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Nachrichtenarchiv

An(ge)dacht: Abwarten oder hoffen?

Steht vor dem Weg, die Kirche zu erneuern, ihr Sterben? Wie das Weizenkorn auf die Erde fallen muss, um sich zu vermehren? Ein simuliertes Gespräch, kurz vor Abschluss der zweiten theologischen Prüfung, stellt Vikarin Dorothea Schwarz vor eine knifflige Frage...

„Frau Schwarz, warum soll ich mein Kind taufen lassen?“

„Ähm“, sage ich, „alsoo.. dann geht Gott mit ihrem Kind eine besondere Beziehung ein.“

„Also ist mein Kind Gott egal, wenn es ungetauft ist?“

Ich werde nervös. „Nein, natürlich nicht. Gott will jeden Menschen. Aber wenn der Mensch auch ja zu Gott sagt, wird die Beziehung noch fester.“ Ich bin stolz auf diese Antwort – niemand wird weggestoßen, aber auch die Taufe bleibt besonders.

„Aber kann ich nicht ‚Ja‘ zu Gott sagen, ohne das ganze Bohei? Ohne direkt Mitglied im Verein werden zu müssen?“

Eine ganz Kritische, denke ich mir. „Sehen Sie: Es geht ja nicht nur um Gott, sondern auch um den Verein, wie Sie so schön gesagt haben. Um die Möglichkeit der Gemeinschaft und Begleitung. Und auch gemeinsam Gutes zu tun, mit der Kirchensteuer oder auch wenn man sich selbst ehrenamtlich einbringt.“

„So wie Sie das sagen, klingt das ja ganz nett, aber die Kirche… die ist einfach nicht mehr, was sie in meiner Jugend war. Die Gemeinden werden so groß, man kennt sich ja nicht mehr. Ich weiß gar nicht, ob ich will, dass mein Kind da Mitglied wird.“

Irgendwo hat sie Recht, denke ich und antworte: „Ja, wir verändern uns. Insgesamt wird die Kirche kleiner und doch werden die Gemeinden größer. Wir müssen Gelder sparen und Personal fehlt uns auch. Ja, es fühlt sich manchmal sogar so an, als läge unsere Kirche im Sterben. Und vielleicht ist das sogar der Weg, den sie gehen muss, um für Ihr Kind wieder eine schöne Kirche zu werden.

In der Bibel heißt es: Das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben, sonst bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht. (Joh 12,24). Was stirbt, verändert sich. Altes geht verloren, Energie für Neues kommt hinzu. Das tut weh. Besonders, wenn man früher so viel Schönes erlebt hat. Aber es kann auch schön sein, zusammen Neues wachsen zu lassen. Taufen Sie ihr Kind. Und bleiben Sie selbst in der Kirche. Lassen Sie uns zusammen das aufbauen, was nach diesen schmerzhaften Veränderungen kommt.“

Das Gespräch ist zu Ende. Ob ich überzeugend war? Keine Ahnung. Die Note dieser Prüfungssimulation sagt: ja. Aber das waren Pfarrer, mit denen ich heiß diskutiert habe.

Die Frage ist doch eigentlich: Was meinen Sie? Sind Sie bereit mit uns neu zu werden? Zu warten und zu hoffen, dass unsere Kirche neu wird?