Klima in unserer Gesellschaft. Gott sei Dank, dass sich solches Engagement füreinander immer wieder neu unter uns ereignet!
Damit folgen wir dem Weg Jesu nach, denn – so schreibt es der Hebräerbrief - sein Leidensweg diente dem Ziel, das Gottesvolk zu „heiligen“. Untrennbar gehören wir nun zu Gott, das ist es, was das Wort „heilig“ im biblischen Sinne meint. Wir sind nun mit Gott verbunden, in Jesu Leiden und Sterben zeigt Gott uns Menschen, wie stark Gottes Sehnsucht nach Gemeinschaft mit uns Menschen ist, wie ernst Gottes Suche nach uns ist, so, dass sie nicht einmal den Tod scheut, dass Gott selbst für uns alles überwinden will, sogar die Macht der Sünde und den Tod, alles, was Gottes Gemeinschaft mit uns Menschen unterbrechen will. Als „Geheiligte“ sind wir untrennbar mit Gott verbunden, haben teil an Gottes heiligem Geist, können uns so verhalten, wie es Gottes Geistkraft entspricht. Auf diesem Weg werden wir immer wieder auch scheitern, wir werden zurück bleiben hinter dem, was Gott sich von uns erhofft, wir werden uns manches mal nur unvollkommen, irdisch – menschlich verhalten. Und: Auch in unserem Versagen bleibt Gott uns liebevoll verbunden. Gott schenkt uns seine Heilige Geistkraft. Von ihr begleitet können wir Gottes Liebe zu uns – trotz unserer Schuld – Vertrauen schenken, wir können ehrlich zurück blicken, können Schuld anerkennen und – soweit wie das möglich ist – uns auch bemühen, wieder gut zu machen. Amen
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, amen.
Psalmgebet: Psalm 102
Herr, höre mein Gebet und lass mein Schreien zu dir kommen.
Verbirg dein Antlitz nicht vor mir in der Not, neige deine Ohren zu mir; wenn ich dich rufe, so erhöre mich bald.
Denn meine Tage sind vergangen wir Rauch, und meine Gebeine sind verbrannt wie von Feuer.
Mein Herz ist geschlagen und verdorrt wie Gras, dass ich vergesse, mein Brot zu essen.
Mein Gebein klebt an meiner Haut vor Heulen und Seufzen.
Ich bin wie eine Eule in der Wüste, wie ein Käuzchen in zerstörten Städten.
Ich wache und klage wie ein einsamer Vogel auf dem Dache. (Verse 1 – 8)
(in der Bibel folgen noch 21 weitere Verse)
Gebet:
Gott, so vieles in unserem Alltag ist jetzt unklar, verändert und beängstigend. Wir sind unruhig und in Sorgen. Dir vertrauen wir uns an mit allem, was uns bewegt. Bewahre du uns vor der Übermacht der Angst. Hilf uns, dass wir Gutes dankbar wahrnehmen können. Und beflügle uns durch deinen guten Geist, dass wir einander unterstützen können. Sprich uns dazu an mit deinem lebendigen Wort. Amen
Lied: Gott ist gegenwärtig ( EG 165)
Auslegung zu Hebräer 13
Lied: Holz auf Jesu Schulter ( EG 79)
Fürbitten:
Du, Gott, begleitest uns auf unserem Lebensweg. Voller Liebe wendest du dich jedem Menschen zu. Wir bitten dich, dass wir aufmerksam sind für die Zeichen deiner Nähe, die du uns schenkst. Lass uns Kraft schöpfen und Freude und Mut aus allem Guten, das uns begegnet.
Gott, unterstütze du alle, die in diesen Zeiten sich einsetzen für das Wohlergehen ihrer Mitmenschen: Im Beruf, in den Familien, im Freundeskreis, in den Kirchengemeinden.
Segne das Tun von Pflegenden und Ärztinnen / Ärzten, von allen, die Verantwortung tragen in der Politik und der Gesellschaft.
Du bist ein Gott, der das Leben liebt, stärke unseren Einsatz für das irdische Leben und vollende schließlich unsere Wege in deinem ewigen Reich des himmlischen Trostes und Friedens. Amen
Vaterunser
Gott segne uns und behüte uns. Gott lasse leuchten sein Angesicht über uns und sei uns gnädig, Gott erhebe sein Angesicht auf uns und schenke uns und aller Welt seinen Frieden. Amen
Weierbach-Sien
Am Hessenstein 6
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Pfarrerin
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