Idar-Oberstein. Leichtfüßig, beseelt, beschwingt – so verließ so mancher Besucher am 10. September die Johanneskirche nach dem Einführungsgottesdienst für neuen Kreiskantors Christian Kurtzahn und die neuen Mitglieder im KSV, Stefanie Eckes-Steuckart und Sabine Heiter-Grates. Dieser Stimmung konnte selbst der anhaltende Regen, der Punkt 18 Uhr zum Glockenspiel eingesetzt hatte, nichts anhaben. Im Gegenteil: Der Regen hatte etwas im Gepäck, auf das so viele über den ganzen Sommer gewartet hatten – frischen Wind. Und das in mehrerlei Hinsicht. Wie die Natur draußen, die im Regen die Erlösung aus der langen Trockenperiode fand, warteten auch die Besucher in der Kirche darauf, nach einem langen, stillen Sommer endlich wieder Musik zu hören. Enttäuscht wurden sie nicht.
Gleich zur Eröffnung setzte Christian Kurtzahn ein Statement an der Orgel: Begleitet von seinem Freund Tilman Engelhardt begann er mit dem Stück „Astrud“ der polnischen Sängerin Basia Trzetrzelewska („Half a Minute“). Was mit Klängen im lateinamerikanischen Stil und Rhythmus einsetzte, ging nahtlos in „Insomnia“ von Faithless über. Dann stieg Kurtzahn die Treppen herab und setzte sich ans E-Piano am Altar. Ja, es geht weiter mit der Kirchenmusik im Kirchenkreis. Doch zurück zum Altbekannten, das wird es mit dem Norddeutschen, der seit seinem Studium wenige Kilometer vor der Neckarmündung lebt, nicht geben. „Mehr Populärmusik, weniger Motetten.“ So oder so ähnlich lautet die Devise.
Auch Superintendentin Jutta Walber, die den Einführungsgottesdienst leitete, griff diesen frischen Wind in ihrer Ansprache auf. „Wir haben alle Lust bekommen, dieses neue Lied mit ihm anzustimmen“, sagte sie gleich zu Beginn, den Blick halb zu Kurtzahn, halb als Aufforderung an die Menschen in den Kirchenbänken gewandt. Beide Parteien kamen der Aufforderung nach. Christian Kurtzahn stellte sich vor den Altar, band die Menschen mit ein. Unter den Besuchern saß zwar so manches Mitglied eines der Ensembles, die Kurtzahn künftig leiten darf. Sei es aus dem Jugendchor Fri-Fra Voce, aus dem Kammerchor oder den beiden Kantoreien Idar-Oberstein und Obere Nahe. Doch es gab auch genügend andere, deren Talent nicht in der Musik liegt. Auch sie konnte Kurtzahn fürs Singen begeistern.
Nicht jeder für sich sollte vor sich her singen, alle zusammen sollten ein Klangbild ergeben. Das klappte erstaunlich gut und auf Anhieb. Sei es beim Kanon EG 515 „Laudato Si“, beim klassischen Kirchenlied EG 171 „Bewahre uns Gott“ oder EG 302 „Du meine Seele, singe…“ Den Abschluss eines wunderbar stimmigen und modernen Gottesdienstes setzte die Hymne der Musik für die Musik schlechthin. Zum Orgelnachspiel erklang der Klassiker von John Miles, der die Klammer vom Vergangenen bis in die Zukunft, von der ersten bis zur letzten Liebe setzt: „Music“.
Eine Bilderstrecke vom Einführungsgottesdienst finden Sie hier.